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5 x 2 Dokumentarfilmtage III Event
Dokumentarfilme sind auf zahlreichen Festivals Publikumsmagneten, haben es aber im regulären Kinoprogramm nicht immer leicht.
Das Top Kino setzt ganz bewusst auf dieses Genre, in all seinen Formen und Variationen, thematisch, inhaltlich, geografisch oder durch AutorInnenschaft bestimmt, und präsentiert Dokumentarfilme zu den besten Spiezeiten im Hauptabendprogramm.
EARTH’S GOLDEN PLAYGROUND
ein Dokumentarfilm von Andreas Horvath
AT / CA 2013, 106 min
mit anschließendem Gespräch zwischen c und Anna-Katharina Laggner
“Der Klondike in Kanadas Norden war schon immer ein Sinnbild für die Suche nach irdischem Glück. Und wie das Glück auf dieser Welt, so ist auch das Gold im Klondike sehr ungleichmässig verteilt.” Andreas Horvath
Der Realismus lebt bekanntlich vom Detail. Weil es in Andreas Horvaths EARTH´S GOLDEN PLAYGROUND unter anderem darum geht, einen realistischen Blick auf das Zentrum des legendären Goldrauschs von 1896 zu werfen – auf das Gebiet rund um Dawson City am Zusammenfluss von Klondike und Yukon im Norden Kanadas –, ist der Film voll von solchen Details. Sei es der verschneite Laubwald, der gleich zu Beginn an den beiden Männern am Motorschlitten vorbeizieht, das Gemälde an der Wand des Westminster Hotels in Dawson City, das eine Rothirschfamilie in verschneiter Landschaft zeigt, die Bibel neben einer Rolle Klopapier oder das Stillleben aus Kasinoreklame, angeschnittener Zwiebel, Dosenmilch und Streichholzschachtel im Hotelzimmer des betagten Goldgräbers, der das Yukon-Territorium wegen dem Gold, der wilden Frauen und dem Whiskey liebt: Die Funktion dieser Details für die Erzählung besteht darin, dass sie keine unmittelbare Funktion haben, sondern stattdessen auf ein Reales verweisen, das von jeder noch so realistischen Erzählung notwendig verfehlt wird.
Indem sie die Erzählung fest im Realen verankern, erweitern die Details in EARTH´S GOLDEN PLAYGROUND umgekehrt den Spielraum realistischer Darstellung: Sie erlauben es Andreas Horvath, an den Goldgräbermythos von Abenteuer und Landnahme, von der Selbstbehauptung des Menschen gegenüber der erhabenen Natur, von Unternehmertum und vom Streben nach Glück in der Form von Bodenschätzen anzuschließen, ohne diesem Mythos auf den Leim zu gehen. Zu den Sicherungen, die der Film gegen die Reproduktion des Mythos einbaut, gehört neben der Darstellung industrieller Goldgewinnung vor allem dies: die Einstellung auf ein Paar ausgetretene Wanderschuhe, die über ihren Träger ebenso viel erzählen wie dieser selbst. Vrääth Öhner