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ephemeropteræ 2016/#4 ? Natasha Ginwala | Sarathy Korwar Event
?Gibt es keine Alternativen zu Erinnerung und Vergessen: Zeiträume, in denen die Vergangenheit zurückkehrt, und solche, wo die Vergangenheit sich selbst beseitigt? Vielleicht wäre eine solche Alternative ein Rhythmus der Geschichte?? – Henri Lefebvre
Die vielbeschäftigte Kuratorin und Theoretikerin Natasha Ginwala, u.a. ist sie kuratorische Beraterin der nächsten Documenta, erforscht für ephemeropteræ #4 ihr fortlaufendes Projekt The Museum of Rhythm, das Henri Lefebvres Ideen rund um die Rhythmusanalyse umsetzt. Dieses Projekt untersucht, wie Zeitregime auf soziale Körper wirken anhand von Regulationsmodellen antiker Systeme der Zeitmessung bis hin zur Anwendung wissenschaftlicher Managementmethoden in der industrialisierten Gesellschaft.
?The Museum of Rhythm gibt eine gestische Achse vor?, so Ginwala, ?die frühe Erscheinungsformen von Metronomen beinhaltet, wie auch eine Hundepfeife, eine Satellitenaufnahme von weißen Linien in der Wüste Gobi, Pariser Straßenanmache, die Erfindung eines Schimmzugs, Frank B. Gilbreths Bewegungsstudien, Kompositionen aus indigenen Liedern und dem Rauschen eines Radios, Simone Forti wie sie die Nachrichten tanzt, einen Laurel und Hardy Klassiker unterlegt mit nervösem Herzklopfen, theosophistische Auradiagramme, Hanne Darbovens Kodierungen von Zeit, ein auditives Archiv, das die Politik des Zuhörens untersucht, Fotografien einer Indigofabrik im kolonialen Indien aus dem 19. Jahrhundert, ?Sonakinatografie Zeichnungen? von Channa Horwitz und vieles mehr, um fiktive Brücken und vitale Brüche zwischen ästhetischen Vorschlägen, materiellen Geschichten und wissenschaftlichen Dokumenten zu erzeugen.?
Wir neigen dazu, das Denken durch Rhythmus als Methode zu begreifen, die es uns erlaubt, unterschiedliche Materialien und Quellen gegenüberzustellen, um eine Lesart der Moderne als Prinzip von Organisation zu ermöglichen sowie Lebensmuster über organische und mechanische Welten hinweg zu dekodieren. Doch Rhythmus handelt auch als eine Form des Widerstands – durch den der Körper Freiheit erhält, gegen den disziplinierenden Takt sozialer Konstruktion und Wissensgrenzen.
Zirkadische Rhythmen und Insektengeräusche inspirieren die Musik des Perkussionisten und Komponisten Sarathy Korwar. Er erforscht die zyklischen und spontanen akustischen Sphären der Insektenwelt durch den Einsatz traditioneller indischer Perkussion und elektronischer Instrumente. Im Anschluss an die Präsentation von The Museum of Rhythm stellt Korwar die Verwendung nicht-konventioneller Musiknotation in den Mittelpunkt, um seine Praxis und kollaborativen Soundexperimente zu rahmen. Sein aktuellstes Projekt Day To Day bedient sich der traditionellen Musik der Sidi-Gemeinschaft in Indien. Die Sidi stammen von afrikanischen MigrantInnen ab, ihre Musik vereint ostafrikanische, Sufi und indische Einflüsse. Day To Day verwebt die Musik der Sidi, und wie sich diese im zeitgenössischen Jazz und der klassischen indischen Musik spiegeln.