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Walter Pichler: Zwei Tröge, Wasserrinnen Event
Es ist ungewöhnlich, einen Text zu einer Ausstellung mit einer Entschuldigung zu beginnen. Dennoch muss diese hier am Anfang stehen. Mit der Präsentation von Walter Pichlers Werk Zwei Tröge, Wasserrinnen wagen wir uns als Galerie auf neuen Boden. Walter Pichler war mit seinen behüteten Objekten und seinen präzisen Zeichnungen oft Gast in unseren Räumen. Nur ungern ließ er seine Geschöpfe, seine Arbeiten unbeaufsichtigt aus seiner „Akropolis“ in St. Martin. Oft kam es vor, dass er Zeichnungen und Objekten eine kleinere oder größere Figur als „Beschützer“ mitgab. Gut bereitete er seine Ausstellungen vor und war, sowohl bei der inhaltlichen Gestaltung wie auch beim technischen Aufbau seiner Objekte, immer zugegen, um diese nicht unbeobachtet in Sphären der Kunst zu entlassen. Walter Pichler verstarb im Sommer letzten Jahres in Wien. Dies ist nun die erste öffentliche Präsentation seiner Werke, die ohne seine Anleitung ein Auskommen finden muss.
Die Perfektion, die in Pichlers Arbeiten und durch seine Anleitung auch in den Ausstellungen immer zu finden war, müssen wir diesmal, wie ihn selbst, schmerzlich missen.
Mit der Skulptur/Architekturstudie Zwei Tröge, Wasserrinnen präsentiert die Galerie Elisabeth & Klaus Thoman Wien ein Werk Walter Pichlers, welches schon früh in seinen Arbeiten auftaucht, jedoch erst später zu seiner Ausformung gelangte. Es ist eine schmale Gratwanderung auf die sich Walter Pichler mit dieser Arbeit begibt. Die Wasserrinnen stellen mit ihrer nicht klar definierten Einordnung zwischen Architektur und bildender Kunst ein exemplarisches Beispiel von Pichlers Gestaltungswillen dar. Das Haus für die Tröge und die Wasserrinnen sind nicht nur durch den zeitlichen Kontext in St. Martin entstanden. Auch der architektonische Zweck ist direkt durch die räumlichen Bedingungen von Pichlers Rückzugsort im Südburgenland gegeben. Die hügeligen Weiten dieses Landstrichs sparen nicht mit Wasser. Regen, Bäche und Flüsse sind allgegenwärtig und definieren die sanfte Kulturlandschaft. Walter Pichler gestaltete hier keine Intervention im Raum, sondern überließ dem Wasser seine natürliche Form des Fließens. Eine architektonische Herangehensweise hätte nur wenige Zeichnungen für dieses Projekt verlangt. Jedoch ist dies eine der Besonderheiten, die Walter Pichlers Arbeit auszeichnen. Zeit war sein maßgeblicher Werkstoff mit dem er sich jedem Detail seiner Projekte zuwandte, um ihnen die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die ihnen zustand. Impulsives Arbeiten, das oft als Qualität im Kunstprozess wahrgenommen wird, war nicht Walter Pichlers Art. Er widmete seinen Objekten höchste geistige Konzentration und exaktes Arbeiten. Diese Konzentration gepaart mit einem Rückzug aus der schnelllebigen Kunstszene machen Walter Pichler zu einem herausragenden Künstler und sein Werk zu einem gelungenen und einzigartigen Balanceakt zwischen Kunst und Architektur.