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Hui Ye: The Waiting Room Event
eine Soundinstallation | Hörspiel von Hui Ye
Sprechstimmen: Brishty Alam, Ilse Chlan, Hui Ye
Aufnahme: Amann Studios
3D Rendering: Franz Schubert
Schnitt und Post-Produktion: Hui Ye
Musik: Streichquartett g-moll op.10 von Claude Debussy, Transformations für Cello solo von Tomasz Skweres
Texteditor: Brishty Alam
¬¬Konzept und Text: Hui Ye
In einem Wartezimmer – worüber jegliche Hintergrundinformationen im Ungewissen bleiben – sind Angela, Gertraud und A-Feng zusammen gekommen. Genau wie in einem Wartezimmer, erfährt man auch hierbei nicht über die Personen wie z.B. deren Herkunft, Alter oder Geschichten aus deren Vergangenheit.
Zu Beginn scheint es, dass die drei Frauen völlig beiläufig aufeinander reagieren. Doch mit der Zeit erkennen sie gegenseitige Interessen. Ihre Stimmen enthüllen drei extrem unterschiedliche Charaktere und auch die Gespräche, die sie miteinander führen, bleiben inkonsequent.
Trotz des fehlenden Zusammenhangs zwischen den Konversationen, tauchen allmählich unheimliche Bilder in den fragmentierten Erzählungen der Frauen auf. Ein Hauch von blutiger Gewalt aus ihren Vergangenheiten wird langsam greifbar und währenddessen treiben sie sich gegenseitig hin zu emotional unkontrollierbaren Grenzen…
Die drei weibliche Persönlichkeiten sind Verkörperungen von Frauen, die jeweils in drei wahren Mordfälle die Zentralfiguren sind:
*Gertraud A. – von 2000 bis 2005 die ermordete Österreicherin vier ihrer Neugeborenen aus der Befürchtung heraus, dass ihr Lebensgefährte Johannes G. sie wegen der Kinder verlassen würde;
*Feng-Ming L. – die Hongkongnesin plante im Jahr 1987 gemeinsam mit ihrem geheimen Liebhaber Xin-Lai L. ihren Ehrmann zu ermorden. Während der Tat bei ihr zuhause wurden die gemeinsamen Kinder unerwartet geweckt. Als ihr Liebhaber Xin-Lai L. dann auch noch ihre beiden Kinder ermordete, versuchte Feng-Ming L. es zu verhindern, doch auch sie wurde von ihrem Liebhaber ermordet;
*Angela S. – die Afroamerikanerin (aus Phoenix, Arizona) entführte Terry N. - einen weißen behinderten Mann – zu sich nach Hause. Dort hatte sie ihm 3 Tage lang gefoltert und danach ermordet. Abschließend zerstückelte sie seiner Leiche und verbrannte diesen in einer Mülltonne hinter einer Kirche.
Angela behauptete bei der Polizei, dass sie Neely getötet hatte, weil er ein Spitzel sei. Wobei die medienfreundliche Täterin bei einem Fernsehinterview hinzufügte: „There’s always a racial component…“ Dies trifft auch die mediale Berichterstattung zu: „Black woman dismember disabled white man“ (MyFoxPhoenix.com, 30. März 2012).
Bei vielen gewaltsamen Mordfällen sind die Opfer der (oft männlicher) Täter weiblich. Mit dem Begriff der Viktimisierung wird oft eine unschuldige, wehrlose Weiblichkeit transportiert. Im Gegensatz dazu werden oft starke gesellschaftliche Reaktionen durch Aufdeckung von Frauen verübten Gewalttaten ausgelöst.
In diesem Projekt wird die Künstlerin mittels auditiver Medien einen imaginären Warteraum konstruieren. Dabei untergraben die Stimmen der drei Frauen im Gespräch miteinander die Abgrenzung von Täter und Opfer.
Das Projekt wurde realisiert mit Unterstützung vom Bundeskanzleramt Österreich Kunst/Kultur (BKA).