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Vom Kabelwerk zur Biotope City Event
Eine diskursive Wanderung am Wienerberg
Mit Reinhard Seiß und Rudolf Kohoutek
Stadtdiskursvisite
Die Stadtdiskursvisite führt uns nach Meidling und Favoriten, wo zahlreiche städtebauliche Entwicklungen zu beobachten sind. Wir wollen drei Stationen mit Hilfe von Experten einer näheren Betrachtung unterziehen: Kabelwerk, Euro Plaza und Biotope City. Wie immer stehen die Fragen nach der städtebaulichen Bewertung im Vordergrund, hier interessiert insbesondere der Zusammenhang zwischen Wohnbau und Straßenraum. Kann Wohnbau noch städtebauliche Qualitäten erzeugen oder ist dies eine illusionäre Vorstellung?
Das Kabelwerk in Meidling ist ein gemischt genutzter autofreier Stadtteil auf den Gründen der ehemaligen Kabel- und Drahtwerke AG als Ergebnis eines städtebaulichen Ideenwettbewerbs und eines kooperativen Planungsprozesses. Zentral ist die neuartige Raumbildung einer „peripheren Urbanität“ und die Einbindung in die umgebenen Stadträume. Auf eine umfangreiche kulturelle Zwischennutzung ist das Werk X als hochrangiges Theaterprojekt gefolgt. Die Abfolge innerer Wege und Plätze und vielfältige Gebäude- und Wohnungstypen prägen diesen ungewöhnlichen Stadtraum, wobei wir der Frage nachgehen, wie sich der städtische „Normalfall“ Straßenraum hier 10 Jahre nach der endgültigen Fertigstellung darstellt. Es führt Rudolf Kohoutek.
Anschließend führt der Stadtplaner und Kritiker Reinhard Seiß durch das Büroviertel Euro Plaza sowie den neuen Stadtteil Biotope City.
Der Businesspark an der Wienerbergstraße, der ab 2001 in mehreren Etappen entstanden ist, greift zwar die klassische Wiener Blockrandbebauung auf, führt aber vor Augen, dass die städtebauliche Figur allein noch keine Urbanität generiert. Allem voran die Monofunktionalität des Viertels, aber auch die Maßstäblichkeit vieler Bauten sowie die Banalität zahlreicher Details im öffentlichen Raum verhindern wie so oft in Wien, dass aus einem Immobilieninvestment auch tatsächlich Stadt wird. Die Biotope City auf dem ehemaligen Coca-Cola-Gelände wiederum offenbart die bescheidene städtebauliche Qualität neuer Wiener Wohnquartiere, wo jeder Begriff von städtischem Straßenraum obsolet erscheint. Die Ballung von knapp 1.000 Wohnungen, die hier ab 2018 realisiert wurden, bedeutet eine immense Verdichtung - was durch die bemühte Begrünung nur oberflächlich kaschiert wird. Das Vorzeigebeispiel der Wiener IBA 2022 steht daher im Verdacht eine best practice in Sachen urbanistisches Greenwashing zu sein.
Es führen: Reinhard Seiß und Rudolf Kohoutek
Kuratierung und Moderation: Manfred Russo