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Heimsuchungen Event
ein gespenster-festival über das abwesend anwesende in und um uns
lectures | filme | lesungen | performances | musik
drei festivalabende am 28., 29. und 30. oktober 2021
beginn jeweils 20.00 uhr
ort: schauspielhaus hotel, porzellangasse 19, 1090 wien
eine kooperation von schule für dichtung und schauspielhaus wien, in zusammenarbeit mit dem slash filmfestival
etwas zeigt sich in seiner abwesenheit. etwas ragt aus der vergangenheit in unser leben. oder – wer weiß schon – aus dem jenseits. dieses nicht greifbare etwas ist uns zwar “unheimlich”, ob seiner allgegenwart in märchen, schauerromanen, horrorfilmen und tv-serien allerdings auch sehr vertraut, ja gerade “heimlich”. es: das gespenst, der geist, der spuk, die erscheinung, das phantom, wesen und unwesen.
früh schon haben gespenster die ihnen zugeschriebenen literarischen reviere – moore, gräber, schlösser und andere “haunted houses” – verlassen und sich auch in die gedankengebäude von philosophie und psychoanalyse eingenistet. und dies mit einer strahlkraft, dass sie in den kulturwissenschaften längst auch als metaphern, chiffren und diskursfiguren für gar vieles herumgeistern: von der bereits von karl marx beschriebenen ökonomie des scheins als gespenstische scheinökonomie heutiger finanzkapitalströme über jacques derridas plädoyer “lernen, mit den gespenstern zu leben” bis herauf zur “hauntology” des kulturwissenschaftlers mark fisher, laut der die “abschaffung der zukunft” massenhaft gespenstische wiedergänger vergangener epochen gebiert.
neben aller theoretischen aufgeladenheit sind gespenster – als schwellenphänomene zwischen dies- und jenseits, sichtbarkeit und unsichtbarkeit, faszination und furcht – nach wie vor freilich auch spielfläche unserer imagination; ganz egal, ob es sich dabei um die guten alten geister handelt, die uns “nur” schreckten, weil wir weder ihre botschaften noch ihre seltsamen aggregatszustände zu deuten wussten oder ob es um die neuen gespenster geht, deren abwesende anwesenheit uns in den omnipräsenten trugbildern unserer medienwirklichkeit ebenso zusetzt wie in den phantomhaften inszenierungen unserer ichs in den sozialen netzen. waren die alten geister um uns noch spooky, so sind die neuen in uns nur noch creepy.
als zeitgenössisches literaturfestival wollen wir diese historische vielfalt kutureller gespenster-produktion auf deren resonanzen in heutiger text- und musikproduktion abhorchen. denn so viele zweifel gespenster mit ihrem erscheinen auch wecken, so wenig zweifel besteht doch darüber, dass gespenster wieder konjunktur haben. man muss nur an sie glauben.
kuratiert von fritz ostermayer (künstlerischer leiter der sfd)
do, 28.10., 20h
markus keuschnigg (slash filmfestival wien, filmjournalist) präsentiert seine liebsten ghost-movies – lecture
sfd& gespenster – lesungen aus der zeitschrift der sfd von:
eleonora bögl, curd duca, eva pilipp, petra pribitzer, alexandra wieser
4 kurzfilme von susann maria hempel (filmkünstlerin, greiz):
“wie ist die welt so stille” (5 min); “der große gammel” (8 min); “die fliegen (the birds II)” (7:30 min), “sieben mal am tag beklagen wir unser los und nachts stehen wir auf, um nicht zu träumen” (18 min)
fr, 29.10., 20h
johannes ullmaier (literaturwissenschaftler, mainz) – einführungsreferat
barbi marković – (autorin, wien) – auftragstext für die sfd
sfd& gespenster – lesungen aus der zeitschrift der sfd von:
gerald jatzek, markus köhle, linda f. lux
hendrik otremba (autor und musiker, berlin) – romanlesung: “kachelbads erbe”
makunouchi bento & silent strike (elektronische bela bartok-hauntologen, temeswar/bukarest)
sa, 30.10., 20h
roger clarke (autor und geisterforscher, london) – a natural history of ghosts: 500 years of hunting for proof – einleitendes zoom-gespräch mit dem autor (in englischer sprache);
lesung aus der deutschen übersetzung naturgeschichte der gespenster. eine beweisaufnahme (hg. von judith schalansky) von dirk stermann (kabarettist, moderator, autor, schauspieler & sfd-teacher)
barbara zeman (autorin, wien) – lesung aus dem text “das mädchen”
voodoo jürgens (poet und musiker) mit seiner sfd-friedhofspoesie-klasse:
manfred bruckner, jürgen heimlich, johanna niedermair, vera reumann,
stephan ronay, susanne weigersdorfer – lesung / performance
sfd& gespenster – lesungen aus der zeitschrift der sfd von:
max pein, renate schiansky, agnes schneidewind,
susanne weigersdorfer, jan zimmermann
ela orleans (musikerin und ghostpoet, london) – musikperformance
moderation: fritz ostermayer