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textproduktion nach dem copyright as we know it.
festival am 26. und 27. september 2014
zwei abende mit literaturen, vorträgen und diskussionen zum unautorisierten themen-wirrwarr “plunderwritings”. eine kooperation der schule für dichtung mit dem literaturhaus wien. veranstaltung teilweise in englisch.
vorankündigungen gab es viele – von mallarmé über die surrealisten bis burroughs -, doch die erste amtliche sterbeurkunde erschien erst 1968: in seinem aufsatz “der tod des autors” dekonstruiert roland barthes nicht nur das schreibende subjekt, sondern auch den mythos der singulären autorenschaft. für den semiotiker ist jeder text ein “multidimensionaler raum”, ein “gewebe aus zitaten”, hiermit “nicht originell”.
der breiten leserschaft gehen derlei überlegungen bis heute jedoch - gelinde gesagt - am arsch vorbei. wo z.b. “kehlmann” draufsteht, hat gefälligst auch kehlmann drin zu sein. längst alltägliche recycling-techniken aus den bereichen musik und bildende kunst (sampling, remix, mashup, collage, appropriation etc.) werden von demselben publikum problemlos akzeptiert, welches im literarischen feld weiterhin auf der fiktion einer “unverfälschten” und “authentischen” schreibe beharrt. das freut sowohl den buchmarkt als auch das gros der ihn beliefernden autorInnen.
seit jahren gibt es jedoch auch wieder vermehrt positionen, welche – nun auf der basis von netzkultur und digitaler text-produktion - die alten fragen nach autorenschaft, original und copyright neu stellen und dadurch zu ergebnissen gelangen, die bei aller diversität vorwiegend auf das prozess- und konzepthafte von literatur abzielen.
unsere veranstaltung will eine erste zusammenschau und kritische bestandsaufnahme jener neuen konzeptliteratur leisten, wir nennen sie - in anlehnung an den von john oswald 1985 für seine “zusammengeklauten” vinyl-collagen geprägten terminus “plunderphonics”: “plunderwritings”, um so auch auf die hier oft ins spiel kommenden kreativen strategien der entwendung, aneignung, vermanschung, überschreibung und auslöschung zu verweisen. man muss es ja nicht gleich so monströs räuberisch angehen wie der herrlich megalomane new yorker autor und propagandist von “uncreative writing”, kenneth goldsmith – der will nichts weniger als “das gesamte internet ausdrucken”. viel vergnügen, kann man da nur wünschen …
fritz ostermayer (schule für dichtung wien)
freitag, 26.9.2014, ab 17.00 uhr
samstag, 27.9.2014, ab 16.00 uhr
k. t. zakravsky (philosophin und performerin, wien) - lecture “der autor als räuber/der räuber als autor”
raimund h. drommel (sicherheitsberater und sprachprofiler, köln und sulzdorf) – lecture “forsenische linguistik”
daniela seel (lyrikerin/netz-verlegerin kookbooks, berlin ) – performance
christian bök (experimenteller autor, calgary/kanada) – “the xenotext experiment” – lecture/performance
im anschluss diskussion mit allen teilnehmenden des abends.
programm 27.9. im detail http://literaturhaus.at
Eintritt frei
