Victor Gruen und das Zentrum für Umweltplanung Event

Ökologische Stadtplanung im Wien der 1970er Jahre

„Victor Gruen (1903-1980), is the commercial architect who became renowned in 1950s America as the ‘pioneer of the shopping center,’ then by his urban redevelopment projects as the ‘savior of the downtowns’, and by the mid-1960s as the ‘architect of the environment.’”
Alex Wall, Victor Gruen — Citybuilding: From Public Space to the design of the environment

Dieser dritte Abschnitt in Gruens internationalem Wirken ist in besonderer Weise mit Wien verbunden. 1966 kehrt Gruen aus den USA in seine Geburtsstadt Wien zurück, aus der er 1938 als junger Architekt fliehen musste. Die zu der Zeit auf breiter Front einsetzende Kritik an der „autogerechten“ und funktionstrennenden Stadtplanung der Moderne und ihrer negativen Auswirkungen auf die hoch verdichteten und funktional wie sozial durchmischten europäischen Metropolen machen Gruen zu einem der Vordenker der Fußgängerzonen und Initiator einer autofreien Innenstadt in Wien.

1973 gründet Gruen das „Zentrum für Umweltplanung“ (ZUP), das sich als europäische Zweigstelle der „Victor Gruen Foundation for Environmental Planning“ (VGF) der Öffentlichkeitsarbeit und Forschung im Zeichen nachhaltiger Entwicklung widmete. Durch Studien, Gutachten, Projekte oder Thesenpapiere, wie die „Leitlinien für die Stadtentwicklung“ versuchte das ZUP auf die öffentliche Verwaltung und Planung in Wien Einfluss zu nehmen: eine Zelle alternativer und kritischer Denker aus einem breiten Spektrum an Disziplinen, von der Architektur bis zu Verhaltensforschung und Ökologie entstand. Die Veranstaltung fragt nach der Relevanz der damals entwickelten Ansätze für heutige Problemfelder nachhaltiger Stadtentwicklung.

Nach einem Impulsvortrag von Fritz Waclawek, einem der Exponenten des ZUP, diskutieren Annette Baldauf und Walter Chramosta mit dem Vortragenden.
Text: Andreas Vass

Fritz Waclawek
Architekt, 1968 Initiator, Mitorganisator Weltkongresses UIEA in Wien, 1968 bis 1972 _ Organisation Victor Gruen, Wien, Paris, Zürich, Louvain, 1972 Mitglied im ZUP, ab 1975 Forschungsaufträge, 1976 Forum Stadtplanung, mit E. Bramhas, 1986 Fachbeirat für Stadtplanung, 1986 bis 1988 Vorsitzender Juror im Verfahren „Chancen für den Donauraum“, 1993 bis 1997 Arge „Uhl & Waclawek“, 1997 „1. Wiener Passivhaus“, 1998 Würdigung Otto Wagner Städtebaupreis, 2010 bis 2018 Architekt OAI & Urbaniste/Amenageur in Luxembourg

Annette Baldauf
Professorin für Epistemologie und Methodologie an der Akademie der bildenden Künste Wien, zahlreiche Publikationen, u.a. 2014: Victor Gruen. Shopping Town. Memoiren eines Stadtplaners. Böhlau Verlag

Walter Chramosta
Architekturwissenschaftler und Stadtplaner, Arbeitsschwerpunkte Methoden des Entwerfens und Planens; kollektive Raumvorstellungen; Wechselwirkungen von Politik und Architektur.