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Louis Henderson: Colonial Virtual Event
Im Zentrum des Werks von Louis Henderson stehen anti-koloniale Gegenerzählungen, deren filmische Form auf komplexe Weise aus ihren Gegenständen heraus entwickelt wird und ebenso subtil auf diese zurückreflektiert: Doku-Fiction trifft Visual Poetry trifft Jahrhunderte- bzw. Kontinent-umspannende Ghost Stories. In Lettres du Voyant, der Schauplatz ist Ghana, umschreibt ein ?Sehender? dichterisch die Vision einer rückgängig gemachten Kolonialgeschichte. Zwischen geplünderten Goldminen, Elektroschrotthalden und urbanen Überlebenszonen formt sich ein virtueller Hybrid aus Internet-Magie und Voodoo-Materialismus, der den abstrakten Kern einer möglichen Zukunft in sich birgt. The Sea is History reichert die Suche nach einem virtuellen Jenseits des Kolonialen mit maritimen und animistischen Momenten an. Ausgehend von einem Gedicht des Schriftstellers Derek Walcott bricht der Film unterschiedlichste Schichten der gewaltvollen Besitzergreifung von Haiti und der Dominikanischen Republik kunstvoll auf. Spuren der ?kreolischen? Verwicklung von Einst und Jetzt, des Toten und Lebendigen, geben den Blick frei auf eine mythisch aufgeladene Unterwasserwelt, in der die Kraft einer geopolitischen Umpolung schlummert. Hörbar wird der Sound einer ?nun endlich beginnenden Geschichte?.
Programm
Louis Henderson,
Lettres du Voyant, 2013, 40 min
The Sea is History, 2016, 28 min
Anschließend Gespräch zwischen Louis Henderson und Christian Höller
Louis Henderson lebt derzeit in Großbritannien und Frankreich. Aktuell arbeitet der Filmemacher an neuen Wegen der Zusammenarbeit, um damit unsere gegenwärtige globale Lage, bestimmt von einem rassistischen Kapitalismus und der allgegenwärtigen Geschichte des europäischen Kolonialprojekts, in den Blick zu nehmen und zu befragen. Henderson beschreibt seine Methoden als archäologisch. Ausstellungen/Festivals (Auswahl): Rotterdam International Festival; Centre Pompidou, Paris, Tate Britain, London.
Christian Höller ist Redakteur und Mitherausgeber der Zeitschrift springerin – Hefte für Gegenwartskunst.