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On Paper Event
Unter Bildhauerzeichnung versteht man im strengen Sinne die zeichnerische Vorbereitung für eine Skulptur. Sie gilt als Medium zur Skizzierung der Vorstellung über eine Plastik oder ein Relief und prononciert durch betont lineare Darstellungen die Raum-Körper-Beziehungen. Angesichts der gattungssprengenden Umbrüche im dreidimensionalen künstlerischen Schaffen des 20.Jahrhunderts, die von Rosalind Krauss auf den Begriff “Sculpture in the expanded field” gebracht wurden, befreite sich auch die Bildhauerzeichnung von der funktionellen Werkform.
In der von dem Bildhauer/ Metallplastiker und Hochschullehrer Sepp Auer zusammengestellten Schau ON PAPER wird der Begriff “Bildhauerzeichnung” in diesem Sinne eher als lockeres Signet aufgefaßt, das eine Vielzahl von zweidimensionalen Gestaltungsmöglichkeiten zuläßt. Auer unternimmt eine Tour d’Horizon durch die Kunst der Zweiten Republik mit einigen internationalen Gastauftritten. Vom Wotruba-Schüler Josef Pillhofer über Bruno Gironcoli, Walter Pichler, Franz West, Erwin Wurm, Monica Bonvicini bis zu jungen Positionen wie Toni Schmale, Maruša Sagadin, Valentin Ruhry, Ovidiu Anton.
Er zeigt die Bildhauerzeichnung als offenes System, das sich oft im solipsistischen Reflektieren über Möglichkeits- und Unmöglichkeitsräume erschöpft und im abstrakten Evozieren der Textur des Materiellen die “Wiese der Sachen” (zit.n.Heinz Emigholz) als geistigen Abdruck umso plastischer erscheinen läßt.
Die Renderings/ Fotos von Erwin Wurm, die im Rahmen von ON PAPER zu sehen sind und in denen sein ganzes bizarres Pluriversum wie in einer Nussschale geborgen scheint, die Collagen mit Fotos komplizierter Röhrensysteme, die Stef Heidhues angefertigt hat, die mit Sinn- und Sinnvernichtungssprüchen semantisierten roten Rechtecke von Monica Bonvicini oder die ineinandergeschachtelten Kuben von Antony Gormley sind jeweils individuelle/ idiosynkratische Artikulationen von Raumvorstellungen. Sie sind Ausweis einer Haltung, die Welt unter künstlerischen Parametern wahrzunehmen und zum Gegenstand der gestalterischen Ausdruckslust zu machen.
Gerade in der Beschränkung auf die Form als Vorstellung entfaltet sich der Reichtum, der in den Potentialen des zwar zu Ende Gedachten, aber nicht zu Ende Gemachten liegt.
(Thomas Miessgang, 2014)