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Do You Speak Cree? Event
Losing your native language means losing your home.
Audrey Dreaver and Joi T. Arcand
The artists are present.
curated by Denise Parizek
Die Muttersprache verlieren bedeutet die Heimat zu verlieren
Muttersprache und Identität sind eng miteinander verbunden. Das Verlieren der Art eigenen Ausdrucksweise kann einen Identitätsverlust zur Folge haben. Auf jeden Fall bedeutet die Möglichkeit der Verständigung in der Muttersprache auch das Verlieren der Wurzeln. Es macht sprachlos.
Das Projekt setzt sich für einen Ausbau des bilateralen Dialogs zwischen Kanada und Österreich, zwischen der Cree-Künstlerin Audrey Dreaver, Joi T. Arcand und mir als Kuratorin. Auf Audrey´s Frage, ob derartige Phänomene in Österreich unbekannt wären, erzählte ich ihr die Geschichten der Sprachkriege in Kärnten gegenüber der Slowenischen Minderheit und die Anschläge auf Roma und Sinti im Burgenland oder die lange Ausgrenzung der burgenländischen Maria Theresia Kroaten. Die jüngste österreichische Geschichte ist keineswegs frei von Eroberungsattitüden und Sprachverboten, von Identitätsraub und Ausgrenzung von Minderheiten.
Ziel ist es, die Sprachbarrieren zu überwinden und die Vielfalt bilateraler und interdisziplinärer Konzepte künstlerischer Kommunikation zu erforschen. Wenn wir von Derrida ausgehen, entwickelt sich die Konstellation aus dem Mangel an Ignoranz einer Sprache und den damit verbundenen Einschränkungen und der Neugier auf eine neue Sprache. Die Frage, welche Sprache für bestimmte Bereiche besonders geeignet ist, ergibt sich aus Stereotypen und Erfahrungen. Die Erforschung einer Übersetzungsoption nicht nur zwischen Sprachen, sondern auch zwischen Kulturen, Nationen, politischen Identitäten ist eines der Ziele des künstlerischen Projekts.
Die Europäischen Einwanderer in Nordamerika brachten neue, ihre Regeln, Geschichten, Gesetzte und Sprachen mit, absichtlich oder bewusst übersehend, dass der “neue” Kontinent bereits eine bestehende Kultur inklusive Bewohnern hatte. Den Eingeborenen Stämmen wurden ihre Sprachen verboten, sie wurden zivilisiert, weil ihre eigene Kultur für die Eroberer ohne Wert, wild, war. Somit fand eine Domestizerungs Welle statt, die den Ureinwohnern alles verbot und ihrer Identität beraubte.
Die Cree sind ein Indianervolk Nordamerikas. Ihr Stammesgebiet erstreckte sich von den Rocky Mountains bis zum Atlantischen Ozean über Teile der Vereinigten Staaten und Kanadas. Sie selbst bezeichnen sich als Ayisiniwok und Aha payew – ‘Wahre Menschen’ oder im Sinne von ‘das Volk’ als Iniwak, Iyiniwok, Eenou, Iynu oder Eeyou. Später bezeichneten sich viele Gruppen auch als Wi Iniwak oder Wiyiniwak, was so viel bedeutet wie ‘Volk, mit gemischter Herkunft’. Ihre Sprache, das Cree, gehört der Algonkin-Sprachgruppe an; mit ihr verwandt ist das Michif der Métis. Die Cree stellen heute die mit Abstand größte Gruppe unter den First Nations dar. Ihre 135 staatlich anerkannten Stämme umfassen rund 200.000 Menschen.
Bei meinem Besuch in Regina und Sasketchewan 2016 besuchte ich unter Anderem die Cree Künstlerin Audrey Dealer in ihrem Atelier in der Universität von Regina. Sie erzählte mir über ihre Familie und den schmerzlich erfahrenen Sprachverlust, der einerseits durch die Repressalien der Kolonialzeit resultierten, andererseits aber auch von vielen alten Mitgliedern der Stämme verlängert wurde. Weil die jungen Generationen Cree nicht in der Schule lernten warf ihnen die Community oft vor, schlecht beziehungsweise falsch zu sprechen. Doch Cree wurde auch nicht von ihren Eltern weitergegeben, weil die in einer sprachneutralen Umgebung aufwuchsen und selbst Identitätslos waren.
Heute gibt es viele Bemühungen Cree als Unterrichtsfach zu implementieren, die Sprache in das 21. Jahrhundert zu transformieren. Mittlerweile werden sogar Essays und Romane in Cree geschrieben.