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rewind

° A step to the right Event

➜ edit + new album ev_02vvC1ME7qfOociBW617lE
Dienstag
27. März
2018
ab
19:00
Uhr
Open Systems
Lassingleithnerplatz 2
1020 Wien
- Open Space Zentrum für Kunstprojekte Lassingleithnerplatz 2 A - 1020 Wien
Bildende Kunst Zeitgenössische Kunst Ausstellung

Projektkuratorin: Gülsen Bal

   Teilnehmende Künstler:

   Songül Boyraz
   Petja Dimitrova
   Alban Muja

„Die Welt selbst existiert nicht außerhalb ihrer Expressionen.” Deleuze

Das Projekt A step to the right will verschiedene künstlerische Strategien aufzeigen, mit denen sich der sogennannte ‚Unterbrechungsraum’ (space of interruption) hinterfragen lässt. Dieser Raum formt, orientiert und lenkt die Machtbeziehungen an den Grenzen der ‚Konditionen der Aktualität’, wo die ‚Lebenskraft’ ins Spiel kommt.

Hier kann und sollte sich die/der Einzelne konfrontativ mit der Produktion neuer Entitäten befassen, die die „Politik des Werdens” durch eine Begegnung mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Immigration wie auch Migrationsprozessen, durch welche Biopower ausgeübt wird, wiederbeleben. Dabei werden rassistische Hierarchien und kapitalistische Imperative im Rahmen einer Darstellung prekärer geopolitischer Realitäten innerhalb einer sich verändernden politischen Geographie ans Licht gebracht und Ausblicke in die Zukunft erstellt, um die Zeit, in der wir leben, zu reflektieren.

Genau hier muss sich der/die Einzelne existenziell mit dem abfinden, was aus der Beziehung zwischen Widerstand und kreativem Schaffen entsteht und dabei nach strategischen Dynamiken suchen, „um die Situation zu transformieren und aktiv am Prozess teilzunehmen.“ An dieser Stelle wird auch das politische Engagement zitiert, auf der Suche danach, wie sich das Mögliche neu definieren lässt, indem eine Argumentation über die Beziehung zwischen Mobilität und ihren ausschließenden Gegenstücken angeboten wird.

Im Hinblick auf die Betonung „neuer Wege der sozialen und politischen Handlungsfähigkeit, neuer möglicher Subjektivitäten und neu entstehender Artikulationen“ stellt sich die Frage: „Wie bestimmt/en der souveräne Staat/die Herrschenden die Möglichkeiten der Mobilität und wie strukturiert er Widerstand und ermöglicht nicht nur, sondern bedingt die Tatsache, dass sich die/der Einzelne selbst in diesen Zustand des Ausschlusses versetzt“, indem er/sie die Temporalitäten und ‚Positionalitäten’ an die Oberfläche bringt?

Zu diesem Zweck unterbricht die kritische Untersuchung die typische Struktur und heterogene Schichten, um aufzuspüren, an welchen Punkten die „Kunst des Regierens“ in der Produktion und in den Parametern neuer Lebensformen aufrechterhalten und generiert wird. So werden die Betreffenden an einen anderen Ort der Existenz weit weg degradiert, es wird „ein Schritt nach rechts“ gemacht.

Teilnehmende Künstler:

Songül Boyraz
Import Bride - Broken Dreams (Importierte Braut – zerplatzte Träume), video installation

In der vielschichtigen Installation Import Bride - Broken Dreams konfrontiert Songül Boyraz die BetrachterIn mit den kulturellen Normen und Normalisierungsprozessen, die zu zusätzlichen Problemen beim Status der Migrantin führen, besonders bei Frauen in geschlossenen Wohnanlagen (‚gated communities’) am Rande ausschließender Siedlungszonen. Sie fördert dabei Spannungen zwischen den besonderen und universellen Gewohnheiten zutage.

Dies beinhaltet die Neuformulierung einer neuen Bezugsordnung und einer geographisch umorientierten kulturellen Produktion aus dem, was die von den MigrantInnen verkörperten Erfahrungen bestimmt: „das Werden” zu einer neuen Form der Zirkularität von Zukunftsmöglichkeiten.

