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Drei Filme für Hans Hurch Event
DREI FILME FÜR HANS HURCH
25. bis 30. August 2017
LOS MUERTOS
Sa, 26. Aug. 2017 20:00
So, 27. Aug. 2017 20:45
Mo, 28. Aug. 2017 20:00
Di, 29. Aug. 2017 18:30
PLAYTIME
Fr, 25. Aug. 2017 20:00
So, 27. Aug. 2017 18:30
Mi, 30. Aug. 2017 19:00
SICILIA!
Fr, 25. Aug. 2017 18:30
Sa, 26. Aug. 2017 18:30
Mo, 28. Aug. 2017 18:30
Di, 29. Aug. 2017 20:00
Anlässlich des plötzlichen Ablebens von Hans Hurch im Juli diesen Jahres widmen wir ihm die erste Spielwoche der Herbstsaison im Gartenbaukino. Drei Beispiele einer mutigen, ungewöhnlichen Programmierung, drei Filme, die Hans gewissermaßen ?nahe standen?.
Die jüngere Geschichte des Gartenbaukinos ist untrennbar mit der Person Hans Hurch verbunden. Im Jahre 2002, dem Jahr der 40. Viennale, stand das traditionsreiche Haus am Ring bereits zum zweiten Mal in seiner wechselhaften Geschichte vor der Schließung. Trotz redlicher aber letztlich erfolgloser Bemühungen durch die CITY CINEMAS - einem Zusammenschluss aus Produzenten, Verleihern und Filmschaffenden -, einen Teil der ehemaligen KIBA-Kinos zu retten, schien die Gefahr groß, eines der letzten großen Einsaalkinos der Stadt gänzlich oder zumindest in der bestehenden, historischen Form zu verlieren. Ein Verlust, der nicht nur die Viennale schwer getroffen sondern auch der heimischen Kulturpolitik ein schlechtes Zeugnis ausgestellt hätte.
Mit dem Bekenntnis der Viennale, für eine kulturell relevante und vor allem dauerhafte Programmierung zu sorgen, sowie einer Subventionszusage der Stadt Wien gelang es damals, das Kino aus der Konkursmasse zu retten. Überliefert ist der Satz ?Räumt die Kriegskasse!?, der - je nachdem, wen man fragt - entweder von Hans Hurch oder dem damals neuen Stadtrat für Kultur, Andreas Mailath-Pokorny, geäußert wurde. So oder so ein Statement, das vielleicht das kulturpolitische Klima in Zeiten der diversen Kinosterben erahnen lässt - und gleichzeitig ein selbstbewusster Auftakt einer neuen Ära des Gartenbaukinos.
Entgegen der ursprünglichen Ankündigung, es nur anfangs machen zu wollen, blieb die Programmierung des neuen, alten Gartenbaukinos im Wesentlichen unter der Federführung von Hans Hurch, oft in Zusammenarbeit mit dem damaligen Leiter des Stadtkino Filmverleihs, Franz Schwartz. So prägte er vor allem die Jahre 2002 bis 2008 mit einer abwechslungsreichen Mischung aus Repertoire- und Erstaufführungskino. Werkschauen zu Charlie Chaplin und Jim Jarmusch fanden sich hier ebenso wie die immens erfolgreiche Ehrerweisung an Jacques Tati, die allein 8.000 begeisterte BesucherInnen verzeichnete. ?Crowdpleaser? der Viennale wie ZATOICHI oder GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK waren gewissermaßen vorprogrammiert (wenngleich teils erfolgreicher als angenommen), tendenziell ?schwierige? Filme wie Michael Glawoggers WORKINGMAN?S DEATH, Sean Bakers FOLLOWING SEAN oder HISTORIAS MINIMAS von Carlos Sorin waren im Normalbetrieb eines Einsaalkinos dieser Größe gewissermaßen ?unheard of?.
Nicht immer gingen die Risiken auf, nicht immer erwies sich das Gartenbaukino mit seiner schieren Größe als der ?richtige? Ort für manche Filme. Aber der Mut, gewissen Formen des Kinos eine starke, kompromisslose und in mehrerer Hinsicht große Präsenz zu geben, trug maßgeblich zur Prägung und Relevanz des Gartenbaukinos bei.
Wir möchten dieser ?Vision? eines Programmkinos mit drei Beispielen die Ehre erweisen. Alle drei Filme liefen regulär im Gartenbaukino, oft entgegen besseren (ökonomischen) Wissens, aber teilweise mit beachtlichem Erfolg. Alle drei sind unseres Erachtens exemplarisch für Hans Hurchs weitreichenden Zugang zum Kino.
LOS MUERTOS
Ein Film von Lisandro Alonso
ARG 2004, 78min, 35mm, OmdU
LOS MUERTOS ist der zweite Spielfilm des argentinischen Regisseurs Lisandro Alonso, der Anfang der 2000er Jahre mitprägend war für ein besonders reduziertes, fast schon radikal minimalistisches südamerikanisches Erzählkino. Innerhalb einer gewissen Arthouse- und Festivalcrowd war Alonso längst ein Begriff, einen seiner Filme regulär in einem Kino wie dem Gartenbaukino zu spielen, erschien so mutig wie riskant. Hans erzählte immer wieder gerne, wie erstaunt Verleihchef Franz Schwartz über die Besucherzahlen war, die an der beachtlichen 3000er Marke kratzten – ein großer Erfolg für einen kleinen argentinischen Film.
PLAYTIME
Jacques Tati
F/I, 1967, 124 min, 4K digital, OmeU, in der Original 5-Kanal Frontmischung
Dass er ein großer Verehrer von Jacques Tati war, überrascht niemanden, der Hans ein wenig kannte. Aber kaum ein Film wurde von Hans Hurch, dem Programmgestalter, öfter gespielt als PLAYTIME. Ob nun im Rahmen von KINO WIE NOCH NIE, das ebenfalls inhaltlich seine Handschrift trug, als Teil der TATI Retro im Jahre 2004, 2016 als rare 70mm Vorstellung oder auch regulär über mehrere Wochen im Gartenbaukino. Somit erschien es nur logisch, Jacques Tatis gleichermaßen präzises wie anarchisches Meisterwerk erneut ein paar Mal über die Großleinwand des Gartenbaukinos flimmern zu lassen, diesmal in einer nagelneuen 4K Restaurierung.
SICILIA!
Ein Film von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub
F/I, 1999, 66min, 35mm, OmdU
Als Daniele Huillet, die langjährige Weg- und Arbeitsgefährtin von Jean-Marie Straub im Jahre 2006 kurz vor der Viennale verstarb, entschied sich Hans dafür, ihre 1999 entstandene Verfilmung eines Romans von Elio Vittorini SICILIA! als Überraschungsfilm zu zeigen. Eine eher ungewöhnliche Wahl, war man als Viennale-Besucher doch eher anderes gewohnt. Bestimmt weit mehr als die Hälfte des Publikums verließ den Saal frühzeitig; jenen, die ausharrten, wurde vielleicht erstmals der Zugang zum Werk von Straub/Huillet ermöglicht. Ein Abgesang an eine langjährige Freundin, ein Tribut an eine Künstlerin, die Hans über alle Maßen schätzte und verehrte – wen kümmert es, ob das Publikum darauf gerade Lust hat oder vorbereitet ist. Kino musste auch das können und sollte auch das müssen: überwältigen, fordern, jedenfalls erweitern.
(Norman Shetler)