We can't find the internet
Attempting to reconnect
Verbindung zu esel.at
Geist versus Zeitgeist: Karl Kraus in der Ersten Republik Event
Ausstellungseröffnung und Buchpräsentation
Begrüßung
Sylvia Mattl-Wurm, Direktorin Wienbibliothek im Rathaus
Wilhelm Hemecker, Direktor des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte und Theorie der Biografie
Zur Ausstellung
Katharina Prager, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte und Theorie der Biografie an der Wienbibliothek im Rathaus
Einleitende Worte zur Lesung
Gerald Krieghofer, Philosoph und Kraus-Experte
Lesung aus der “Dritten Walpurgisnacht”
Karl Markovics, Schauspieler und Regisseur
Im Zentrum der aktuellen Ausstellung der Wienbibliothek im Rathaus steht der “Zeitkämpfer” Karl Kraus (1874–1936) in der politisch bewegten Periode zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Machtergreifung faschistischer Regime in Europa. Es geht darin um seine Auseinandersetzungen mit den verfeindeten politischen Parteien – der Sozialdemokratie und den Christlichsozialen –, mit der modernen Boulevardpresse und anderen neuen Medien sowie mit einer faschistischen Mentalität, die Kraus bereits im Ersten Weltkrieg erkannte.
Kraus war in dieser Zeit nicht nur als Herausgeber und Autor seiner Zeitschrift Die Fackel bekannt und berüchtigt, sondern bespielte auch als Vortragender die Bühnenräume Europas und stritt als Kläger und Beklagter in den Gerichtssälen Wiens, Prags und anderer Städte. Der reiche Karl Kraus-Bestand der Wienbibliothek wird dabei erstmals in seiner Fülle sichtbar.
Einen Höhepunkt der Ausstellung stellt das zu wenig bekannte Hauptwerk seiner späten Jahre dar: In dem polemisch-satirischen Essay Dritte Walpurgisnacht, den er von Mai bis September 1933 schrieb, kam Karl Kraus nach den ersten 100 Tagen des Hitler-Regimes zu dem Schluss, dass Satire gegen diese neuen Barbaren wirkungslos bleiben musste. Er dokumentierte und analysierte aber den Aufbruch der Barbarei in allen Institutionen der Gesellschaft und beschrieb Konzentrationslager, Folterungen, Reaktionen von Intellektuellen, Lügen der Propaganda und vieles mehr. International übersetzt und anerkannt, entkräftet dieses Spätwerk von Kraus jedenfalls das Vorurteil, man hätte nicht schon sehr bald wissen können, wie brutal und destruktiv der Nationalsozialismus tatsächlich war.