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Richard Teschner Figurenkino

Film Video Bildende Kunst Theater Screening
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1 Termin
Donnerstag 11. Dezember 2014

Filme von Richard Teschner, Max Goldschmidt und Georg Misch
Insgesamt 55 Minuten, 35mm

Richard Teschner (1879 Karlsbad – 1948 Wien) war eine der vielseitigsten künstlerischen Persönlichkeiten seiner Zeit. Er war Maler, Grafiker, Bildhauer, Modelleur, Graveur, Ziseleur und nicht zuletzt Instrumentenbauer. Bereits in Prag hatte er sich mit Figurentheater beschäftigt; es blieb jedoch bei Versuchen. Erst in Wien, wohin er 1909 übersiedelt war, entwickelte er in der Begegnung mit javanischen Stabfiguren ein Figurentheater, das in seiner Poetik wie Form weltweit singulär bleiben sollte. Spielstätte der ab 1912 entstandenen Stücke war der von Teschner entworfene »Goldene Schrein«, eine Guckkastenbühne. Die Aufführungen fanden vorerst im privaten Kreis, ab 1925 öffentlich in seinem Atelier statt.

Im Jahr 1920 entstand eine Abfilmung des Stückes Nawang Wulan. Es handelt sich dabei um Teschners erste Berührung mit dem Medium Film. Das Ergebnis konnte ihn freilich nicht befriedigen und so verschwand der Film in der Schublade und wurde erst 2013 im Theatermuseum uraufgeführt.

Schon bald konnte die Enge des »Goldenen Schreins« mit Teschners Phantasie, seinem Erfindungsreichtum, der Perfektionierung seiner Figuren hinsichtlich ihrer Bewegungsmöglichkeiten, der Weiterentwicklung des inszenatorischen Beiwerks wie Kulissen und Beleuchtungseffekten, nicht mithalten und er wendet sich in den 1920er- Jahren wieder dem Film zu. Doch Teschners Filmprojekte
standen unter keinem guten Stern: Ein Großprojekt bei der Ufa, bei dem Arnold Fanck die Regie übernehmen hätte sollen, scheitert; der ebenfalls bei der Ufa gedrehte Film DER GEHEIMNISVOLLE SPIEGEL unter der Regie Carl Hoffmanns, für den Teschner die Traumsequenzen sowie einzelne Dekorationen entwarf, muss als verschollen gelten.

Vom Medium Film sollte Teschners Figurentheater den entscheidenden Impuls erhalten: Inspiriert von seiner Mitarbeit am GEHEIMNISVOLLEN SPIEGEL kreiert Teschner den sogenannten »Figurenspiegel«, auf dem ab 1932 hinter einer kreisförmigen, konkaven Glasscheibe gespielt wird. Hier sollte er alle ihm zur Verfügung stehenden Techniken (Projektionen von chemischen Prozessen, Lichteffekte, Rückprojektionen, Verfeinerung der Technik der Figuren etc.) noch einmal exzessiv erweitern.

1929 entstand Teschners letzte genuine Filmarbeit. Mit Max Goldschmidt verfilmte er zwei seiner bekanntesten Stücke, darunter TRAUM IM KARNEVAL. Auch diese Filme konnten Teschners Anspruch nicht erfüllen: technisch unbeholfen, arbeiten sie mit Techniken, die Teschners Poetik geradezu entgegengesetzt sind, wie etwa Zeichentrick oder Stop-Motion. Dennoch sind auch sie ein rares Dokument seiner phantastischgrotesken Bildwelten.

In den 1930er-Jahren wurde Teschners Figurenspiel von der Wochenschau dokumentiert. Es sind die einzigen Filme, die diesen singulären Künstler bei der Arbeit zeigen.

Auch nach Teschners Tod lebt sein faszinierendes symbolistisches Gesamtkunstwerk weiter. Während vorerst seine drei Assistentinnen die Aufführungen fortführten, wurden später, nachdem der Nachlass in das Theatermuseum übersiedelt worden war, mehrere Stücke rekonstruiert, die ebenda bis heute laufend gespielt werden. Darunter auch das WEIHNACHTSSPIEL. Eine Verfilmung des Jahres 2013 zeigt uns Teschners Gesamtkunstwerk erstmals auch in Farbe.
Kurt Ifkovits

NAWANG WULAN

REGIE: Richard Teschner, A 1920
BUCH: Richard Teschner
FIGURENFÜHRUNG: Richard Teschner, Helene Schreiner, Bartholomäus Stefferl, Erlach
LÄNGE: 9 Minuten
FORMAT: 35mm, stumm
Musikalische Begleitung: KMET

TRAUM IM KARNEVAL

REGIE: Max Goldschmidt, Richard Teschner, A 1930
BUCH: Richard Teschner
FIGURENFÜHRUNG: Richard Teschner, Hermine Ottawa, Helene Schreiner
DRAMATURGIE: Max Goldschmidt, Rochus Gliese
LÄNGE: 13 Minuten
FORMAT: 35mm, stumm
Musikalische Begleitung: KMET

TESCHNER’S MARIONETTEN-THEATER

REGIE: Richard Teschner, A 1933
BUCH: Richard Teschner
FIGURENFÜHRUNG: Richard Teschner, Hermine Ottawa, Helene Schreiner
KAMERA: Bruno Lötsch
LÄNGE: 2 Minuten
FORMAT: 35mm

TÄNZERIN, PRINZESSIN, VOLKSREDNER

REGIE: Richard Teschner, A 1935
BUCH: Richard Teschner
FIGURENFÜHRUNG: Richard Teschner, Hermine Ottawa, Helene Schreiner
LÄNGE: 2 Minuten
FORMAT: 35mm

KRIPPENSPIEL (AUSZUG)

REGIE: Richard Teschner, A 1936
BUCH: Richard Teschner
FIGURENFÜHRUNG: Richard Teschner, Hermine Ottawa, Helene Schreiner
KAMERA: Bruno Lötsch
LÄNGE: 2 Minuten
FORMAT: 35mm

WEIHNACHTSSPIEL

REGIE: Georg Misch, A 2013
FIGURENFÜHRUNG: Thomas Ettl, Hanna Hollmann, Markus Siebert
KAMERA: Joerg Burger
MIT: Michael Köppel
LÄNGE: 27 Minuten
FORMAT: 35mm

RESERVIERUNG: tickets@filmarchiv.at
TERMIN: 11.12., 20:15 Uhr

Archiv-Screenshot:

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