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Carmen Cartellieri Event
Retrospektive zur Viennale 2017
LEUCHTENDER STERN, LEISE VERGLÜHT – CARMEN CARTELLIERI
Retrospektive von 20. bis 30. Oktober 2017
Eröffnungsfilm:
19:00 ANJULA, DAS ZIGEUNERMÄDCHEN
DIE LIEBE VOM ZIGEUNERSTAMME
Cornelius Hintner, A 1919 (gedreht 1917)
MIT Carmen Teschen (Carmen Cartellieri), Franz Ferdinand, Max Brod, Anton Weidinger
51 min | viragiert, dt. ZT, DCP
Premiere der vom Filmarchiv Austria digital restaurierten Fassung
DIE VERSCHWÖRUNG
AZ ÖSSZEESKÜVÖK
Emil Justitz, H/A 1919
BUCH Cornelius Hintner, nach einem Sujet von L. H. Loester | KAMERA Cornelius Hintner | MIT Lucy Gellért, Annie Müller, Myra Corthy, Carmen Cartellieri, Ida Andorffy, Gyula Margittay, Richárd Kornay
17 min (Fragment) | viragiert, dt. ZT, DCP
Premiere der vom Filmarchiv Austria digital restaurierten Fassung
Gesamtlänge: 68 min
Ihr Debüt gibt Cartellieri unter dem Künstlernamen Carmen Teschen im Film ANJULA, DAS ZIGEUNERMÄDCHEN. Die junge Roma Aniula ist selbstständig und kümmert sich nicht um gesellschaftliche Konventionen. Cartellieris Darstellung einer promiskuitiven Frau wurde im k. u. k. Österreich von der Zensur verboten. Erst 1919 kam dieser bereits 1917 gedrehte Film in die Kinos. In DIE VERSCHWÖRUNG agiert sie als Mitverschwörerin des Generals Welkowich. Die zwielichtige Persönlichkeit ist hübsch verpackt unter schillerndem Gewand und ausgefallener Haarpracht. Cornelius Hintner hat mit ihr eine hervorragende Entdeckung gemacht. Sofort wird klar, dass es sich bei Cartellieri um eine ganz besondere Darstellerin handelt, die keine Angst davor hat, ausgefallene Frauenrollen zu übernehmen oder anzuecken. (Kristina Höch)
Mit Live-Musikbegleitung von Stefan Fraunberger.
***
Carmen Cartellieri, 1891 als Franziska Ottilia Cartellieri in Mähren geboren, ist als Künstlerin eine Spätberufene. Mit 26 Jahren dreht sie – ohne jede schauspielerische Erfahrung – ihren ersten Film. Naheliegend ist, dass sie bei den Betreibern der Wiener Regent-Film Schauspielunterricht genommen hat, dort ihr Talent erkannt worden ist und sie so die Rolle der Aniula in ANJULA, DAS ZIGEUNERMÄDCHEN erhalten hat. Wenngleich es bis zum nächsten Film noch rund ein Jahr dauern sollte, ist dies doch der Startschuss zu einer ungewöhnlichen, aber auch disparat verlaufenden Karriere. Innerhalb von elf Jahren dreht Cartellieri rund 40 Spielfilme und gehört damit zu den am häufigsten beschäftigten österreichischen Schauspielerinnen der 1920er-Jahre.
Einen Namen macht sie sich an der Seite des Regisseurs Cornelius Hintner bei den Budapester Filmgesellschaften Star und Astra. Nach dem Ende der Räterepublik übersiedeln die beiden nach Wien, wo Cartellieri im Zuge einer beispiellosen Medienkampagne zum Star wird. Es folgen zwei vielbeachtete Eigenproduktionen, die schließlich in der Gründung der Cartellierifilm GmbH münden. Die Jahre des Aufschwungs der heimischen Filmindustrie während der Inflationszeit von 1920 bis 1923 markieren den Höhepunkt ihrer Karriere. Sie gehört zu Wiens bekanntesten Schauspielerinnen, wird als »schönste« ver- und geehrt. Wenngleich Cartellieris Produktionsgesellschaft nur drei Filme herausbringt, um dann an internen Differenzen mit einem italienischen Finanzier und den Mechanismen der Hyperinflation zu scheitern, bleibt sie auch die Jahre danach noch hoch im Kurs. Auch in Nebenrollen überrascht sie die Kritiker mit ihrer starken Präsenz und schauspielerischen Natürlichkeit. 1928 spielt sie ihre letzte Rolle, ihre Karriere endet unmittelbar vor Beginn der Tonfilm-Ära. Im Alter von 62 Jahren stirbt Cartellieri in Wien. (Armin Loacker)
Anlässlich dieser Retrospektive hat das Filmarchiv Austria einen Großteil der Filme digital restauriert bzw. rekonstruiert. In der neuen Filmarchiv-Austria-Edition »Film Geschichte Österreich« erscheint zudem eine umfassende Publikation zu Carmen Cartellieri.
Kuratoren: Armin Loacker, Nikolaus Wostry