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rewind

The stars look so different tonight Event

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Von Montag
28. Jänner
2019
bis Samstag
02. März
2019
19:00
Bildende Kunst Theorie Eröffnung Gruppenausstellung

Einführende Worte: Petra Noll-Hammerstiel

Der gewählte Ausstellungstitel The Stars Look So Different Tonight versteht sich als Metapher für das „Sich-Wundern”, den Ausgangspunkt des menschlichen Wissensdursts. Den versammelten künstlerischen Positionen ist der subjektive Zugang zu grundlegenden naturwissenschaftlichen Fragestellungen sowie die Untersuchung von Wahrnehmungsprozessen und Visualisierungsstrategien gemeinsam. In der poetisch-sinnlichen Aneignung von wissenschaftlicher Bildsprache mit fiktiven bzw. hyperrealen Inszenierungen und spekulativen Laboratorien öffnet sich ein neuer Blick auf das Vertraute. Den objektiv-nüchternen Methoden der Naturwissenschaften wird ein experimenteller, manchmal spielerischer Zugang entgegengesetzt, der den Untersuchungsgegenständen ihre Ambivalenz und ihr Mysterium zugesteht.

Der achte Kontinent ist eine Serie von Anthony Carr, die sich auf den Mond bezieht. Meist wurde das Basismaterial mit einer Lochkamera erzeugt und mit Elementen von Himmelserscheinungen, lunaren Fakten und Fiktionen kombiniert. Die Serie ist eine Untersuchung unseres Selbst und unserer Sehnsüchte sowie eine Entdeckungsreise ins Unbekannte des Weltalls. In 21 Arcs sind Fotografien in einem Muster aus wellenförmigen Linien angeordnet, diese ähneln Wogen in einem dunklen Meer. Es ist ein Verweis auf den Einfluss des Mondes auf die Gezeiten, deutet aber auch auf Lichtwellen oder interstellare Funkwellen hin. Andere Arbeiten, wie die aus der Supermoon-Serie, sind aus Teilen von Fotografien konstruiert. Sie beschäftigen sich mit der Debatte über Nutzen und Schaden von Weltraummüll und die Ausbeutung des Mondes durch die Menschen. Faltungen und Entfaltungen verwandeln die Fotos der Serien Untitled (47 Rockets) und Fold Me to The Moon zu Objekten, die an Raumfahrzeuge und Mondlandschaften erinnern.

Nikolaus Gansterer versteht sich gleichermaßen als Künstler, Performer und Forscher; er interessiert sich besonders dafür, wie Zeichnen, Denken und Handeln zueinander in Beziehung stehen. In der Ausstellung zeigt er das Buch Drawing a Hypothesis – Figures of Thought (2011) und eine dazugehörige Videoarbeit. Ausgehend von seiner veröffentlichten Publikation nähert sich der Künstler in Kollaboration mit der Schriftstellerin Emma Cocker dem Inhalt des Buches durch gezieltes Querlesen und Live-Zeichnen – ähnlich einem Leser, der durch die Seiten blättert: Mit Hinblick auf den ambivalenten Charakter von Diagrammen – zwischen Bild, Symbol und Zeichnung – gehen sie der Frage nach, wie diese visuellen Artefakte gefasst, artikuliert und performt werden können. Die fragilen Zeichnungen und Modelle stehen für Nikolaus Gansterers konsequente Entwicklung einer spezifischen Sprache zur Materialität von Denkvorgängen und einer performativen Auseinandersetzung mit den vielschichtigen Bedeutungsebenen des Spekulativen.

Sheung Yiu zeigt das Video Water und eine fotografische Wandinstallation, Teil des kunsttheoretischen Buchprojekts Simulation Hypothesis, das wiederum zu dem Projekt The Poetics of Science gehört. Konzeptuelle – gerahmte – Fotografien des Künstlers werden mit Bildern aus wissenschaftlichen Lehrbüchern, die als Fotoaufkleber gedruckt und auf die Wand geklebt werden, kombiniert und gehen mit diesen einen Dialog ein. In dem Projekt wird die ambivalente Beziehung zwischen Wissenschaft und fotografischen Bildern bzw. die Art und Weise, wie den Menschen durch Fotografien wissenschaftliche Inhalte vermittelt werden, kritisch untersucht; als Beispiel hierfür verweist Yiu auf Fotografien des „Schwarzen Lochs” in „Google Images”, bei denen es sich um aus großen Mengen fotorealistischen Materials konstruierte Bilder handelt, die die Menschen in die Wahrnehmungsfalle tappen lassen. Heute ist die Grenze zwischen den verschiedenen Arten von Bildern verschwommen, dadurch ist die Realität schwer von der Simulation zu unterscheiden. Die Arbeit von Yiu zielt darauf ab, ein kritisches Bewusstsein zu schaffen und den immer noch stark verbreiteten Glauben an die „wahren” Bilder zu erschüttern.

