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Michèle Pagel. Homegrown Freaks Event

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Von Donnerstag
11. Oktober
2018
bis Donnerstag
08. November
2018
18:30
Bildende Kunst Eröffnung

Zur Eröffnung: Dr. Klaus-Peter Speidl, Kunsthistoriker

Eine kritische Beobachtung von staatlichen und familiären Erziehungsmechanismen führt bei Michèle Pagel zur Übersetzung in sehr eigenwillige Skulpturen. Den durch natürlich-organische und struktural-artifizielle Prozesse entstandenen Objekten ist nicht nur ein eigenes Wachstum, sondern auch ein eigener vitaler Wille eingeschrieben, der sich den Gesetzen der Gesellschaft zu entziehen versucht.

Folgerichtig entwickelt Michèle Pagel 2016 in der Werkgruppe „Office Dreamers“ Pflanzen, die in ihrer Repräsentation den ambivalenten Wachstumsprozess zwischen Mangel und Kultivierung offenlegen. Ihre Skulpturen entwickelte sie ausgehend von den Naturformen der klassischen Büropflanze, die oft unter widrigsten Umständen immer wieder einen Weg zu Licht und Leben findet und dabei aber erzwungen-verschlungene Formen annimmt. Diese faszinierende Balance zwischen der Hinwendung zum Licht und dem Beibehalten der Standfestigkeit dieser gequälten Pflanzen übersetzt sie nun unter Zuhilfenahme von einfachen Materialien wie Papier, Klebestreifen und Keramik in rein künstliche Pflanzenskulpturen.
Auch in anderen Werkgruppen gilt Pagels skulpturales Interesse den in der Natur vorhandenen und durch den Eingriff des Menschen massiv veränderten Lebewesen.
„The Brick Series“ nennt sie eine den „Homegrown Freaks“ beigemischte Gruppe von Ziegelobjekten, die das allgegenwärtige, stets unausge sprochene Motiv häuslicher Gewalt anvisieren. Aus dem groben Material von Rohziegeln geschnitzte Formteile setzt sie zu verschiedenen Haushaltsobjekten zusammen, die sich im Fall eines zwischenmenschlichen Konflikts als „stumpfe Gegenstände“ zur Domestic Violence anbieten. Die einzelnen Ziegel fügen sich zu Mauern, die begrifflich – und von außen unsichtbar – Situationen einschließen. Mit der fleckigen Glasur des „Cry Baby“ etwa, das – noch von Käseschmiere bedeckt – in seine Wiege eingespannt wird, verweist sie schmerzhaft unter die Oberfläche des Sichtbaren und wirft einen tragisch-komischen Blick auf die Conditio humana und die zivilisatorische, kultivierende Eingebundenheit als primären Gegenpol zur vermeintlichen Freiheit.

MICHÈLE PAGEL 1985 in Werdau in der ehem. DDR geboren / Lebt und arbeitet als freie Künstlerin in Wien / 2005–2008 Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (Medienkunst & Malerei) / 2009 Accademia di belle Arti di Brera, Mailand / 2009–2012 Akademie der bildenden Künste Wien (Heimo Zobernig, Pawel Althamer, Julian Göthe) / Seit März 2015 Universitätsassistenz an der UfG Linz, Plastische Konzeptionen/Keramik / 2018 Bildungskarenz in Uganda, Afrika / Ausstellungen (Auswahl): 2018 Bad Decisions Tell Good Stories, KS-Room, Feldbach/Stmk. / 2017 International Topsellers, Kunsthalle Exnergasse, WUK, Wien / 2016 Blue Monday on the moon, mit Johanna M. Guggenberger, Vila Nova de Cerveira, Portugal / Circle of Life, Leslie Gallery, Berlin / International Fun, Temnikova & Kasela Gallery, Tallinn /Sunday Sanctuary, Praterstraße 42, Wien / Nouvelles de l’île des bien-heureux, Schloss Montbéliard / Sehnsucht ist (Un)heilbar, mit Spøren Reiman und Marian Luft, Memphis, Linz / 2015 Heavy Metal Lametta, Happening mit David Moises, Galerie Ebensperger, Berlin / Beaten up by a thug, saved by kindness, Amatorska, London / To Define and Punish, Jacob Bjorn Gallery, Aarhus / Die rote Bibliothek, mit Martin Zerrenner, Hole of Fame, Dresden / 2014 Papillon, Ve:Sch, Wien / 2013 Hamburger Deluxe, Chamber of fine arts, Zürich / Caecilia Brown, Michèle Pagel, Sabrina Peer, Heidi Rada, Galerie Senn, Wien / Sporen, mit Simon Reimann, SSZ-Süd, Köln / 2012 Im Haus und im Garten, Diplomausstellung, Wien / Stipendien: Startstipendium 2016 (BMUKK) / Seit 2014 Arbeitsstipendium der Brandstätter-Foundation / Publikation: Neue Anthologie des schwarzen Humors, Thomas Raab, Wiesbaden 2017 / Sammlung: Belvedere, Wien (Inv.-Nr. 11029)

 
Archiv-Screenshot:

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