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Aufgerissenen Auges: Transmanieristische Reaktionen Event

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Von Donnerstag
19. November
2015
bis Sonntag
10. Jänner
2016
19:00
Bildende Kunst Zeitgenössische Kunst Eröffnung Ausstellung

]a[ xhibit
Eröffnung und Performance-Parcours | 19.11.2015, 19.00 h
Ausstellungsdauer | 20.11.2015 - 10.01.2016

Öffnungszeiten: Di?So, 10.00?18.00 h, Eintritt frei
Sonderöffnungszeiten: Geöffnet am 08.+26.12.2015 sowie am 06.01.2016 / 10.00?18.00 h
Geschlossen am 24.+25.12.2015 sowie am 01.01.2016

Eröffnung: Donnerstag, 19.11.2015, 19.00 h

Begrüßung: Andrea B. Braidt, Vizerektorin für Kunst | Forschung der Akademie der bildenden Künste Wien

Einführung: Ruby Sircar, Fachbereich Kontextuelle Malerei, Institut für bildende Kunst

Performancesparcours: Donnerstag, 19.11.2015, ab 19.30 h,
mit Brigitte Wilfing, Markus Hausleitner, Moritz Gottschalk, Crazy Bitch in a Cave, Alexandru Cosarca, BURLIN MUD?s Metal Mang Orkaestra, Wilhelm Binder, Zoe DeWitt und Pete Prison IV im xhibit sowie in den Räumen 115, 116, S 15 und in den Gängen und Treppenhäusern des Hauptgebäudes am Schillerplatz

AUSSTELLUNG

Kurator_innen: Christian Hetlinger, Matteo Patti und Ruby Sircar

Künstler_innen: Offerus Ablinger, Annemarie Arzberger, Florian Aschka, Wilhelm Binder, Amoako Boafo, Roy Frederick Culbertson III, Louise Deininger, Zoe DeWitt, Veronika Dirnhofer, Albrecht Dürer, Andi Dvo?ák, Veronika Eberhart, Julia Fuchs, Fanni Futterknecht, Hendrick Goltzius, Moritz Gottschalk, Cornelisz van Haarlem, Lena Rosa Händle, Hagendorfer, Eva Hettmer, Leon Höllhumer, Luisa Kasalicky, Terese Kasalicky, Jakob Lena Knebl, Larissa Kopp, Maria Legat, Elke Liberda, Roberta Lima, Ahoo Maher, Parastu und Ziba Malousy, Andreas Messinger, Stephanie Misa, Rini Mitra, Soso Phist, Madame Pipistrelle, Heti Hnah Prack, Christoph Rodler, Michal Rutz, Andrea Salzmann, Hans Scheirl, Ruby Sircar, Alexandra Tatar, Patrick Weber, Charles Wilda, Julia Zastava uvm.

Display: Roy Frederick Culbertson III

PERFORMANCE

Kurator_innen: Moritz Gottschalk und Roberta Lima

Künstler_innen: Wilhelm Binder, BURLIN MUD’s Metal Mang Orkaestra, Hotel Butterfly, Alexandru Cosarca, Crazy Bitch in a Cave, Zoe DeWitt, Fanni Futterknecht, Moritz Gottschalk, Markus Hausleitner, Ana Hoffner, Eisa Jocson, Lime Crush, Roberta Lima mit Jakob Lena Knebl, Karolina Preuschl, Pete Prison IV, Brigitte Wilfing

Das Ausstellungs- und Performanceprojekt Aufgerissenen Auges: Transmanieristische Reaktionen setzt sich in einer kritischen Verspieltheit mit zeitgenössisch-queeren Manierismen auseinander. Das Kurator_innenteam lädt zur phantasievoll-grotesken Verzerrung des xhibit-Ausstellungsraums und weiteren Teilen des Schillerplatzes ein: überraschende, bildnerische und architektonisch dekorative Formen treffen auf Burleske-, Dragformate. Der historische Manierismus, der einen Bruch in jeglichem Ausdruck darstellt, findet in diesem transdisziplinären Projekt einen zeitgenössischen Spiegel. Hier wird das betrieben, was Gustav René Hocke in Die Welt als Labyrinth (1957) als “Sprach-Alchemie” bezeichnete: Epigrammartig stellen sich die Künstler_innen mit ihren Arbeiten sozioökonomischen Zwangsformen, die sich in aufkeimenden autokratischen Gewalten abbilden, queer und dekolonialisierend entgegen.

Der Projekttitel bezieht sich auf den manieristischen Garten Sacro Bosco von Bomarzo: hier spricht eine Sphinx zu den eintretenden Besucher_innen: “Wer nicht mit hochgezogenen Augenbrauen und angespannten Lippen diesen Ort durchschreitet, dem wird es an Bewunderung gebrechen für die Weltwunder an sieben Städten” (Horst Bredekamp: Bomarzo, 1985). Die Welt der Wunder, die sich in einem manieristischen Gesamtkonzept niederschlägt, lädt das Gegenüber ein, schaffend und aktiv in gegebene Umstände einzugreifen, deren höchste Form der künstlerische Ausdruck und das Verständnis sind.

