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Knittelfeld – Stadt ohne Geschichte, Gerhard Benedikt Friedl
Zechmeister, Angela Summereder
Gastkuratiert von Alejandro Bachmann, freier Filmkurator und Publizist.
In Zechmeister wird ein Dorf auf der Suche nach Hinweisen auf einen Mord von zwei Kommissaren auf den Kopf gestellt, um den unnatürlichen Tod des Anton Zechmeister im Innviertel im Jahre 1948 aufzuklären. Schnell ist man sich einig, die Frau müsse es gewesen sein, mit Gift habe sie ihn getötet. Summereder lässt 1981 sowohl die lebenslänglich Verurteilte zu Wort kommen, setzt diverse Beweise, Schriftstücke, Gesprächsprotokolle ins Bild und rekonstruiert den Fall, genauer den Versuch einer Urteilsfindung durch ein ausschließlich von Männern besetztes Schwurgericht, als überzeichnet-verfremdete Inszenierung. Das Aufrollen des Falls macht die Engmaschigkeit der dörflichen Gemeinschaft sichtbar, verlängert die Geschichte aber auch in die Vergangenheit hinein und erzählt vom Verbleiben der Kriegserfahrung in Mensch und Landschaft.
Solchen Spuren geht auch Gerhard Benedikt Friedl in Knittelfeld – Stadt ohne Geschichte nach, hinterlassen von der Familie Pritz, deren Genealogie der Film im Ton nacherzählt: von Spielschulden, die zum Mord führen, von Schießübungen, die eine Fahrradfahrerin treffen, von einem Vater, der das schreiende Kind zu Tode prügelt, von gestohlenem Werkzeug und einer Überdosis Heroin. Diesen Katalog desaströser Ereignisse unterlegt Friedl mit ruhigen Totalen und langen Panoramaschwenks der Kleinstadt, in der nichts davon sichtbar scheint. Oder um mit Bert Rebhandl zu sprechen: „Die tatsächlichen Tatbestände und die öffentliche Meinung darüber beginnen sich zu überlagern, faktische Wahrheit und deren Gehalt fallen auseinander […].“
(Alejandro Bachmann)
Programm:
Knittelfeld – Stadt ohne Geschichte, Gerhard Benedikt Friedl, AT 1997, 34 Min., OmeU
Zechmeister, Angela Summereder, AT 1981, 80 Min., OF
Das Screening ist Teil des Filmprogramms im Blickle Kino, das die Verschobene Heimat – so auch ein Bildtitel Attersees – in den Blick nimmt. Was bedingt eine Verschiebung des Heimatbegriffs? Was entsteht im „Off“, anderswo, und was bleibt an der Leerstelle zurück? Kürzere und längere Formate quer durch alle Genres bieten von Februar bis Mai Gelegenheit, über diese Fragen nachzudenken.
