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ÖGFA_Vortrag: Nader Vossoughian Event
?Dieser Anruf kann zu Qualitätssicherungszwecken aufgezeichnet werden.? Wir alle haben diesen Satz schon gehört. Er ist Teil unserer Interaktion mit Unternehmen, insbesondere mit Kundendiensten, und doch haben seine historischen und biopolitischen Hintergründe bisher kaum Aufmerksamkeit erregt. Woher kommt die Qualitätskontrolle und wofür steht sie?
Darauf richtet sich der Fokus dieses Vortrags. Er beleuchtet insbesondere die Funktion und den Einsatz von Qualitätskontrollmechanismen in der Bauwirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland zwischen 1938 und 1945. Betrachtet wird die Bedeutung der
Qualitätskontrolle für die Überwachung, Disziplinierung und psychologische Kontrolle von Zwangsarbeitern und Häftlingen während des Zweiten Weltkriegs sowie für die Entstehung des Spezialgebietes Baumanagement. Beispielhaft betrachtet werden die Schriften von Ernst Neufert, Autor der berühmten Bauentwurfslehre, und die Baupolitik und -praxis von Albert Speer sowie der Zentralbauleitung der Waffen-SS und Polizei. Der Vortrag analysiert die zentrale Stellung der Qualitätsfrage in modernen totalitären Nationalstaaten und ihre Bedeutung für die Konsumwirtschaft der Nachkriegszeit in Westdeutschland sowie für die stärker globalisierte Welt heute.
Text: Nader Vossoughian
Nader Vossoughian, seit 2018 Adjunct Associate Professor, School of Architecture, Planning and Preservation, Columbia University, New York, NY, zuvor Associate Professor, School of Architecture and Design, New York Institute of Technology, New York, NY and Old Westbury, NY. Publikationen u. a. zu Otto Neurath, Ernst Neufert, zu Zwangsarbeit und Standardisierung in NS-Deutschland.