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Retrospektive – 25. Jänner bis 1. März 2017
Eröffnungsfilm
25.01.2017, 19:30 | 26.02.2017, 20:00
DIE HALBSTARKEN
BRD 1956, 97 min, s/w, OF, 35mm
Zeitnahes Kino war in den 1950er-Jahren hierzulande eher die Ausnahme. Umso herausragender erscheinen heute Filme wie DIE HALBSTARKEN, ENDSTATION LIEBE, GESTÄNDNIS EINER SECHZEHNJÄHRIGEN oder UNTER 18, gedreht von einem Regisseur, der es verstand, das Lebensgefühl der Nachkriegsjugend ins Kino zu übersetzen.
Wie der gebürtige Wiener Georg Tressler durchaus auch abseits schwerfälliger Studiokulissen der Wirklichkeit, dem Alltag der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderjahre nachspürte und in unprätentiösen Bildern das Lebens- und Zeitgefühl einer verlorenen Generation beschrieb, rückt ihn mehr in die Nähe des italienischen Neorealismus und der Nouvelle Vague als in die Gilde der bemühten Studiohandwerker jener Zeit. Und wenn Tressler im kitsch- und klischeebeladenen deutschsprachigen Genrekino das »ganz normale Leben« herausstellte, gelangen ihm – dem Grenzgänger zwischen Tradition und Moderne – Meisterwerke, die bis heute bestehen.
Seine HALBSTARKEN-Filme waren ganz dicht am Puls der Zeit, als sich erstmals explizit eine Jugendkultur formierte, die sich vor allem als Gegenkultur definierte zur Welt der Erwachsenen, der Kriegsheimkehrer und der Wiederaufbaugeneration. Seine großartige Verfilmung von Karl Schönherrs WEIBSTEUFEL stellt eine ästhetisch radikale Neuinterpretation des Heimatfilms und eines der überzeugendsten Beispiele realistischen Erzählens im österreichischen Nachkriegskino dar. Eine (s)experimentelle Alpen-Gratwanderung unternahm er dagegen in SUKKUBUS, in dem er schwer mythischen Pathos mit zotiger Sexploitation verband.
Tresslers genauer und sensibler Blick, sein Gespür für die Zeit und auch für Orte, seine handwerkliche Präzision gerade wenn er hinausging »auf die Straße« verleihen den Filmen eine Authentizität, die an Kraft und Faszination nichts verloren hat. (Ernst Kieninger)
Am 25. Jänner 2017 wäre Georg Tressler 100 Jahre alt geworden. Sein Todestag jährt sich am 6. Jänner zum zehnten Mal. In Erinnerung an den großen Wiener Regisseur zeigt das Filmarchiv Austria acht Spielfilme.
Kurator: Ernst Kieninger
