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Wühlen im Archiv I Event
Modellhaftes Heraufbeschwören einer Performance I
Konzept: Performatorium (Olivia Jaques und Marlies Surtmann)
Ein Archiv bezeichnet die systematische Sammlung von Dokumenten vergangener Ereignisse, also deren Erfassung, Ordnung und Erschließung. Das Wühlen ist dort in der Regel nicht erwünscht denn es widerspricht der Logik der Ordnung und Klassifizierung. Auch wenn das Archiv des Kunstraum Niederoesterreich noch nicht erschlossen und damit nicht öffentlich zugänglich ist, erhaschen wir einen exemplarischen Blick in die junge engagierte Performancevergangenheit des Ausstellungshauses.
Mit Wühlen im Archiv wollen wir eine Performance aus dem Archiv des Kunstraum Niederoesterreich quasi ‘exhumieren’ und mit Hilfe einer systematischen Analyse von Performancedokumenten nachstellen. Das Projekt fordert das Ende der Betrachtung: kein Reenactment, sondern ein forensisches Zusammensetzen der Spuren, ein physisches Nachempfinden eines vergangenen Ereignisses
Dafür werden Anleihen an Diana Taylors Konzept des Szenarios genommen, dies bedeutet eine stufenweise Annäherung an eine Performance. Taylor etabliert das Szenario als eine Art Analysewerkzeug, um vergangene Ereignisse ‘heraufzubeschwören’ und durch diverse Tradierungsmodi verstehen zu lernen. Neben die Logik des traditionellen Archivierens, welche auf Schrift, Bild und Objekt basiert, stellt Taylor eine Tradierung in Form kultureller Praktiken (Repertoire). Das Archiv und das Repertoire befinden sich in einem wechselseitigen Verhältnis und bedingen einander. Das Szenario bildet einen Rahmen, der multiperspektivisch Interpretationsspielräume sowie zeitliche, örtliche und kulturbedingte Verschiebungen zulässt; eine formalistische Struktur, die sich den Modi des Archivs wie auch des Repertoires gleichermaßen bediene.
Wühlen im Archiv stellt einen performativen Versuch dar Diana Taylors Szenario durch zwei unterschiedliche Ansätze modellhaft auf eine Performance anzuwenden. Dabei stehen Fragen im Zentrum wie: An welchen Stellen entstehen Reibungen durch den Transfer einer Performance in einen anderen zeitlichen Kontext? Was kann durch den Prozess des Selbst-Durchlebens erfahren oder verstanden werden? Welche Aktualisierungen oder Reinterpretationen finden statt? Was bedeutet dieser Perspektivenwechsel für eine feministische Geschichtsbetrachtung, aber auch für einen alltäglichen Umgang mit vergangenen Ereignissen? Der Fokus verschiebt sich von der Frage nach der akkuraten lückenlosen Überlieferung hin zur Frage was und wie wir aus vergangenen (Performance-)Ereignissen für ein rezentes Gesellschafts- und Kulturverständnis lernen.
Eingeladen sind Künstler_innen und alle Performanceinteressierten! Das Projekt ist eingebettet in ein Forschungsprojekt zur Archivierung von Performancekunst und zweiteilig angelegt (der zweite Teil findet im Herbst statt). Durch die Teilnahme am Workshop wird die Zustimmung erteilt, dass Aufzeichnungen und Abbildungen des Workshops, sowie Abbildungen etwaiger (künstlerischer) Ergebnisse im Rahmen des Forschungsprojekts “Archivierung von Performancekunst? Über die Archivierung, Tradierung und Vermittlung einer Kunstform in Bewegung” veröffentlicht und zur weiteren Forschung verwendet werden dürfen.
Wühlen im Archiv I ist ein Kooperationsprojekt zwischen Performatorium Vienna und Kunstraum Niederoesterreich.
Bitte um ANMELDUNG unter https://forms.gle/RMp3YzLNemZLFy4N7