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Michael Nitsche - It Hurts Me So Beautifully Event
MICHAEL NITSCHE
IT HURTS ME SO BEAUTIFULLY
Skulptur
17. Mai – 19. Juni 2013
Vernissage: Donnerstag, 16.5.2013 von 18 - 21 Uhr
Zur Ausstellung spricht: Günther Oberhollenzer / Kurator Essl Museum
Katalogpräsentation mit einem Text von Berthold Ecker / Kulturabteilung der Stadt Wien
Wo: Galerie Michaela Stock, Schleifmühlgasse 18, 1040 Wien
Allerlei groteskes Gezücht des deutschen Bildhauers Michael Nitsche erobert die Räume der Michaela Stock Galerie. Zwei grüne Papageien geben sich dem lustvollen Liebesspiel auf einem von der Decke herabhängenden geschrumpften Kopf hin. Der Heilige Geist, uns allen bekannt in der Gestalt einer weißen Taube, läßt sich von seinem Zwilling begatten. Ort dieser erotischen Szene ist ein hängender, mit Perlen und Zähnen reich verzierter Kopf, an dessen dolchartigem Wangenpiercing zwei kleine schamanische Figurinen schaukeln.
Michael Nitsches figürliche Plastiken sind Montagen aus gebrauchten und ausrangierten Materialien. Altkleider, Stofftierreste, Schädel und Geweihe bilden die Grundlage, aus denen der Künstler diese hybride Wesen formt, die mit Paraffin übergossen werden und dadurch einen eigenwilligen festflüssigen Ausdruck bekommen. Die neuen plastischen Arbeiten Michael Nitsches, die bei seiner dritten Soloshow in Wien gezeigt werden, brillieren in der Vereinigung archaischer Zügellosigkeit und vorurteilsfreiem kindlichen Spieltrieb.
Als Kosmopolit forscht der Künstler in den Tiefen der Vorstellungswelten animistischer Kulturen und christlicher Traditionen nach Berührungspunkten. Das Ergebnis sind sinnliche, existentielle, unmittelbar berührende Plastiken, die ihres gleichen suchen. Nitsches Protagonisten leben zwischen den Welten und haben, ähnlich wie königliche Hofnarren, die Freiheit, alles tun zu dürfen – auch wenn sie dabei Gefahr laufen, dies mit ihrem Leben zu bezahlen.
Egal, wo die Ursprünge wuchern, seine Skulpturen und Zeichnungen gehören zu den originärsten Leistungen der deutschen Gegenwartskunst. Sie kokettieren mit widersprüchlichen Realitäten, irritieren durch veränderte Proportionen, spielen mit den Gegensätzen von Größe und ihrer gleichzeitigen Verletzlichkeit. Diese eklektischen, unordentlichen und hybriden Skulpturen spiegeln eine fragmentierte und gleichzeitig von materiellem Überfluss bestimmte Welt, die von einem nervösen Gefühl der Paranoia bestimmt wird. Das New Museum in New York nannte diese bildhauerischen Formen unlängst „Unmonumental“, womit weniger ein Stil als eine Haltung angedeutet wird.
Erik Stephan / Direktor Städtische Museen Jena, Deutschland 2010