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Unter Vorbehalt: Gisela Stiegler Event
Gisela Stiegler Caramel und Spritzbeton
Ausstellungsdauer:
21.05. – 04.06.2020
Im Rahmen der Ausstellungsreihe:
„Unter Vorbehalt“
21.05.2020 – 24.09.2020
Ab 21. Mai 2020 zeigt die Galerie rauminhalt_harald bichler in einem Intervall von jeweils zwei Wochen bis Ende September Arbeiten ausgewählter Künstlerinnen und Künstler. In Rücksichtnahme auf die aktuelle Situation werden die Ausstellungen kuratorisch so angelegt, dass diese sowohl innerhalb als auch außerhalb der Galerieräumlichkeiten – nämlich durch das Schaufenster – eine Auseinandersetzung mit den gezeigten künstlerischen Positionen ermöglichen und zudem für ein breites Publikum in analoger Form zugänglich sind.
Den Auftakt der Ausstellungsreihe Unter Vorbehalt macht die Künstlerin Gisela Stiegler, die unter dem Titel Caramel und Spritzbeton von 21.05. bis 04.06.2020 eine skulpturale Installation aus u.a. monomentalen Säulen zeigt. (Keine Publikumseröffnung)
Daten der Ausstellungsreihe:
21.05. – 04.06.2020 Gisela Stiegler Skulptur
05.06. – 18.06.2020 PRINZpod Skulptur / Architektur / Malerei
19.06. – 02.07.2020 Stefan Oláh Fotografie
03.07. – 16.07.2020 Alexandra Pruscha Textil
17.07. – 20.07.2020 Werner Jakits Malerei / Skulptur
31.07. – 13.08.2020 Hanna Burkart Installation / Performance
14.08. – 27.08.2020 Markus Guschelbauer Fotografie
28.08. – 10.09.2020 Jakob Gasteiger Malerei / Skulptur
11.09. – 24.09.2020 Sascha Reichstein Skulptur / Design
Caramel und Spritzbeton
Die Frage ist: ist sie wirklich so schwer diese Welt, dass sie so gestützt werden muss? Braucht es diese Kraft? Diese Volumina? Ist es überhaupt die Kunst, die diese Welt retten kann? Und dann ganz besonders: werden sie halten, diese Säulen aus Caramel und Spritzbeton und hart gewordenem Schaum? Können Sie Mut geben und Vertrauen? Können wir uns anschmiegen an sie und zuversichtlich sein?
Zuerst ist es Verblüffung. Man sieht sich um. Ein kleiner Raum mit niederer Decke, drei gewaltige Säulenschäfte, riesige Nieten am Weg durch ein vielstöckiges Haus.
Wie aus dem Ei gepellt. Perfekte geometrische Körper mit Außen- und Innenringen, ebenmäßig in der Oberfläche und doch unterschiedlich. Rau wie Spritzbeton, klebrig rinnend wie erhitztes Caramel, glatt dazwischen, kalkweiß frisch verputzt. Allesamt unverletzt in ihrer Oberfläche. Klar und lesbar. Symbole der Vernunft. Von Farbe keine Spur.
Und dann - räumlich dazwischen, zeitlich davor - die andere Seite. Die „verletzten“ Körper. Gefurcht, aufgeschnitten, mit dem Messer herausgehackt. Rot und Grün auch und Blau und Braun. Mehr hingeduckt als aufrecht stehend. Da ist nichts eindeutig. Die große Form nicht und nicht die kleine. Da geht es um Neues, um noch nie gesehene Volumina, deren Oberflächen bloßgelegt wurden; um Schutzlosigkeit, um Bedürftigkeit und Gefährdung.
Hier – in den färbigen, durchfurchten, amorphen Gebilden – wird die eine Möglichkeit des Seins erörtert: die bauchige, offene, empfindsame, die nicht rationale, so wie dort – in den eindeutigen, mächtigen, zielgerichteten Körpern die andere: die kopfbestimmte, kompakte, mechanische, von der Vernunft geleitete.
Es sind diese zwei gegensätzlichen, das Prinzip Leben bestimmenden aber auch erklärenden Wollen, die die künstlerische Arbeit Gisela Stieglers prägen, die ihre Arbeit auszeichnen und die zeigen, dass sie - bewusst oder unbewusst – zu den künstlerischen Kernthemen durchgedrungen ist. Eine gültige, heutige Formulierung des alle Formen des Seins bestimmenden dualistischen Prinzips zu finden. Es sind das Ja und das Nein, das Hell und das Dunkel, die Null und die Eins, die Angst und die Freude, es sind die Gegensätze, die das Sein gestalten und bestimmen. Und es ist die Kunst, diese Fortsetzung der Schöpfung, die uns das - seit jeher unermüdlich - erklären will.
Text: Herbert Giese