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Carte blanche für Anna Reisenbichler Event
I work too much, work too little
]a[ Kupferstichkabinett
Begrüßung: Eva Blimlinger, Rektorin der Akademie der bildenden Künste Wien, Julia M. Nauhaus, Direktorin von Gemäldegalerie, Kupferstichkabinett und Glyptothek
Einführung in die Ausstellung: Anna Reisenbichler, Kuratorin und Künstlerin
Musikalische Umrahmung: Annette Fischer, Sopran, Regina Schmallegger, Flöte, und Zsuzsanna Aba-Nagy, Harfe, spielen Werke von Komponistinnen aus 400 Jahren – von Barbara Strozzi bis Gabriele Proy.
Das Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien startete zu Beginn des Jahres 2018 eine neue Ausstellungsreihe: Künstler_innen werden eingeladen eine Auswahl aus den Sammlungsbeständen zu treffen und in einen Dialog mit eigenen Arbeiten zu bringen. Die graphische Sammlung der Wiener Akademie ist dafür besonders geeignet, lieferte sie doch seit ihrer Entstehung unschätzbares Vorlage- und Anschauungsmaterial für dutzende Generationen von Künstler_innen. Wie jeder Sammlungsbestand spiegelt jener des Kupferstichkabinetts auch die gesellschaftliche Situation von weiblichen Kunstschaffenden durch die Jahrhunderte wider. An der Akademie der bildenden Künste Wien waren Frauen erst ab dem Wintersemester 1920/21 als ordentliche Studierende zugelassen, seit etwa 1950 treten sie auch als Lehrende in Erscheinung. Aus der Zeit vor 1900 besitzt das Kupferstichkabinett rund zwanzig Handzeichnungen von Frauen, zwölf davon sind in der Ausstellung zu sehen. Mehrere dieser Künstlerinnen waren der Akademie als Ehrenmitglieder verbunden; die wenigsten erlangten Bekanntheit. Als Ausnahmen sind Angelika Kauffmann und Maria Sibylla Merian zu nennen.
Anna Reisenbichler kombiniert die zwölf Handzeichnungen mit eigenen gestickten Textarbeiten. Die Texte stammen – als Ergebnis eines mehrjährigen Sammelvorganges – größtenteils von zeitgenössischen, zum Teil dezidiert feministisch agierenden Künstlerinnen und Schriftstellerinnen, die für Reisenbichlers künstlerische Arbeit wichtig sind, wie z.B. Susan Hiller, Taryn Simon, Tracey Emin, Louise Bourgeois, Sylvia Plath, Simone de Beauvoir, Guerrilla Girls, Madonna. Deren Aussagen zu ihren künstlerischen Schaffensprozessen, welche häufig in Bezug zu der von außen herangetragenen Klassifizierung »weiblich« bzw. »Frauenkunst« zu verstehen sind, stickt Reisenbichler in altes Papier aus dem Kupferstichkabinett. Als Kulturtechnik war das Sticken lange Zeit eine der wenigen Kunstgattungen, die Frauen ungehindert ausüben durften, und ist bis heute ein wichtiges Medium der feministischen Kunst.
Die Ausstellung reflektiert die Kategorien Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie Privatheit und Beruf/ung. Zudem wird das seit Jahrhunderten etablierte Operieren mit den vermeintlichen Gegenpolen männlich und weiblich, rational und irrational, Faktizität und Emotionalität hinterfragt. Anna Reisenbichler ist Kunsthistorikerin und bildende Künstlerin. Sie beschäftigt sich mit Prozessen der Informationsgenerierung sowie mit dem Verhältnis von Text und Bild; ihr besonderes Interesse gilt Frauenbiografien und der Relation von individuellpersönlichem und kollektivem Wissen.