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Performance by appointment Event
Lenora de Barros & Teresa Serrano
E a voz tem sombra?, 2011
Videoprojektion, PAL, Farbe, Ton, 6 Min. 17 Sek.
Matt Mullican
Trance, 2004
Videoprojektion, PAL, Farbe, Ton, 69 Min. 47 Sek.
Der zweite Abend von performance by appointment bei Georg Kargl Fine Arts, zeigt ein Video einer Performance der Brasilianischen Künstlerin Leonora de Barros in Zusammenarbeit mit ihrer mexikanischen Freundin und Kollegin Teresa Serrano, die 2011 von Casas Daros produziert wurde; und ein weiteres Video einer bekannten Performance des Amerikanischen Konzeptkünstlers Matt Mullican, Trance, die 2004 in der Kunsthalle Zürich aufgeführt wurde.
De Barros (geb. 1953 in São Paulo, Brasilien) und Serrano (geb. 1936 in Mexico City, Mexiko) haben eine zentrale Rolle innerhalb der zeitgenössischen Kunstpraxis in Lateinamerika. Ihre bisherigen Arbeiten offenbaren Machtstrukturen, die Unterwerfung von Frauen, der weibliche Körper als Ort des Widerstands und das Potenzial von Wörtern und Sprache (ansonsten mit einer Hegemonie verknüpft), um Macht zu demonstrieren. Beide Künstlerinnen sind durch ihre Beziehung zur Avantgarde und zur Konkreten Poesie verbunden, welche als wichtige Einflüsse in ihren Ländern zählen. In E a voz tem sombra? [And does the voice have a shadow?] sitzen sich die zwei Künstlerinnen an einem Studienplatz der Bibliothek Real Gabinete Portugues Da Leitura in Rio de Janeiro gegenüber: Höhepunkt der spätimperialen und kolonialen Pracht und die größte Sammlung Portugiesischer Bücher außerhalb Portugals. Nach dem Verständnis der Künstlerinnen wird in der Unzuverlässigkeit von Wörtern und konventionellen sozialen Interaktionen eine generelle Zustimmung von anderen gesucht, in der das Gegenüber gleichermaßen nicht unangenehm berührt werden soll: Dem widersprechend, konfrontieren sich de Barros und Serrano in nahen verbalen Gewaltausdrücken und Faustschlägen. Den Rhythmus, den sie dadurch erzeugen, hat das Stakkato und die Passion von cante jondo im Flamenco. Während diesem Vorgang erzählt Serrano eine apokryphe Geschichte ihres Onkels, der seine Erfahrung eines Vortrags des spanischen Radikalen und Dichter Federico Garcia Lorca schildert, in dem er den Rhythmus seiner Wörter durch seine Hände, oder einen Hammer, oder einen Stock, zu schlagen versucht und sie durch diesen Akt wiederum verstärkt. Frei von Sprache, brechen die Laute von de Barros und Serrano die Stille der Bibliothek und nutzen die Akustik für sich selbst.
Matt Mullican (geb. 1951, Santa Monica, US) ist für seine fortlaufende Serie performativer Installationen bekannt, in denen er sich in Hypnose versetzen lässt, um sich in einen erweiterten Zustand zu begeben, in dem er aus einem Alter Ego mit erweiterter Persönlichkeitserfahrung (dessen Form von Identität wahrhaftig das Superego übersteigt) oder Psyche ein Kunst-Umfeld erschafft. Die Performances sind in einen kosmologischen Raum eingebettet, mit Decken- und Wanddiagrammen, theatralen Requisiten und deterministisch arrangierten Möbelstücken, die physische Repräsentationen eines komplexen Zeichensystems, welches Mullican seit den 1980ern entwickelt und aufgezeichnet hat. Beim Ausarbeiten des Index’, Kosmologie oder Zeichensystems, scheint Mullican die Bedingungen über die Auseinandersetzung mit seinem Alter Ego zu umschreiben und sich somit ein Stück Macht einzubehalten: die Unterbrechung einer Totalität von künstlerischer und kreativer Übertragung. Mullican hat diesen Index oft als „Diagramm“ oder „Modell“ beschrieben und in Interviews eine Spiritualität oder Gottbezogenheit ausgeschlossen. Stattdessen, ist er daran interessiert die Entstehung und Begrenzung von Persönlichkeit zu untersuchen, wie sie in Kunstwerken und durch Künstler und Künstlerinnen verkörpert wird. Und wo kann man dies besser tun als im White Cube einer Galerie, wie wir es in Trance sehen.