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CORY ARCANGEL | DARREN BADER | PIERRE BISMUTH | ANTOINE CATALA | TALIA CHETRIT | TOBIAS KASPAR | ADRIANA LARA | MARLIE MUL | GERHARD RÜHM | DAVIDE STUCCHI
„In allen Künsten gibt es eine physische Komponente, die nicht mehr auf die gleiche Weise betrachtet oder behandelt werden kann wie früher – völlig unbeeinflusst durch unser modernes Wissen und Handlungspotenzial. Während der vergangenen zwanzig Jahre sind weder Gegenstand noch Raum noch Zeit das geblieben, was sie von jeher waren. Es ist zu erwarten, dass große Innovationen die diversen künstlerischen Verfahren verändern werden und damit das Kunstschaffen selbst, sowie in einem unglaublichen Maß auch unsere Auffassung davon, was Kunst ist.“
Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, welche Zukunft sich Paul Valéry vorstellte, als er diese Worte 1931 niederschrieb, aber ich bezweifle, dass er solch radikale Veränderungen in der Kunst vorausgesehen haben kann, wie sie seit dem Anbruch des digitalen Zeitalters stattgefunden haben. In einer Welt, in der die technische Reproduzierbarkeit unvorstellbare Ausmaße annimmt, hat sich die Bedeutung der „Authentizität“ eines Kunstwerks dramatisch verändert. Ein Großteil unseres Wissens ist ja nicht mehr das Ergebnis direkter Erfahrung, sondern durch Bilder oder Film gefiltert.
Daher geschieht die Vermittlung eines Kunstwerks fast ausschließlich über Texte, Bilder oder einzelne Wörter. Meistens betrachten wir JPG-Dateien anstatt realer Objekte. Unser kultureller Hintergrund basiert mittlerweile vor allem auf Informationen aus zweiter, nicht aus erster Hand. Wir beurteilen Dinge ohne Unterschied, ob es sich dabei um das reale oder das reproduzierte Objekt, welches am Bildschirm in unserer Vorstellung als dreidimensionales Raumerlebnis erscheint, handelt.
Neue Technologien wie Smartphones und Tablets haben die Art der Wahrnehmung und Verbreitung von Kunst fundamental verändert. Wie verändert nun diese Realität unser Wissen und unsere Interpretation von Kunstwerken? Wie können diese dringlichen theoretischen Belange innerhalb des diskursiven Rahmens einer Ausstellung befragt werden? Ist Benjamins Konzept der „Aura“, als eigentlicher Erfahrungswert eines Kunstobjekts, noch gültig?
Das von mir für die Christine König Galerie entwickelte Projekt greift diese Gedanken als Ausgangspunkt auf und versucht sie innerhalb des Kontexts der Ausstellungsgestaltung zu artikulieren. Einige Künstlerinnen und Künstler wurden eingeladen, eine Reihe von Werken zu produzieren, die nicht physisch am Ausstellungsort gezeigt werden sollen, sondern in der Erscheinungsform eines Abbildes. Der Prozess kann durchaus mit dem eines Fashion-Shootings verglichen werden, wo für die Fotostrecke ein aufwendig gestaltetes Szenario errichtet wird und die Betrachterinnen oder Betrachter am Ende doch nur ein Bild erreicht. Die einzelnen Kunstwerke werden gemeinsam in einem neutralen Raum installiert und von Margherita Spiluttini in einer Überblicksaufnahme in Frontalansicht fotografiert. Dieses Bild wird anschließend großformatig ausgedruckt und auf einer adäquaten Wand präsentiert, wobei die Arbeiten im Maßstab 1 : 1 erscheinen. Die ursprüngliche Aufstellung umfasst Werke verschiedenster Medien: Skulptur, Fotografie, Installation, Zeichnung. Das Publikum ist eingeladen, die Präsentation in der Galerie analog zu einem Bild am digitalen Bildschirm zu erleben – aber tatsächlich nimmt es sie lebensgroß und in einem realen Raum wahr.”