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Recycled Cinema Event
25. Mai bis 16. Juli 2021
Gemeinsam mit der Viennale und in Zusammenarbeit mit sixpackfilm widmete sich das Filmmuseum im Herbst 2020 mit der Retrospektive Recycled Cinema den mannigfaltigen Ausprägungen des Found-Footage-Kinos.
Einige Programme der Reihe konnten jedoch nicht mehr gezeigt werden, weil der zweite Lockdown in Kraft trat. Nun werden einige Vorstellungen nachgeholt. Im Kleinen ermöglichen sie noch einmal einen Überblick quer durch die ganze Bandbreite der Reihe, thematisch wie formal: vom Essay zur Fiktion, vom Experiment zum Dokument, vom Kurz- zum Langfilm, von der Stummfilmzeit bis zur Gegenwart.
Recycled Cinema ist mehr als eine poetische Zuschreibung. Found-Footage-Filmemacher*innen hauchen bereits existierendem Bildmaterial neues Leben ein statt unsere Welt mit weiteren selbstgemachten Bildern zu übersäen.
Die große Zahl von Künstler*innen, die ihre ganze Laufbahn dem Found-Footage-Film gewidmet haben, zeugt von der Vielfalt des Genres und seiner bleibenden Wirkung. Wir präsentieren Schlüsselpositionen dieses reichen Felds, die durch die Bearbeitung von gefundenem Material Diskurse umdeuten, Identitäten herausfordern und Geschichte neu schreiben. Die Found-Footage-Vorgangsweise attackiert und zerlegt gewohnte Zusammenhänge und Plausibilitäten im Namen der künstlerischen Aneignung, sei es in Bezug auf konventionelles Erzählen, die Darstellung von Diskriminierung, die Brutalität der politischen Macht oder die Schönheit von ephemeren Filmen: Man könnte es auch angewandte Film-und Medienkritik nennen.
Recycled Cinema feiert sowohl den globalen Charakter der Found-Footage-Tradition wie auch ihre starke lokale Verankerung in der Wiener Kunst- und Filmszene. Gefeiert wird damit auch die herausragende kuratorische und unternehmerische Leistung des heimischen Filmverleihs sixpackfilm, der vor dreißig Jahren aus einer Filmschau geboren wurde, die sich demselben Thema widmete: Found-Footage-Kino. (Brigitta Burger-Utzer, Michael Loebenstein, Jurij Meden)
Di 25.5. | 19:00 & Fr 3.6. | 16:00
Films by Santiago Álvarez
Filme von Santiago Álvarez
Now CU, 1965, 35mm, sw, 6 min
Hasta la victoria siempre CU, 1967, 35mm, sw, 19 min
L.B.J. CU, 1968, 35mm, Farbe und sw, 19 min
79 primaveras CU, 1969, 35mm, sw, 24 min
Vier Filme vom größten aller kubanischen Kinomeister. Zu Beginn Bilder vor allem von US-amerikanischen Polizeigewalttaten, dazu Lena Hornes seinerzeit in den USA verbotenes “Hava Nagila”-Cover “Now”. Ähnlich getrieben und mit ebenso mageren Mitteln realisiert, ist die Kino-Parte für Che Guevara, Hasta la victoria siempre, in weniger als 48 Stunden gestaltet für die offizielle Gedenkfeier. An ganz andere Größen erinnert L.B.J.: Martin Luther King, Robert “Bobby” sowie John F. Kennedy, die berühmtesten Attentatsopfer der US-60er. L.B.J. steht auch für Lyndon B. Johnson, dessen Biografie in diesem subversiv-satirischen Pop-up-Buch über die Macht und ihren Preis erzählt wird. 79 primaveras – ein Nekrolog auf Bác Hô (H
ô Chí Minh) – kennt in seiner genuin materialistischen Sinnlichkeit und Bildgewalt wenig Vergleichbares im Kino. (Olaf Möller)