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Die 90er Jahre Event

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Von Dienstag
24. April
2018
bis Sonntag
01. Juli
2018
18:30
Bildende Kunst Zeitgenössische Kunst Eröffnung

Eine Ausstellung in drei Aufzügen:

1. AUFZUG – Ein Wiener Diwan
ERÖFFNUNG: Di, 24. April 2018 | 18.30 Uhr

Zeit des Umbruchs in Europa – der Eiserne Vorhang war gefallen, der Kalte Krieg vorüber. Die Globalisierung schritt rapide voran und rückte Wien näher an das internationale Geschehen. Die Kunst spiegelte diese Situation in exemplarischer Weise wieder, Wien avancierte zum Mittelpunkt einer sich nach Osten öffnenden europäischen Kulturszene. So klar sich die 1990er Jahre jedoch durch politische Ereignisse eingrenzen lassen, so schwierig gestaltet sich die Charakterisierung der Kunst dieser Zeit in Hinblick auf stilistische Strömungen. Herausragende Entwicklungen im Bereich der bildenden Kunst äußerten sich weniger in Gruppierungen und markanten stilbildenden Formulierungen, sondern eher in Spitzenleistungen vieler Einzelpositionen. Diversität in allen künstlerischen Medien erwies sich als wesentliches Merkmal des Jahrzehnts.
Infolge des neuen Bewusstseins, inmitten eines nun etwas freieren Europas zu leben, blühte die Wiener Szene auf. Auch wichtige institutionelle Impulse, wie die Eröffnung der Kunsthalle Wien 1992, der neuen Ausstellungshalle der Generali Foundation 1995 oder die Vorbereitungsarbeiten für die Eröffnung des Museumsquartiers, waren hierfür maßgeblich.

Die Ausstellung ?Die 90er Jahre? gibt im Wien Museum MUSA mittels verschiedenster Ausdrucksformen – wie etwa Malerei, Skulptur, Fotografie, Performance- oder Videokunst – einen umfassenden Überblick über die spannenden und vielschichtigen Positionen, die sich in einem neu vernetzten und internationalisierten Umfeld entwickeln konnten.

Bedingt durch den besonders qualitätsvollen und umfangreichen Bestand an Kunstwerken aus dieser Zeit werden ?Die 90er Jahre? in drei aufeinander folgenden Aufzügen mit insgesamt 255 Werken von 245 KünstlerInnen präsentiert. Somit kann der Überblick über die zu erwartenden Positionen der ?Künstlerstars? hinaus auch auf weniger bekannte KünstlerInnen von oft gleich hoher Qualität ausgedehnt und ein Panorama der damaligen Wiener Kunstszene in noch nie dagewesener Breite gezeigt werden.

Mit der Ausstellung ?Die 90er Jahre” umfasst die Reihe der Jahrzehnteausstellungen, die einen Querschnitt durch eine der größten Sammlungen zeitgenössischer Kunst Österreichs darstellt, nun schon ein halbes Jahrhundert. Wie schon bei den vorangegangenen Sammlungspräsentationen des MUSA wird ein umfassender Katalog mit ca. 1000 Abbildungen erscheinen und damit das umfangreichste Material zur Kunst der ?90er” in Österreich liefern. Hochrangige AutorInnen wie Dieter Bogner, Wolfgang Drechsler, Marie Röbl, Petra Unger u.a.m. werden darin Aspekte der ?Neue Reduktion?, der Malerei, der Fotografie- sowie der Queer- und Genderthematik in ihren Beiträgen bearbeiten.

1. AUFZUG – Ein Wiener Diwan | 25.4. – 1.7.2018
Geschichte, Diversität, Umwelt

Angesichts der Auflösung des Ostblocks 1989 und des Krieges in Ex-Jugoslawien wurde in den 90ern die Debatte über das Ende der Geschichte, das im Jahrzehnt davor durch Hans Beltings Behauptung vom Ende der Kunstgeschichte losgetreten wurde, schnell wieder beendet. Leander Kaiser nimmt dabei in seinem Gemälde ?Die Tribüne des Redners? (1993) als einer der wenigen Künstler diesen politischen Umbruch auf.

KünstlerInnen, die aus dem Nahen Osten oder noch weiterer Ferne nach Wien kamen (z.B. Canan Dagdelen, Leslie de Melo, Mehmet Emir, Behruz Heschmat), brachten neue Themen aus ihren Kulturkreisen ein und trugen damit zur Bereicherung der Kunstszene bei. Den vielfältigen Diskurs der KünstlerInnen untereinander, woher sie auch kommen mögen, sehen wir als einen neuen, lebendigen ?Wiener Diwan?.

Im Gegensatz zum Hype der ?Neuen Wilden? folgt die Malerei ab 1990 in Wien nicht mehr simplen Zuteilungen. Kurt Kocherscheidt kam spät bei der documenta IX (1992) zu Ehren, Siegfried Anzinger setzte sich parallel mit Objektkunst auseinander. Neben abstrakten Stars wie Erwin Bohatsch, Herbert Brandl und Hubert Scheibl durchbrechen, noch wenig beachtet, Martha Jungwirth und Edith Spira die männliche Dominanz in der Malerei. Dazu ist Zeichnen im Großformat wie im Raum (Barbara Eichhorn) gefragt, das Schnitzen und teilweise Bemalen von Holzskulpturen (Karin Frank, Elisabeth von Samsonow).

Peter Dresslers Hund ?Burschi? zog als Pappattrappe durch die ehrwürdigen Museen. Lois Weinberger, Werner Feiersinger, Simon Wachsmuth und Gerhard Gutruf verhandeln in ihren teils groß angelegten Interventionen (Weinbergers Beitrag auf der documenta X, 1999) Umweltthemen, wissenschaftliche Grenzbereiche und politische Naturgeschichten.

Aufarbeitung der Vergangenheit, Xenophobie

Neben postkolonialen Untersuchungen (Lisl Pongers Fotoserien zum Thema ?Fremdes Wien?) war unter KünstlerInnen ebenso die in Wien nach wie vor fragwürdige Vergangenheitsbewältigung ein Thema (Plakate des Künstlerinnenduos Klub Zwei). In diesen Kontext gehört die Debatte um das Mahnmal am Judenplatz von Rachel Whiteread für die in Wien während des Zweiten Weltkrieges ermordeten Jüdinnen und Juden. Neben Arbeiten von Sieglind Gabriel und Norbert Siegl ist die 2018 gefährdete Schrift-Intervention Lawrence Weiners am Flakturm im Esterhazy-Park die bis heute eindringlichste Mahnung gegen kriegerische Auseinandersetzungen.

 
Archiv-Screenshot:

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