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Norbert Schwontkowski ist ein Künstler der Betrachtungen. Seine Werke kreisen um die verschiedensten Konstellationen. Zwischen bewegt-Sein und dem Durchgangsstadium des Wartens ebenso wie zwischen Schrecken und Wunder. Sein vielschichtiges Werk bannt den Betrachter nicht durch die Komplexität seiner Motive, sondern durch die Einfachheit mit der der Künstler das vermeintliche Eindringen der Zivilisation in Räume von Abwesenheit thematisiert. Durch seine Technik der Abbildungen von scheinbar unbedeutenden Begebenheiten und Bildern, wandelt er mit zarter Balance zwischen den Schrecken des Verlassenen und der Ruhe des alleine-Seins.
Die formale Technik steht im starken Kontrast zu den vermeintlichen Botschaften an den Rezipienten. Sie müssen nicht empfangen werden, ja vielleicht gibt es gar keine, und dennoch kann in der Betrachtung eine Erkenntnis der Entgrenzung eintreten.
Ich sitze auf einem Fels am See und vor mir auf einem Fels im See sitzen vier junge Kormorane. Weder Stift noch Papier noch Fotoausrüstung habe ich bei mir, mir bleibt nichts anderes als all dies betrachtend in mich aufzunehmen, denn später will ich das malen, nicht als Bild kosmischer Einheit – eher wie etwas Zufälliges, das meinen Weg kreuzt. Also betrachte ich den Lauf der Wellen – wie kleine spitze Wellen auf den größeren sitzen. Die Felsen – wie kleine zackige Spitzen auf den größeren sitzen. Das Gefieder, Körperbau und Haltung der Vögel betrachte ich und ich werde vergessen, so wie die Farbe des Meeres, den Duft – all das werde ich vergessen. Aber ich werde mich erinnern. Diese verblassende Erinnerung ist Thema und Inhalt meiner Malerei.
(An der See, Norbert Schwontkowski September 2003)
Verblassende Erinnerung als Thema und Inhalt ist bei Norbert Schwontkowski nicht nur aus diesem Text erkennbar. In seinen Arbeiten vermittelt der Künstler auch die Melancholie welche sich beim Erinnern einstellt. Eine Melancholie die nicht aus dem Verdruss kommt, dass etwas Vergangenheit wurde, sondern aus der Erkenntnis, dass Erinnerung immer nur ein Bild sein kann, das der Ursprünglichkeit der Erfahrung immer nachstehen muss. So wird Erinnerung zu einer eigenen Erfahrung im Bewusstsein des Betrachters. Norbert Schwontkowskis vielleicht niemals erlebte Erinnerung wird zur Erfahrung des Rezipienten. Dies adelt Schwontkowskis Schaffen zu einer besonderen Form von Werk. Es ist nicht nur ein künstlerisches Schaffen, sondern sein Werk ist in seiner Gesamtheit ein Kunst-Werk.
Norbert Schwontkowski wurde 1949 in Bremen als Sohn eines polnischstämmigen Arbeiters und einer deutschen Mutter geboren. Nach dem Besuch eines Katholischen Internats in Nordrhein-Westfalen wollte er kurzzeitig eine Priesterlaufbahn einschlagen, wandte sich aber mit Einsetzen der Pubertät von diesem Vorhaben ab. Nach einer Lehre zum Schaufensterdekorateur studierte er von 1968 bis 1973 Kunst an der Hochschule für Gestaltung in Bremen und ab 1973 auch Kunstgeschichte. Es folgten ausgedehnte Reisen in die Vereinigten Staaten, Asien und Lateinamerika, sowie Arbeitsaufenthalte in Wien, Indien und Berlin. Im Gegensatz zum damaligen Zeitgeist entschied sich Norbert Schwontkowski dazu als Künstler allein zu Arbeiten und sich keiner Gruppe anzuschließen. Seit 2005 lehrt Norbert Schwontkowski an der Hochschule für Bildende Kunst Hamburg.
Seit den 1970er Jahren wird Norbert Schwontkowski von wichtigen Galerien und Institutionen ausgestellt. Wichtige Ausstellungen und Beteiligungen seit 1989: 1989 Das Nahe und das Ferne Künstlerhaus Bethanien Berlin, 1990 Coup de Foudre Haus am Wasser Hamburg, 1993 Kunstverein Bremerhaven, 1994 Cairo Biennale Kairo, 1995 Kunstverein Bochum, 1998 Kunstverein Esslingen, 2000 Stedelijk Museum Het Domein Sittard/Niederlande, 2001 Wie die Herde zusammenhalten – wie den Tieren die Wolle nehmen Brecht-Haus Weißensee Berlin.
