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Paul DeFlorian: You Are Me And You Are Me Too Event
“Ein Kugelschreiber kann im Alltag eine gute Waffe sein. Semipermanente Farbe eine bessere. Mit einem Lippenstift den [im Stadtraum plakatierten] Slogan ,Daham statt Islam’ mit ‚mein Lippenstift ist wichtiger als Österreich‘ zu crossen geht straffrei aus und kostet mich nur einen Augenblick und ein bisschen Make Up.“ Paul DeFlorian interveniert und agiert gleichsam als politisch-soziales Korrektiv im öffentlichen Raum ebenso wie mittels seiner Zeichnungen, Grafiken und Malereien im künstlerischen Feld. Statt auf Aggression setzt er dabei auf Irritation – durch einen Mix aus Sinnlichkeit und Dekonstruktion, Offenlegung und Fragmentierung überschreitet DeFlorian bisweilen gar alle Geschmackskonventionen – schonungslos etwa in seinen neuesten, im MUSA gezeigten Leinwand-Bildern. „Der Geschmack ermüdet wie die gute Gesellschaft“, wusste bereits Francis Picabia, ein Vorreiter in Sachen Unkonventionalität, zu sagen, doch um den Geschmack allein geht es DeFlorian nicht, es geht viel mehr um das Generieren alternativer Formulierungen gegenüber stereotypen Ikonografien der Geschlechterrollen. Das Bild des (nackten) Menschen, ob Mann oder Frau, ist, wie der Künstler sagt, traditionell heterosexuell männlich in Szene gesetzt. Dem dort auf Befriedigung klischeehafter Vorstellungen ausgerichteten voyeuristischen Blick setzt DeFlorian die Uneindeutigkeit entgegen: Raum und Körperplastik entziehen sich einer akademisch-perspektivischen Konstruktion, Leerstellen in den Gesichtern verunmöglichen den Blick ins Innere, während an anderen Bildstellen alles verspielt-erzählerisch flimmern und flirten darf. „Es geht mir nicht darum“, sagt der Künstler, „zum Beispiel ein besonderes realistisches Bild zu malen, sondern um Offenlegung – und damit auch darum, Kritik zu üben.“
Lucas Gehrmann Kunsthalle Wien