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Gerald Pfiffl (Wien)
Der Schnellphotograph in der Loge. Der österreichische Bühnen-Fotografie-Pionier Dr. Hans Böhm
Das Hauptaugenmerk der Arbeit von Gerald Piffl liegt auf den Fotografien, den theoretischen Überlegungen zur Dokumentation von Theateraufführungen und zur Authentizität von Szenenfotografien des österreichischen Fotopioniers Dr. Hans Ludwig Böhm (Wien 1890–1950 London). 1901 übersiedelte Böhm mit seiner Familie nach Berlin und fotografierte schon während seines Studiums der Chemie um 1912 die Inszenierungen Max Reinhardts am Deutschen Theater in Berlin für die Buchreihe Illustrierte Klassiker des Deutschen Theaters. Aufgrund des Ersten Weltkriegs kehrte Böhm nach Wien zurück und konnte, mit der neu entwickelten Kamera „Ermanox“ der Heinrich Ernemann AG in Dresden, ab 1924 die Inszenierungen Reinhardts am Theater in der Josefstadt in Wien dokumentieren. Erstmals gelang es das Spiel „live“ während der Vorstellung zu fotografieren. Die herausragende Stellung dieses Theaters in der zeitgenössischen Presse bot das Umfeld für die ausgreifende fotografische und publizistische Beschäftigung Böhms mit diesem Thema. Er veröffentlichte zahlreiche Texte zum Dokumentarcharakter seiner Bühnenfotografien. Ab 1927 beschäftigte sich Böhm ausschließlich mit dem Tonfilm und nahm auch hier eine Pionierrolle ein. Nachdem Hans Böhm mit seiner Frau und seiner Tochter nach London emigriert war, betätigte er sich bis zu seinem Tod als Verleger und Drucker und gab vor allem Schriften heraus, die sich mit dem Film beschäftigten.
Hans Böhms Idee einer neuen fotografischen Darstellung des Theaters war im Ansatz revolutionär, obwohl sie nicht aus dem luftleeren Raum gekommen ist. Die sogenannte Momentfotografie schaffte es bereits um 1900, entscheidende Augenblicke einzufangen, aber die wahre technische Herausforderung lag im Fotografieren bei Nacht und im Theater. Es ist zu bemerken, dass die tiefere Beschäftigung mit dem Thema der Theater- und, im Speziellen, mit der Bühnenfotografie sowohl in der Theaterwissenschaft als auch in der Fotogeschichte immer eine untergeordnete Rolle spielte und dem Werk Hans Böhms schon aus diesem Grund eine singuläre Bedeutung zukommt.
Termin: Donnerstag, 9.5.2019, 16.30–18.00
