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Eröffnung am 22.02.2019 ab 19:00
Soundperformance von Robert Mathy ~ 20:30
Die Ausstellung Nonlinear Lines des Medien-und Sound Künstlers Robert Mathy widmet sich dem Klang sehr konsequent als zeit- und raumbasierte Kunst. Der Titel der Ausstellung wirft jedoch Fragen auf, was die augenscheinlich strenge und analytische Herangehensweise angeht, denn anders als es sich die klassische Physik gerne vorstellte, schlägt der Künstler eine nichtlineare Konzeption (Nonlinear Lines) der Grundfeste Raum und Zeit vor und eröffnet damit eine Schnittmenge für wissenschaftliche und künstlerische Spekulation und Spielerei.
Die Einzelschau, die bildnerische Werke sowie kinetische und Klangobjekte von 2009 bis heute zeigt, gibt einen umfassenden Einblick seiner genuin hybriden Formensprache zwischen künstlerischem Experiment und spielerischer Analyse. Mathys Arbeiten bedienen sich in erster Linie mechanischer Bewegungen und Zeichen. Dennoch gelingt es dem Künstler geschickte Formenwandlungen zwischen Apparat und organisch-biologischen Kontexten zu ermöglichen.
Das kinetische Objekt oft (2016), das aus einer Serie von Uhrwerken besteht, windet sich wie eine Doppelhelix durch den Raum. Es taktet die Dauer des mechanischen Skeletts durch das Ticken der arrangierten Sekundenzeiger. Ob Optimierung heutiger Arbeitsabläufe, oder die Idealisierung organischer Lebensformen durch maschinenähnliche Modelle – Zahl, Code und Sequenz bestimmen, wie der Mensch in die Natur eingreift.
Das Abtasten des Raums und die Darstellung der Wirklichkeit als gerasterte Abstraktion spielen in den Fotografien Waste (2014) wiederum eine größere Rolle. 19 Jahre nach Ende des Krieges in Sarajevo glühen die von Lasern gezogenen Linien in die dunkle Nacht noch aktiver Minenfelder nach. Die fotografischen Langzeitbelichtungen zeigen die brutale Sezierung des Territoriums auf.
Die Druckgrafik immer (2013) interpretiert die Zeit einer Analogen Uhr als hieroglyphisches Zeichensystem. 43200 verschieden Zeigerstellungen bilden ein Diagramm, das einer immanenten organischen Systematik zu unterliegen scheint. Als semiotisches Shape-Shifting möchte man Mathys künstlerisches Zutun daher bezeichnen. Die kleinteiligen Analysen mechanischer Apparate und ihrer Bewegungen bis hin zur Absurdität eröffnen gänzlich fremde Zusammenhänge.
Musikalisch setzt sich diese Handschrift fort. Präparierte Instrumente mit kinetischen und automatisierten Konstruktionen geben die Performance an die Maschine ab. Die Serialität bekommt jedoch durch Verzerrung und Ausdehnung von Bewegungszyklen etwas Organisches.
In der Live-Performance motosc (2019) zur Eröffnung wird Robert Mathy mit den Geschwindigkeiten von Elektromotoren spielen und eine klangliche wie visuelle Übertragung des maschinellen Bewegungs-Vokabulars aufführen.
Robert Mathy (*1979 Wien) hat an der Universität für Angewandte Kunst Wien und der Universidade de São Paulo studiert. Seine Arbeiten werden im Kontext internationaler Ausstellungen und Festivals gezeigt. Sie sind auf der Künstlerwebseite http://www.robertmathy.com/ dokumentiert.
Text: © Lona Gaikis 2019
