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Kerry James Marshall / Anne Hardy / Anja Kirschner und David Panos

Bildende Kunst Fotografie Film Eröffnung Ausstellung Screening
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1 Termin
bis Sonntag 25. November
20. Sep. 2012 -
So 25. Nov. 2012
19:00
Kerry James Marshall / Anne Hardy / Anja Kirschner und David Panos

Kerry James Marshall: Who’s Afraid of Red, Black and Green

Der amerikanische Künstler Kerry James Marschall thematisiert in seinen figurativen, häufig als Historienmalerei angelegten Bildern die sozialen und kulturellen Erfahrungen von Afroamerikanern sowie – allgemeiner gefasst – die vielfältige Kodierung von Identitäten und ihre Marginalisierung innerhalb einer dominanten Kultur. Seine Darstellungen des täglichen Lebens in städtischen Sozialbauten (Garden Projects-Serie, 1994–95) und Mittelklassewohnzimmern mit Bildergalerien verehrter Bürgerrechtler (Souvenir-Serie, 1997–98) und seine historisch anmutenden Paarporträts (Vignettes, 2003–07) sind eine Hommage an die Utopien der Bürgerrechtsbewegung und definieren in einer selbstbewussten und reflektierten Art die sich verändernden Ideen von Integration und Geschichte, Selbstverwirklichung und Freiheit. Die Ambiguität seiner Szenen und ihre Darstellungsweise werfen dabei immer auch die Frage auf, wie wir die Bilder lesen und auf welcher Basis wir unsere Urteile fällen.

Der Logik der Collage folgend hat Marshall eine komplexe Bildsprache entwickelt, die kulturübergreifend Bezüge zur westlichen Kunstgeschichte mit den Stilelementen einer Schwarzen Ästhetik („black aesthetics“) verbindet. Zugleich ist sie geprägt von einem malerischen Interesse an den formalen Eigenschaften der Flachheit. Zum einen findet er für die Realität des Schwarz-Seins (Blackness) eine Umsetzung mit schwarzen Schattierungen, die das Figurative nahezu abstrakt erscheinen lassen, zum anderen durchbricht er mit Texturen aus Tropfen, Spritzern und Pinselspuren das klassische Konzept der räumlichen Tiefe und suggeriert einen Bruch mit der Realität und dem Naturalismus, der gemeinhin mit Historienmalerei assoziiert wird.

Kerry James Marshall, geboren 1955 in Birmingham, AL (USA), lebt und arbeitet in Chicago (USA).

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Anne Hardy

Anne Hardys großformatige Fotografien sind mehrdeutige Abbilder von artifiziellen Räumen, die einzig zum Zweck ihrer fotografischen Dokumentation hergestellt werden. In oft monatelanger, akribischer Arbeit baut die Künstlerin im Atelier detailreiche lebensgroße „Bühnenbilder“ aus Fundstücken, Gegenständen aus Second-Hand-Läden, Resten und Abfall, aufgesammelt von der Straße. Von den Sets macht Hardy stets nur eine Aufnahme, um die Darstellung und insbesondere die Perspektive auf diese fiktionalen Räume präzise vorzugeben und zu kontrollieren. Als Dokumente nunmehr verschwundener Orte zeigen die Bilder oft verwirrende räumliche Situationen voll von Spuren menschlicher Präsenz und rätselhafter Aktivitäten, deren fiktive ProtagonistInnen jedoch immer auf verstörende Weise abwesend sind. Ein weiteres charakteristisches Element, das sich durch ihre Arbeit zieht, ist der raffinierte Einsatz von Spiegeln. Sie werden gezielt verwendet, um auf der zweidimensionalen Oberfläche der Fotografien einen Eindruck von Räumlichkeit zu erzeugen – allerdings einen, der fragmentiert oder durch außergewöhnliche Blickwinkel gekennzeichnet ist. Hardy selbst bezeichnet ihre Fotografien als „fiktionale Dokumentation“. Die Frage des Realen in Bildmedien verhandelt sie dabei auch, indem sie die Wahrnehmung von Realität durch deren – offenbare – Konstruktion gekonnt ins Wanken bringt. Anne Hardys Ausstellung in der Secession präsentiert ihre Arbeiten erstmals in Österreich.

Anne Hardy, geboren 1970 in St Albans, Hertfordshire (UK), lebt und arbeitet in London (UK).

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Anja Kirschner & David Panos: Ultimate substance

In den Filmen von Anja Kirschner und David Panos stoßen historische und literarische Elemente auf Referenzen der Populärkultur und bilden komplexe Dramen, die die Rolle der Kunst in der Gesellschaft und ihr Verhältnis zu gesellschaftspolitischen Erscheinungen wie Gentrifizierung und Finanzspekulation widerspiegeln. Ihre fragmentarische Erzählweise bewegt sich auf der Basis einer gewissenhaften Recherche zwischen Dokumentation, historischer Aktualisierung, melodramatischer Inszenierung und kritischer Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Gattungsmerkmalen und Darstellungsweisen.

Ihre jüngsten Filme werfen einen Blick auf die historische Entwicklung der Kunst in Beziehung zu Macht und Klassenverhältnissen. The Last Days of Jack Sheppard (2009) spielt im 18. Jahrhundert und dramatisiert die Begegnung zwischen dem Dieb und Ausbruchskünstler Jack Sheppard und dem Unternehmer und Autor Daniel Defoe, um die Kopplung von Fiktion, Abstraktion und Finanzkapital aufzuzeigen. Im Blickpunkt von The Empty Plan (2010) stehen die Theorie und Praxis im Werk Bertolt Brechts. Der Film entwickelt spielerisch Szenen aus Brechts kalifornischem Exil, wo er an einem unabgeschlossenen theoretischen Dialog Der Messingkauf arbeitet, und verschränkt diese mit Proben für das 1931 verfasste Bühnenstück Die Mutter, in dem Brechts Technik mit Konstantin Stanislavkis Naturalismus kontrastiert wird.

In der Secession planen Kirschner und Panos die Premiere eines neuen Films, an dem sie ein Jahr lang in Griechenland gearbeitet haben. Er untersucht – in Bezugnahme auf Archäologie, Philosophie, Pädagogik und Ritual – wie Geldwirtschaft und industrielle Produktionsformen die menschliche Wahrnehmung und Darstellung der Welt verändert haben, und wie sich diese auf konkretes Handel und Fühlen auswirken.

Ultimate Substance wurde in Auftrag gegeben von Secession (AT), Extra City Kunsthal Antwerpen (BE), Liverpool Biennial und FACT (UK) mit Unterstützung durch Neuer Berliner Kunstverein (DE), CentrePasquArt Biel (CH), DEMERGON Daskalopoulos Foundation for Culture and Development (GR) und Artscouncil England.

Anja Kirschner (geboren 1977 in München, DE) und David Panos (geboren 1971 in Athen, GR) leben und arbeiten in London (GB) und Athen (GR).
http://kirschner-panos.info/

Archiv-Screenshot:

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