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Georgia Creimer: Der diskrete Charme des Monströsen Event

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Von Donnerstag
02. Mai
2019
bis Samstag
01. Juni
2019
18:00
Bildende Kunst Eröffnung

Georgia Creimers Ausstellung löst den uns als Galerie vertrauten rauminhalt aus seiner eingespielten Realität wie aus seiner zeitlichen Verortung, sie ist sein Rauminhalt wie er selbst zugleich. Autonom und in seiner Paradoxie nur seiner Eigengesetzlichkeit verpflichtet, nimmt Georgia Creimers Werk das Publikum in seine eigenartig ambivalente Welt vereinnahmend in sich auf – um es in einer Gleichzeitigkeit unvermittelt auf das Selbst zurückzuwerfen.

Luis Buñuels Film „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ (1972) stand Pate für den Titel von Georgia Creimers Schau. Mit ihm hat die Ausstellung nicht nur die ironisch-kritische Anspielung auf das Bürgertum, die sogenannte Gesellschaft, und ihre verzerrten Verhältnisse, die das gemeinsame Leben wie die individuellen Handlungen dominieren, gemeinsam. Auch die surrealistische Erzählweise ist in beiden Werken das bezeichnende stilistische Mittel zur Vieldeutigkeit.

Weitaus weniger lassen sich die jeweiligen Entwicklungsprozesse vergleichen. Die Arbeiten der aus São Paulo stammende Künstlerin gründen in Zeichnungen, die sie zunächst mit geschlossenen Augen anfertigt, sie lässt den Stift in ihrer Hand in großen Bewegungen über das Blatt tanzen. Aus dem zarten Gewebe der verschlungenen Linien filtriert sie konkrete Konturen, die zu geschlossenen Formen verschmelzen und als einzelne Elemente oder in Konfigurationen auf dem Bildgrund stehen. Künstlich-amorphe Gebilde entstehen, deren organische Erscheinung eine imaginäre Körperlichkeit aufweist. Einer Zeitlichkeit enthoben, mit unterschwelliger Abgründigkeit vermitteln sie eine archetypische Aktivität, die sich nicht kategorisieren lässt, deren Eigenwilligkeit sich jeder Eindeutigkeit entzieht.

Fotografien dieser Zeichnungen bilden das reichhaltige Repertoire an Kompositionen, aus dem die Künstlerin schöpft. Mit Hilfe von Projektionen werden diese Zeichnungen skaliert auf den Bildträger übertragen und in der jeweiligen Technik mit detaillierter Präzision Volumina simulierend ausgeführt. Zeichnungen und Gemälde auf Leinwand oder Papier, aber auch Objekte, Skulpturen und Installationen werden auf diesem Weg realisiert.

Georgia Creimers bizarre Wesen erinnern schon formal an Ornamente des Rokoko. In Harald Bichlers rauminhalt werden diese zudem ähnlich den Grotesken des 18. Jahrhunderts auf Tapeten ausgebreitet, sie besetzen ganze Wände und damit den Raum, dem sie eine eigenartige, quasi-bürgerliche Atmosphäre einhauchen.

Die bühnenhafte Inszenierung umfasst die Wände mit den Tapeten, worauf Georgia Creimer ihre Zeichnungen, Malereien und Fotoarbeiten setzt, stringente Bezüge stellen sich in den formalen Ähnlichkeiten unvermittelt ein: die einzelnen Elemente tauchen modulhaft gleich einer codierten Sprache in unterschiedlichen Maßstäben in Wiederholungen und Spiegelungen auf; das Grundmotiv der Tapeten im vorderen Raum hat als Sitzskulptur tatsächlich Körperlichkeit angenommen, in gigantischer Größe gibt es sich auf einem Gemälde im letzteren Abschnitt zu erkennen. Auf dem schwarz-weißen Grund der Tapeten erscheinen die Aquarelle in Inkarnattönen umso verlebendigter, irritierende Assoziationen werden wachgerufen. Ins Übermäßige getriebene Urformen scheinen in geisterhafter Bewegung als präzisierte Realität festgehalten zu sein. Im Detail erschließt sich die Sorgfalt der feinen Ausarbeitung in schillernden Nuancen, mit liebevoller Hingabe hat Georgia Creimer ihre ambivalenten Wesen geschaffen, der bizarren Monstrosität eine hintergründig komische, aber auch eine poetische Dimension untergeschoben. Das Moment einer nicht ergründlichen Transformation erfüllt die gesamte Raumabfolge der Galerie.

 
Archiv-Screenshot:

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