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der Kunstsalon zeigt
Urban Subjects
It´s Never Too Late to Speculate
(Es ist nie zu spät zu spekulieren)
Spekulation ist ein Akt, der Bedeutung und Wert herstellt und zugleich in Frage stellt. Mit dem Aufkommen der Finanzialisierung in der globalen Ökonomie ist Spekulation gleichermaßen tempogeladen und geduldig bestrebt, Mehrwert zu produzieren, eher wie durch einen Akt der Zauberei als durch materielle Prozesse. Finanzspekulation ist bekanntermaßen auch allesfressend, sie frisst raumgreifend auf was immer sie identifiziert und sie fordert dabei unsere Teilnahme.
Selbstverständlich ist auch Kunst zum Objekt intensiver ökonomischer Spekulation geworden, doch künstlerische Praktiken können sozusagen auch zurück spekulieren und Spekulation in eine Praxis verkehren, die aus den Systemen und Logiken der Finanzialisierung auszubrechen vermag. Im inneren Kern der Spekulation - an den Wurzeln der Spekulation kann Kunst, wie Max Haiven vorschlägt, Gegenspekulationen´ generieren, die anders geartete Verhältnisse und Beziehungen zwischen Leuten, Orten und Dingen herstellen und hervorbringen können. Wenn unsere Leben schon von all den Formen der Finanzialisierung zusammengeschnürt und gebündelt werden und damit spekuliert wird, dann kann Kunst (zumindest) das Leben entbündeln und in Arten und Weisen wieder bündeln, die profund kritisch und unwiderstehlich menschlich sind.
Die für dieses Projekt von uns versammelten Arbeiten spekulieren im weitesten Sinne auf soziale, philosophische, künstlerische und prosaische Weise. Es sind alles Spekulationen gegen Zwangsläufigkeiten und Abgeschlossenes. Einige der Arbeiten beziehen sich auf genau die Ökonomien, die zu dieser grausamen (unmenschlichen) Teilnahme an der Finanzialisierung geführt haben. Zum Beispiel nutzt Jamie Hilder´s Methodenstreit das Medium des Puppentheaters um darüber zu spekulieren wie das Ökonomische so derart dominant für unser Leben geworden ist; Zanny Begg and Oliver Ressler stellen in ihrem Film und den Grafiken von The Bull Laid Bear eine Gegenspekulation zur Finanzkrise von 2008 vor. Edgar Arceneaux´s transformativer Triptychon von Zeichnungen Artificial Intelligence, Forbidden Knowledge, Forbidden Intelligence, ist in sich selbst eine Gegendialektik zu Hierarchien des Wissens, indem er Alan Turing, Snow White and Frederick Douglass verbindet. Kathy Slade´s Arbeit Nazi Punks Fuck Off wiederum öffnet das politische Archiv der Nordamerikanischen Punk Musik um über vergangene Antifa-Aktionen innerhalb des heutigen Horizonts wiedererstarkender populistischer Faschismen zu spekulieren. Die Gitarrengriffe zeigen uns Formation und Abfolge der Akkorde dieser Punkhymne - und sind auch als anders gearteter Aufruf zur Beteiligung zu verstehen.Die intensive Spekulation auf urbanem Territorium durch die kreative Zerstörung der Städte, die die geschichtliche Textur von Nachbarschaften ausradiert wird von Vanessa Kwan in Zusammenarbeit mit Diyan Achjadi angesprochen: ihre Arbeit forever verbildlicht eine differenzierte Zeitlichkeit, indem einzelne Buchstaben von Beschriftungen alteingesessener Geschäfte, die aus der Nachbarschaft von Downtown Eastside Vancouver durch Grundstücksspekulation verdrängt wurden für die Herstellung der Arbeit verwendet werden. Urban Subjects setzen ihren Dialog mit der Arbeitsreihe Advertisements for Architecture des Architekten Bernard Tschumi aus den 1970ern fort und adressieren dabei gegenwärtige Bedingungen des urbanen Lebens in Wien. Auf den urbanen Raum von Damaskus bezogen spekulieren Julia Meltzer und David Thorne sehr poetisch über Gebautes und Nichtgebautes, und kreisen dabei um einen Gebäudeentwurf, der die Mamluk Mosche am Martyr’s Square ersetzen sollte.
Mit Beiträgen von:
Edgar Arceneaux (US), Zanny Begg (AU) und Oliver Ressler (AT), Jamie Hilder (CA), Vanessa Kwan mit Diyan Achjadi (CA), Kathy Slade (CA), The Speculative Archive (Julia Meltzer und David Thorne) (US), Urban Subjects (CA/AT)
Kuratiert von Urban Subjects (Sabine Bitter, Jeff Derksen und Helmut Weber
Dj Walter Seidl
mit Unterstützung von Bundeskanzleramt und MA7
21.00
eiintritt frei