Der Garten als Ort der Manifestation und Diskussion um Künstlichkeit, Auflösung von bestehenden Systemen und das Überdenken von gegebenen Hierarchien soll hier zeitgenössisch definiert und besprochen werden. (Trans-)Manierismus kann als absolutes Empowerment verstanden werden, die Loslösung von gegebenen Umständen und die Schaffung der eigenen Physis als Grundlage. Flamboyant: Cyborg sein und im “Creole” verortet lautet das Manifest.

Das Überdenken der Natur, des Natürlichen und der Gegensätzlichkeiten, die den Reiz eines Gartens oder einer gestalteten Landschaft ausmachen, ist auch in die Kuratierung der Ausstellung eingeflossen. So durchwandert die Öffentlichkeit hier verschiedene kulturelle Regionen und kunsthistorische Zeitalter als künstlerische Bedeutungsebenen: die Wanderung beginnt im Paradiesischen Garten – ein Lustwandeln zwischen abstrakten Keramikzeichen, die Manierismus zwischen Pflanzen aus dem Erbe von Friedensreich Hundertwasser konzentriert wuchern lassen, und wo ein vulvaminöser Springbrunnen und eine explodierte rosa Biedermeiergartenbank mit künstlichen Blumenarrangements kontrastieren. Die Zahlenmystik des historischen Manierismus vermengt sich mit mogulisch-persischer Gartenarchitektur und das Quadrat wird als Hälfte der unendlichen Acht, die ins Nirwana führt, zelebriert. Das Unerreichbare erreichen – fühlbar wird die absolute physische Frustration in den Tondos von Cornelisz van Haarlem, dessen gestürzte Sterbliche die Kraft und die Schönheit eindrucksvoll hinterfragen, von einem leichten, durch die Ausstellung schwirrenden Soundteppich untermalt.

Das besuchende Auge wird weit aufgerissen weitereilen und zwischen abstrakt-barocken Wandteppichen, Seufzern und einer filigranen Maskenfigur den Blick auf der Suche nach dem Aha-Erlebnis der englischen Gartenarchitektur des 19. Jahrhunderts auf die glitzernden und wahnwitzigen Wunderkammerstücke in der Cave of Wonders lenken: hier findet sich das Tagebuch von Marylin Monroe, ein baumelnder Babynarwal, Albrecht Dürers Locke, die zu wuchern begonnen hat, eine Bühne für den Macho Dancer und Platz für ein ganzes Orchester. Der Garten, der sich in der Höhle langsam verwandelt, beginnt ein bizarres Eigenleben zu entwickeln und führt den Gast weiter an einen Ort der Dämmerung und Ungewissheit: das Dazwischen, Inbetween – das Purgatorio. Im Fegefeuer der Eitelkeiten bieten populäre Heilige Schutzmechanismen an und ziehen den Besucher_innen die Schuhe aus, um in die Eternal Night einzugehen. Die Erleuchtung kann hier zwischen den erfühlten Textilien und dem Flimmerkram eines Hochzeitsbettes, queer-malerischen Leuchtkästen und musikalisch-pulsierenden und leuchtenden Bildern und Imagines eratmet werden. Wuchernden Pflanzen gleich bleibt die Ausstellung nicht auf xhibit konzentriert, junge “Ableger” sind im Foyer und in der Gemäldegalerie der Akademie zu entdecken.

Das Layern und Anfüllen, Anhäufen und Zuspitzen ist immer schon Teil sämtlicher manieristischer Kunstbegrifflichkeiten gewesen – so auch in Performances, die zu Projektauftakt und -ende die Akademie und deren Gebäude in einen transmanieristischen Rahmen setzen. Hier wird der Gedanke des Maskenballs und das Ideal der künstlerischen Individualität und Konkurrenz betont zugespitzt und um die Schönheit, einer möglichen alchemischen Kunstform beizuwohnen, bis zur Unerträglichkeit gesteigert. Be surprised, ganz im Sinne Johann Friedrich Böttgers.

Text: Ruby Sircar

Programm zur Ausstellung

AUFGERISSENEN AUGES: TRANSMANIERISTISCHE REAKTIONEN

Fr, 04.12.2015, 16.00 h / xhibit
Ein Gartenspaziergang
Elisabeth Priedl (Kunsthistorikerin) und Christian Hetlinger (Künstler und Kurator) beleuchten die kunsthistorische Wirksamkeit von Transmanierismen und setzen einzelne Arbeiten zu zeitgenössischen und historischen Ansätzen und Werken sowie zu populären Inhalten und Medien in Bezug.

Sa, 09.01.2016, 19.00 h / Aula
Salon Privé
Performances mit Hotel Butterfly, Lime Crush, Eisa Jocson, Roberta Lima feat. Jakob Lena Knebl feat. Markus Hausleitner, Karolina Preuschl, Ana Hoffner und Fanni Futterknecht sowie Pete Prison IV.

Besonderer Dank für die Zusammenarbeit an:

Die Ausstellungskommission, Ruth Lackner, das Team der Gebäudetechnik, Hans Scheirl, Elisabeth Priedl, Andrea B. Braidt und alle Studierenden des Fachbereichs der Kontextuellen Malerei, die Gemäldegalerie, das Kupferstichkabinett, Universitätsarchiv und die Universitätsbibliothek der Akademie, Ulrike Auer, Gabriele Mayer, Christoph Rodler und all die vielen anderen, die uns in diesem Projekt bis hierhin unterstützt haben.

Und im Andenken an Cornelia Reiter.

 
Archiv-Screenshot:

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