Wie Sheung Yiu interessiert sich auch William Mokrynski für die problematische Beziehung von Fotografie und Realität. Am fotografischen Bild untersucht er die Möglichkeiten, mit Brüchen und Eingriffen neue Inhalte zu schaffen. Dabei dient historisches, gefundenes sowie aktuelles Bildmaterial als Basis seiner Arbeit. Ihn interessiert die Tatsache, dass die Akzeptanz von zum Teil im wahrsten Sinne des Wortes „unglaublichen” Weltraumfotografien, deren Wahrheitsgehalt wir nicht überprüfen können, Vertrauen ins Bild erfordert. Für die Serie Galactic Coordinates hat Mokrynski bei einem Straßenhändler in der Ukraine teils schwer beschädigte Negative erworben, über deren wissenschaftlichen Inhalt er nur spekulieren kann. Diese hat er entwickelt, vergrößert und mit visuellen Elementen wie Gittern und Punkten, die aus der astronomischen Bildgebung kommen, versehen. Bei den sehr poetischen, „kosmischen” Fotografien handelt es sich um während des Entwicklungsprozesses durchgeführte Veränderungen. Weiters präsentiert er ebenfalls bei dem Händler erworbene Fotografien kosmonautischen Inhalts, die echt sein könnten – oder auch nicht.

Andreas Müller zeigt den Film LUKREZ RGB, das Lukrez’ Theorien zur Entstehung unseres Planeten, der Himmelskörper und des Weltalls – verfasst vor über 2000 Jahren – interpretiert. Dadurch liegt dem Film ein Denkmuster zugrunde, das in der zeitgenössischen Forschung überholt zu sein scheint und doch wissenschaftliche Erkenntnisse vorwegnimmt. Lukrez zweifelt an einer übergeordneten Intelligenz, die formgebend das Werden des Weltalls steuert. Geist und Materie stehen für ihn auf gleicher Ebene; der Zufall spielt eine tragende Rolle für den Entstehungsprozess des Kosmos’, dessen Elemente auf ihre körperliche Komponente reduziert werden. In Analogie zu diesem Paradigma verweisen die drei Primärfarben Rot, Grün und Blau auf das Nicht-Greifbare. Sie repräsentieren die ‚Lichtfarben’, aus denen sich alle Farben formen lassen. Der formale Aufbau der Einstellungen wird bestimmt von Rastern und Bogenlinien. Mit einem augenzwinkernden Blick greift der Film auf alte Techniken zurück und spielt durch die enge Verbindung von dokumentarischen und fiktiven Aufnahmen, die den Text illustrieren, mit unserer Wahrnehmung. Die Musik von Cornelius Berkowitz folgt den Bildern des Films und den Ideen Lukrez’ in eine Welt versetzter Proportionen und Konstellationen.

Thematischer Ausgangspunkt von Anja Nowaks Foto- und Videoarbeiten sind zwischenmenschliche Beziehungen und deren Darstellbarkeit anhand von Bildern. Dabei dienen geometrische Objekte wie Kugel und Würfel, Schwarz-Weiß-Kontraste (Licht und Schatten), Fragmente und Wiederholungen als Basiselemente. Es werden Objekte gegenübergestellt, die zunächst gleich erscheinen und gerade deshalb eine Suche nach Unterscheidbarkeit provozieren. Die ausgestellten Arbeiten zeigen Schatten-Figuren, wo Figuren und Schatten optisch nicht mehr zu trennen sind, und sie eröffnen, wie ihre Titel zwei gleiche, In Beziehung zu und zwischen-zwei andeuten, ein Netzwerk aus Relationen. Die Serie zwischen-zwei (2017) besteht aus drei Fotos und einer Videoinstallation; in letzterer wird der Loop eines sich drehenden Würfels und seines Schattens von einem statischen schwarzen Acrylglaswürfel gerahmt. Die Schwarzblenden verdunkeln das Videobild und ziehen uns kurzfristig aus dem Geschehen heraus. Der Würfel wird in diesen Momenten wieder zum primären Gegenstand. Die Fotos der Serie sind Momentaufnahmen dieses Würfels und doch eigenständige Bilder. Der Würfel und seine wechselnden Schattenwürfe verschwimmen im Schwarz zu amorphen und flachen Gebilden.

 
Archiv-Screenshot:

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