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Heiho Event
“Wir rackern und wir plagen uns
Denn das ist unsre Pflicht
Wir schaffen, was der Berg hergibt
Hinaus ans Tageslicht
Wir graben Diamanten aus
Und Rubine bringen wir nach Haus’
Wir wissen nicht, warum, wozu
Es lässt uns halt keine Ruh’
Heiho, heiho
Heiho, heiho, heiho
Heiho, heiho, wir sind vergnügt und froh”
Der Ausdruck Heiho, der sich hinter dem Namen der Ausstellung verbirgt, ist in Wirklichkeit der Titel eines Liedes aus der berühmten Disney-Verfilmung des Märchens der Gebrüder Grimm – „Schneewittchen und die sieben Zwerge“. Obwohl der Film schon 1937 in die Kinos kam, hat sein Einfluss fast hundert Jahre überdauert und die Wahrnehmung der Arbeit unzähliger Menschen auf der ganzen Welt geprägt. Noch heute können viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf der ganzen Welt zumindest einige Zeilen aus dem Lied Heiho vorsingen. Fast jedeR kennt die sieben kleinen Zwerge mit ihren kleinen Hämmern, die fröhlich singend auf dem Weg zur oder aus der Arbeit sind, während Schneewittchen daheim wartet und die Hütte in Ordnung hält.
Aber wie kommt man darauf, eine Ausstellung über Arbeit nach dem Song eines Disney-Films von 1937 zu benennen? Es spiegelt nicht nur das Ziel wider, über eine vielleicht überholte Form der Arbeitsteilung und des Arbeitsverständnisses nachzudenken, sondern auch die Idee, die hinter dem Ausstellungsprojekt steht: Wir blicken von einem gegenwärtigen Standpunkt aus auf die Arbeitsbedingungen der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart. Somit öffnet sich außerdem ein Raum, um über den Einfluss der turbulenten Ereignisse der letzten zwei Jahre auf die Wahrnehmung unserer Lebensumstände nachzudenken. Der interdisziplinäre Zugang zur Auseinandersetzung mit dem Thema „Arbeit“, bietet eine originelle Möglichkeit, die Problematik aus verschiedenen Perspektiven darstellen zu können.
Im Rahmen der Ausstellung werden die Veränderungen in der Beziehung zwischen dem eigenen Selbst, dem Körper und der Arbeit untersucht. Darüber hinaus konzentrieren sich die präsentierten Kunstwerke auf unterschiedliche Arten von Arbeitsbeziehungen, sowie auf die Unsichtbarkeit der Arbeit selbst. Prekäre Arbeitsverhältnisse sind überall gegenwärtig, auch in Österreich, obwohl die Gewerkschaften und Syndikate hier noch eine wichtige Rolle spielen. Das neoliberale Arbeitsmodell hat nicht nur Unsicherheiten in der Erwerbsarbeit mit sich gebracht, sondern auch Wandel im Menschen selbst. In diesem zeitgenössischen Arbeitsmodell verliert sich die Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit, man gerät in eine ständige Schleife der Selbstoptimierung und Überidentifikation mit der Arbeit, welche letztlich zur eigenen Entfremdung führt. Das Thema der Ausstellung ist gerade jetzt, in Zeiten einer globalen Pandemie ganz besonders brisant.
Für die Ausstellung Heiho haben die Kuratorinnen Anežka Jabůrková und Miljana Mirović zwölf verschiedene Kunstwerke von zehn verschiedenen Künstler*innen aus acht verschiedenen Ländern ausgewählt. Das älteste Werk stammt aus dem Jahr 2007, das jüngste aus der Zeit kurz vor dem Ausbruch der Corona Pandemie. Es gibt eine vielfältige Bandbreite an Medien, die die jeweiligen Künstler*innen nutzen, um ihre Anliegen zu vermitteln. Die Kuratorinnen haben qualitativ hochwertige Kunstwerke mit stets unterschiedlichem Fokus ausgewählt, die sich mit den verschiedensten Aspekten des Themas der Arbeit auseinandersetzen.
Untersucht werden sowohl die Gegebenheiten von Lohnarbeit in Fabrik, zu Hause und im Büro, als auch verschiedene Rahmenbedingungen, die unsere Arbeitserfahrung prägen. Barbora Kleinhamplová befasst sich in ihren zwei Kunstwerken mit der Frage, wie die Identifikation mit der eigenen Arbeit die Identität beeinflusst und wo wir diesbezüglich der eigenen Flexibilität Grenzen setzen. Eine Antwort auf diese Frage können wir in der Arbeit von Jana Kapelová finden. Sie untersucht, wo die Linie zwischen Freizeit und Arbeit gezogen wird und wie man sie voneinander abgrenzt. Dass nicht nur der Mensch selbst für diese Entscheidungen zuständig ist, zeigt Zbyněk Baladrán auf, der sich mit den Mechanismen der Leistungsoptimierung in der Unternehmenssphäre beschäftigt. Das Umfeld von Großunternehmen interessiert auch die Künstlerinnen Anna Witt und Burak Delier. Witt befasst sich mit den Erfahrungen und der Wahrnehmung von Machtverteilung am Arbeitsplatz, während Delier Anpassungsmechanismen an die Anforderungen unseres Arbeitsumfelds untersucht.
Jiří Skála schafft mit seinen beiden Arbeiten einen Übergang zum Themenfeld der Pflegearbeit, indem er die Frage nach Anerkennung und Wertschätzung von prekärer Arbeit im Allgemeinen anspricht. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit Möglichkeiten von Überwachung und Kontrolle im digitalen Raum. Die Pflegearbeit wird von den Künstlerinnen Katarina Csányiová, Jelena Micić und Karin Maria Pfeifer thematisiert. Csányiová untersucht, wie sich Arbeitsbedingungen für transnationale Arbeitskräfte verändern, die außerhalb des Systems der jeweiligen Länder stehen. Micić befasst sich sowohl mit der Problematik der undokumentierten Arbeiter*innen sowie mit der Missachtung von Gesundheitsmaßnahmen in prekären Arbeitsverhältnissen. Pfeifer lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf alltägliche Gegenstände und kommentiert so die Beziehung zwischen dem intimen Rahmen der Hausarbeit und den Bedingungen, unter denen ArbeitnehmerInnen dieselben Tätigkeiten ausführen, allerdings um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Künstler*innen: Zbyněk Baladrán, Katarína Csányiová, Burak Delier, Jana Kapelová, Barbora Kleinhamplová,Jelena Micić, Karin Maria Pfeifer, Jiří Skála, Jakub Valenta, Anna Witt
Kurator*innen: Anežka Jabůrková, Miljana Mirović
Grafikdesigner*in: Kristýna Jordánová
Vernissage 18.11. unterliegt den aktuell gültigen österreichischen Covid19-Maßnahmen. Eine Voranmeldung per E-Mail unter ccwien@czech.cz ist notwendig. Bitte geben Sie in der E-Mail auch die Namen aller begleitenden Personen und deren E-Mail-Adressen an.