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Die bislang größte Schau zum Schaffen Hanns Eislers als Filmkomponist umfasst sowohl Klassiker – von Jean Renoir, Fritz Lang, Alain Resnais, Douglas Sirk, Slatan Dudow, Joris Ivens u.a. – als auch viele kaum bekannte Werke, die für Eislers Oeuvre große Bedeutung haben.
Eislers Filmmusik steht oft in einem dialektischen Verhältnis zum Bild. Sie gibt zu erkennen, was eben nicht zu sehen ist, enthüllt dem Zuschauer die „wahre Perspektive“ einer Szene, indem sie sich kommentierend damit verzahnt. Sie agitiert, desillusioniert und erzählt ähnlich viel wie die Handlung oder der Text – und sie verlangt hohe Aufmerksamkeit bei der „Lektüre“.
Bel-Ami (1955)
Regie: Louis Daquin; Drehbuch: Vladimir Pozner, Roger Vailland, Daquin nach dem Roman von Guy de Maupassant; Kamera: Nicolas Hayer; Musik: Hanns Eisler; Darsteller: Johannes Heesters, Marianne Schönauer, Christl Mardayn, Gretl Schörg, Maria Emo. 35mm, Farbe, 101 min
Der Bel-Ami von 1955 stand stets im Schatten von Willi Forsts kanonischem Vorkriegsklassiker. Mit dessen sarkastischer Süffisanz hat Louis Daquins forciert farbkodiertes und anti-imperialistisch zugespitzes Werk nichts gemein. Wahrscheinlich ging es genau darum: einen Gegenentwurf zu Forsts Charme-Attacke zu schaffen – und so mit der Vergangenheit zu brechen. Daquin zielt aufs Prinzipielle und betont mit seiner Gestaltung das Zeitgenössische des Stoffs: der Geschichte eines sich zielsicher in der Gesellschaft hocharbeitenden Kriegsheimkehrers – der Opportunist als sozialdarwinistische Kampfmaschine. In der Rolle seines Lebens: Johannes Heesters, bei dem man nie sicher sein kann, ob er überhaupt merkt, wie er sich hier demontiert. Und Hanns Eisler sorgt mit seiner Musik dafür, dass sich die Österreicher mitgemeint fühlen – z. B. durch die krasse Verwendung Strauß’scher Walzermotive in dieser doch äußerst französischen Umgebung. (R.H.)
