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Kuratiert von Jan Gustav Fiedler
24/7 Art Window Opening 24.11.2021 17 – 21 Uhr
Online Opening 24.11.2021 18 Uhr via Instagram 12to14_arsvienna
Ausstellungsdauer 25.11. – 14. 12. 2021
FARBENKULT
Ein ausdrucksstarkes minimalistisches Bild zu schaffen ist eine der größten Herausforderungen überhaupt. Jeder einzelne der dargestellten Parameter muss perfekt ausgeführt sein, es gibt keinen Raum, um Unzulänglichkeiten zu verstecken.
In Vera Klimentyevas maximal reduzierter Serie „Farbenkult“ liegt der Fokus auf dem Material und seinen diversen Bedeutungsebenen. Die elf Dyptiche bestehen aus Ikonenbrettern mit jeweils einer monochromen Farb- und Goldfläche. Die verwendeten Pigmente Zinnober, Karminrot, Black 2.0, Bleiweiß, Malachit, Rotes Ocker, Ägyptisch Blau, Lapislazuli, Auripigment, Kalktuff und Purpurissum werden ergänzt durch die elf Goldschattierungen Dukatengold, Caplaingold, Rotgold, Dukatenantikgold, Mondgold, Citrongold, Rosenobelgold, Grüngold, Weißgold, Amerikanische Farbe und Platin.
Kult und Farben waren seit jeher eng miteinander verknüpft, angefangen mit den Eisenoxidpigmenten und dem Ocker der Höhlenmalereien, über Zinnober, das erstmals 9000 v.Chr in dem Natufien belegbar ist, über das erste künstlich hergestellte Pigment, Ägyptisch Blau, aus der 4. Dynastie in Ägypten 2639–2504 v. Chr., über Karminrot, das bereits im 2. Jahrhundert v.Chr. in Mittel- und Südamerika verwendet wurde, bis hin zu Black 2.0, einem zeitgenössischen Pigment für das „schwarzeste Schwarz“.
So unterschiedlich wie die Farben sind auch die Kulte, die diese Pigmente für ihre Zwecke nutzten. Ob religiöse Darstellungen wie beispielsweise das christliche Motiv der Maria in Blau als Himmelsgöttin, Purpurkleidung als weltlicher Machtanspruch, Alchimisten, die über Jahrhunderte hinweg aufgrund seiner Ähnlichkeit zu Gold Auripigment nutzen, oder zeitgenössischer Kunstkult wie bei Anish Kapoor und seinen exklusiven Nutzungsrechten im Bereich Kunst für das maximal schwarze „Vanta Black“, immer ist die Farbe Ausdruck und Symbol einer Idee oder Weltanschauung. Zudem vermischen sich historische Narrative und zeitgenössische politische Realitäten, Lapislazuli beispielsweise, das vornehmlich in Afghanistan vorkommt und dort seit Jahrhunderten gefördert und gehandelt wird, stellt heutzutage eine Haupteinnahmequelle der Taliban dar.
Diese Betrachtungsweise der Werke jedoch ist mit Wissen und Hintergrundinformationen verbunden und steht im Widerspruch mit dem eigentlichen Inhalt dieser Arbeiten, dem Streben nach Einfachheit.
Das Dekonstruieren von Symbolen und eine Reduktion der Form ist eine wiederkehrende Thematik in Vera Klimentyevas kreativem Prozess und der „Farbenkult“ Zyklus setzt diesen künstlerischen Ansatz fort. Jedes der Werke funktioniert losgelöst von den anderen Arbeiten, es ist ein maximaler Minimalismus, der zu einer meditativen Betrachtung einlädt, losgelöst von externen Informationen und Wissen.
