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Markus Wilfling: The weight of sense Event
Man könnte Markus Wilfling als Wahrnehmungsfalschmünzer bezeichnen. Seine Objekte stammen überwiegend aus dem sozialen- und geographischen Raum, in dem er sich bewegt und verströmen auf den ersten Blick das Aroma einer transzendentalen Behaustheit. Oder, um es mit Anthony Giddens zu sagen: einer ontologischen Stabilität. Man erkennt die Formen und Konturen, man ordnet ein und kategorisiert. Man versucht Erinnerung und unmittelbare Anschauung zur Deckungsgleichheit zu bringen. Doch immer gibt es da ein kleines Objekt, das sich dem organisierenden Blickregime verweigert. Ob es sich nun um eine Psyche handelt, deren Spiegel durch schwarze Gummiplatten blickdicht gemacht wurden und die damit ihre zentrale Funktion, nämlich die kontrollierende Überprüfung der eigenen Erscheinung verloren hat. Um einen konventionellen Ovalspiegel, hinter dem sich dessen Schatten materiell konkretisiert. Oder um einen Allibert-Schrank, dem geradezu emblematischen Badezimmer-Gebrauchsmöbel der Sechziger- und Siebzigerjahre.
Markus Wilfling ist ein Demiurg der negativen Räume, aber ebenso ein Bricoleur, der dem Immateriellen eine dauerhafte Form verleiht und gesellschaftlich funktionale Gegenstände in die Absurdität überführt. Ein Liebhaber des Schattens und der romantischen Doppelgängermotive. Ein Künstler, der dem traumatisch Verdrängten zur Sichtbarkeit verhelfen will und im allzu Visiblen die verborgenen illusionären Dimensionen mit dekonstruktiver Eleganz zum Tanzen bringt. Ein Wahrnehmungspsychologe und dreidimensionaler Dadaist, der die Vorstellung von der Realität als Illusion im Sinne von Platons Höhlengleichnis in immer wieder neuen Versuchsanordnungen durchdekliniert.
Thomas Miessgang
(Textauszug aus: Markus Wilfling eigenTlich, projektraum viktor bucher, 15.11.2013 - 10.01.2014)