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Utopie Wohnraum Event
Lorenz Estermann, Aldo Giannotti, Manfred Grübl/Werner Schrödl, Fritz Panzer
Eröffnung: Donnerstag, 10. März 2016, 18 bis 21 Uhr
Eröffnungsrede: Florian Steininger, des. Direktor der Kunsthalle Krems, 18.30 Uhr
Ausstellungsdauer: 11. März bis 23. April 2016
Die Utopie – laut Begriffserklärung ?eine Idee, die so wirklichkeitsfern oder fantastisch ist, dass man sie nicht verwirklichen kann.? – ist der Auslöser der gezeigten Arbeiten. Der Bezug zum Wohnraum des alltäglichen Lebens und das soziale Bedürfnis des persönlichen Schutzes sind Grundgedanken all der ausgestellten Werke.
Lorenz Estermann, setzt in seinen Modellen zum einen die Idee der Collage in die dreidimensionale Räumlichkeit um und zum anderen stellt er die Sinnhaftigkeit des Modellbaus an sich in Frage. Hat man sich im idyllischen Privatleben für sein Haus entschieden möchte man als Bauherr oft auch ein Modell dazu sein eigen wissen. Dieses wird dann betrachtet, gedreht, gedanklich schon eingerichtet, man beginnt sich quasi darin schon wohlzufühlen – das Modell als freudige Vorwegnahme der Realität. Lorenz Estermann sucht seine Vorbilder in ländlich eintönigen Gegenden: verlassene Bushäuschen, Badehäuschen an Badeseen, leerstehende Kioskgebäude. Diese werden fotografiert und in malerische Collagen integriert aber eben auch losgelöst von der tatsächlichen Vorlage frei modelliert. Es entstehen wunderschöne Modelle, deren Schönheit aber im Modellcharakter bleibt – hier entsteht kein Wunschbild der eigenen vier Wände, oft auch durch die Begehbarkeit gar nicht machbar – stehen sie doch immer wieder auf Stelzen ohne Leitern oder gar Treppen. Die Modelle sind was sie sind – räumliche Malerei, deren Indizes des Wohnbereiches in der Utopie stecken bleibt.
Aldo Giannotti geht stets einer Fragestellung nach, welche etwaige Möglichkeiten zur Antwort bis zur Ironie auslotet: Der eherne Tempel des Museums etwa, dargestellt inmitten einer durchgehenden Autokolonne, mit dem für Giannotti typischen, beschreibenden Satz: ?Drive through museum?. Das Schmunzeln ist Teil der Reaktion des Betrachters, sie basiert auf dem Zusammenspiel von Darstellung und Schrift. Und doch sind seine Werke mehr als humorvolle ?Comic-Szenen?: sie zeugen von einer tiefen soziologischen Auseinandersetzung mit unserer Gesellschaft. Gerade ausgezeichnet mit dem Pomilio Blumm Prize, Mailand, zeigt Aldo Giannotti in der bechter kastowsky galerie Zeichnungen zum Thema New York: Wohnen im großen Stil, Wolkenkratzer, Menschenmassen und Stadtgebilde sind nur ein Teil davon und werden sicherlich so manchen Besucher zum Nachdenken aber auch Grinsen anregen. (Aldo Giannotti, courtesy Viktor Bucher, Wien)
Manfred Grübl und Werner Schrödl haben mit ihrer gemeinsamen Arbeit ?one day home? eine ganz andere – praktische – Frage gestellt: ist es möglich im Zeitraum von insgesamt 48 Stunden ein Haus zu bauen, bewohnen und es auch im rechtlichen Sinne stehen zu lassen? Mit Abbruchholz bauen die beiden Künstler mit Hilfe von Passanten innerhalb von 24 Stunden auf einem Platz im 2. Wiener Gemeindebezirk ein Haus: es ist begehbar, das Dach kann man öffnen, die Möbel sind variabel. Wichtig ist beiden, der Ort, an dem dieses Haus entsteht: im urbanen Umfeld. Mitten an einer Straße umgeben von Kaffeehaus, Würstelstand und Parksituationen. Nach Fertigstellung wird das Gebäude mit einem Schwertransporter zum Attersee überstellt und wird dort plötzlich zu einer Art Wohnboot. Schwimmend verbringen die Künstler einen Tag und eine Nacht in ?ihren? vier Wänden: das Bett wird zum Beiboot, der Schrank zur schwimmenden Nebenboje. Das gesamte Projekt basiert auf dem osmanisch-islamischen Gewohnheitsrecht (?Gecekondu?, deutsch: ?über Nacht?), das es erlaubt eine innerhalb einer Nacht auf öffentlichem Grund errichtete Behausung stehen zu lassen und zu bewohnen. Die hiesige Frage nach Grundrecht auf dem See ist ein weiterer Aspekt dieser Arbeit.
Fritz Panzer hingegen zeichnet seine Räume. Mit Bleistift auf Papier, aber auch mit Draht im Raum. Als Zeichner, aber auch als Maler, schafft er es mit wenigen Strichen das Wesentliche herauszuholen. In der von der bechter kastowsky galerie gezeigten Küche, wird diese Zeichnung aber transformiert: der Strich tritt in den Raum. Erkennbare Details, wie etwa die Fliesen, die Töpfe im Abwaschbecken, die Topflappen oder auch die Küchenkästchen, verbleiben nicht mehr in der Fläche, die Zeichnung begegnet uns. War zu Zeiten Pollocks der Spruch ?To be in the painting? noch das Kredo der abstrakten Expressionisten, so könnte man hier im wahrsten Sinne des Wortes von ?to be in the drawing? reden. Der Betrachter tritt ein und der Künstler macht die Zeichnung begeh- aber nicht benutzbar. Neben der Küche sind es auch Alltagsgegenstände, welche einen Wohnraum ausmachen und in der Ausstellung in der Utopie der dreidimensionalen Zeichnung vorhanden sein werden: ein Plattenspieler und diverse Milchtüten. (Fritz Panzer, courtesy Galerie Krobath, Wien)
Die Ausstellung wurde durch die Zusammenarbeit mit der Galerie Krobath, Wien und Viktor Bucher, Wien ermöglicht.