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Alfred Schmeller
Das Museum als Unruheherd
Als Alfred Schmeller 1969, nach Werner Hofmanns Abgang nach Hamburg, zweiter Direktor des 20er Hauses (heute mumok) wurde, hatte er bereits eine lange und ab- wechslungsreiche Karriere hinter sich: Er war Direktor des Art Club und hatte lange Jahre als Kritiker gearbeitet, bevor er schließlich als Landeskonservator für Wien und das Burgenland tätig war.
Projekte, mit denen das Haus in seiner Ära Ausstellungsgeschichte schrieb, waren: Wiener Schule des Phantastischen Realismus, Harald Szeemanns legendäre Ausstellung Junggesellenmaschinen, auf die später Monte Verità oder Der Hang zum Gesamtkunstwerk folgten. Ein Schwerpunkt von Schmellers Ankaufspolitik galt den Chicago Imagists, die in den letzten Jahren neu entdeckt wurden: eine lose Formation von Künstler_innen, die an der Chicago Art School studiert hatten und vom Surrealismus, von der Art Brut sowie von Comics und Populärkultur beeinflusst waren.
Schmeller öffnete das Haus in vielfacher Hinsicht: Er lud die Wiener Festwochen ein, im 20er Haus das Avantgardefestival Arena zu veranstalten und war vor allem bestrebt; die Jugend mit Malaktionen und anderen Veranstaltungen ins Haus zu holen – ein damals revolutionärer Ansatz. Sensationell war 1970 die Hüpfwiese von Haus-Rucker-Co in der Ausstellung Live, die Schmeller mit dem Slogan „Der Prater ist geschlossen. Kommen Sie ins Museum!“ bewarb. Neben der Dokumentation der bedeutendsten Ausstellungen Alfred Schmellers und der Präsentation wichtiger Ankäufe wird die Hüpfwiese als zentrales Element der Ausstellung rekonstruiert – Benutzung ausdrücklich erwünscht.
Kuratiert von Susanne Neuburger
Heimrad Bäcker
es kann sein dass man uns nicht toeten wird und uns erlauben wird zu leben
Seit der Schenkung im Jahr 2015 befindet sich der fotografische Nachlass des Schriftstellers und Herausgebers Heimrad Bäcker im mumok: Ein Konvolut, das mit über 14.000 Einzelobjekten wie Fotografien, Negativen, Notizen, Plänen, Textarbeiten und Fundstücken Zeugnis von einer lebenslangen künstlerischen und (selbst-)kritischen Auseinandersetzung mit dem Holocaust ablegt.
Angetrieben von dem Bedürfnis, die Geschichte zu ergründen, las er tausende Seiten von Erzählungen, Aufzeichnungen, Statistiken, Prozessakten und Berichten Überlebender. Er entwickelte ein künstlerisches Verfahren, das unveränderte Originalzitate aus NS-Schriftstücken mit den Mitteln der konkreten Poesie dokumentierte. So setzte er Zitate aus dem Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau von 1939 bis 1945 zentriert auf weißes Papier. Eine Methode, die Vergangenes in die „akute Gegenwart“ (Bäcker) holt und so die Betrachter_innen in unmittelbarer Form mit der Vergangenheit konfrontiert.
Seit den 1960er-Jahren dokumentierte Bäcker auch das Gelände der Konzentrationslager Mauthausen und Gusen. Er fertigte Fotoserien an, lange bevor es eine öffentliche Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit gab. Die Arbeiten zeigen brachliegende Anlagen, die von Pflanzen überwuchert oder aber ganz bewusst von Gemeinde und Staat einer anderen Verwendung zugeführt wurden.
Heimrad Bäcker sammelte und bewahrte auch Fragmente der Anlagen und der Gegenstände, die er auf dem Gelände fand. Als konkrete Objekte sind diese Fundstücke materielle Spuren und stumme Zeugen der Geschehnisse in den Konzentrationslagern.
Kuratiert von Marie-Therese Hochwartner und Susanne Neuburger
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