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Mouchette (1967)
Regie, Drehbuch: Robert Bresson nach Nouvelle histoire de Mouchette von Georges Bernanos; Kamera: Ghislain Cloquet; Musik: Jean Wiener; Darsteller: Nadine Nortier, Jean-Claude Guilbert, Maria Cardinal. 35mm, s/w, 80 min
Ein Spießrutenlauf mit unvermeidlichem Ausgang, angepasst an den trotzigen Blick und die bockigen Gesten seiner Protagonistin: Die kleine Mouchette hetzt durch die zutiefst engstirnige, von täuschend pastoralen Wiesen gesäumte Welt eines französischen Provinzdorfes, immer weiter durch Enttäuschungen, Anfeindungen, Verletzungen, bis ihr schließlich das Ausbleiben einer bedeutungslosen Geste genug ist, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Mouchette ist wahrscheinlich der intensivste, jedenfalls der atemloseste unter Robert Bressons unnachgiebigen Entwürfen; dem Publikum wird nichts geschenkt, weil auch seine Hauptfigur (aus Erfahrung) allen Geschenken misstraut: Wenn sie einmal eine Geste der Zuneigung erfährt, weiß sie gar nicht, wie ihr geschieht. Was vielleicht noch erschütternder ist als Mouchettes eigentümlich erlösende Entscheidung, die ihr unbegreifliche Qual ihrer Existenz zu beenden. (C.H.)
Eröffnung der Retrospektive am 8.3. in Anwesenheit von Marika Green, Michael Haneke und Isabelle Weingarten
Freier Eintritt für Fördernde Mitglieder am 8.3.
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Robert Bresson (1901–1999) zählt heute zu den Großmeistern der Filmgeschichte, sein Schaffen wird retrospektiv dem Weltkulturerbe des 20. Jahrhunderts zugeschlagen. Erinnert sich noch jemand an die radikale Ablehnung, die ihm so oft aus der französischen Kinobranche entgegenschlug? An das utopische Leuchten, das jeden Film umgibt, den er dem System abrang? Der Widerstand, das Engagement, die „Handgreiflichkeit“ und Lässigkeit Robert Bressons, diese Aspekte müssen immer neu betont werden bei einem Werk, dem der generalisierende Ruf des streng Asketischen und Spirituellen vorauseilt – und das damit nur ansatzweise erfasst ist. Denn Bresson hat dasselbe „Problem“ wie Hitchcock, Dreyer, Tarkovskij, Ozu, Straub-Huillet oder Cassavetes: Sein Name allein evoziert mittlerweile eine ganze Ideenwelt und Ästhetik; selbst Menschen, die noch nie einen seiner Filme gesehen haben, sich aber für Kultur interessieren, „wissen“, was mit „Bresson“ gemeint ist.
Das Filmmuseum freut sich, zahlreiche Gäste zur Wiener Retrospektive begrüßen zu dürfen: Michael Haneke wird am Eröffnungsabend über seine Beziehung zu Bressons Kino sprechen. Isabelle Weingarten, Hauptdarstellerin in „Vier Nächte eines Träumers“ und Fotografin am Set von „Der Teufel möglicherweise“, wird ebenso anwesend sein wie Marika Green („Pickpocket“), Florence Delay („Procès de Jeanne d’Arc“) und Dominique Sanda („Une femme douce“). Die Schau findet mit Unterstützung des Institut français statt.