Durch das epistemologische Porträt in Videos mit einfacher Kameraführung kann die BetrachterIn miterleben, wie sich Segregation in die unterschiedlichsten Quellen der Bilddarstellung „einnistet”. Die Temporalitäten und ‚Positionalitäten’ sind durch unterschiedliche, konstitutive Charakteristika geprägt, die ausgeprägte Prozesse sozialer Transformation ausmachen. Hier besteht die Herausforderung darin, über den Schnittpunkt hinauszugehen, wo Paradoxien historischer Augenblicke und ‚Krisenmomente’ ausgehalten werden, wenn neue Konstellationen in integrierten sozialen Strukturen auftauchen und diese an einen anderen Ort relegiert werden, abgesteckt in der Formulierung: „Was der/die Einzelne wird und durch was der/die Einzelne wird.”

Kurzbiografie:

Songül Boyraz lebt in Wien und studierte Bildhauerei an der Fakultät für bildende Kunst der Mimar Sinan University in Istanbul und an der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie arbeitet in den Bereichen Fotografie, Video und Installationen. Ihre Arbeitsmethode beinhaltet die Reise an neue Orte, an denen sie durch intensive Beobachtung und persönliche Kontakte unterschiedliche soziale Strukturen beschreibt, während sich ihre Projekte in der Regel schwerpunktmäßig mit Rassismus und der Erkundung von Grenz-und Immigrationsproblemen befassen, vor allem mit Überlebensstrategien.
Boyraz war an den folgenden Projekten/Ausstellungen beteiligt: „Be realist, demand the impossible!“ (Istanbul), Die Kunst der Landwirtschaft (Tiroler Landes Museum Ferdinandeum, Innsbruck) 2007, International Rotterdam Film Festival (Rotterdam) 2006, Free kick (Istanbul Biennale), Schauspiel ohne Rampe (Shedhalle, Zürich), Diagonale 05 (Graz) 2005, Intercultural Videoart Exhibition, Europa - inVex (Tokio), International Biennial of Young Art - „Big Social Game“ (Turin) 2002, The Subject and Power (Moskau) 2001 and Gouvernementalität, Expo 2000 (Hannover) 2000.
www.songulboyraz.com

Petja Dimitrova
blue card for Keti, video installation

„Ich wollte immer Künstlerin werden, nur hat mein Vater mein Leben auf den Kopf gestellt. Er hat mich in einer Sportschule eingeschrieben, damit ich Gymnastikerin werde! … Ich wollte mein Ding durchziehen und habe 1989 meine Koffer gepackt… Österreich war nie mein Ziel, doch blieb ich hier und machte ziemlich alles durch.”

Die Video-Arbeit blue card for Keti geht der Geschichte einer Migrantin aus Bulgarien nach, die seit 1989 in Wien lebt. Welche Möglichkeiten hatte sie, die Illegalisierte, als Sängerin und Tänzerin in der Öffentlichkeit aufzutreten und als Künstlerin Anerkennung zu bekommen? Wie war ihre jahrzehntelange künstlerische Praxis in Lokalen der serbischen und türkischen Diaspora organisiert, welches Wissen hat sie dabei erworben? Welche Wege der Legalisierung und Stabilisierung ihres Aufenthalts ging sie in Österreich während den 1990er Jahren und welche Rolle spielte ihre Ehe mit einem österreichischen Polizeibeamten dabei? Wo in ihrem Leben steht sie jetzt und wofür?

Ketis Lebens- und Arbeitsverhältnisse sind exemplarisch für die Kämpfe der MigrantInnen gegen ihre Prekarisierung und den weitverbreiteten Rassismus in Österreich und zeigen Strategien gegen die vorherrschende Bevölkerungsregulierung und Umstrukturierung des europäischen Grenzregimes seit dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ auf. Ihr Lebensweg ist somit eng mit der Geschichte der Migration in Europa verknüpft und veranschaulicht jene geschlechterspezifischen, emanzipatorischen Praktiken, die in kollektive Prozesse des Widerstands einfließen.

Angaben zu historischen Ereignissen sowie zu Informationen und Dokumenten, welche im Video besprochen werden, werden in Form einer Installation zusammengeführt und stellen somit ein Mapping der österreichischen Migrationspolitik seit 1989 dar.

Kurzbiografie:

Petja Dimitrova lebt und arbeitet als Künstlerin seit 1994 in Wien. Schwerpunkte ihrer künstlerischen Praxis zwischen bildender Kunst sowie politischer und partizipativer Kulturarbeit sind aktuelle gesellschaftspolitische Themen, dabei arbeitet sie auch mit verschiedenen KünstlerInnengruppen und NGOs. Sie arbeitet mit unterschiedlichen Medien wie Video, Zeichnung, Print und neuen Medien und ist Vorstandsmitglied der IG Bildende Kunst, lehrt an der Akademie der Bildenden Künste Wien, war beteiligt in mehreren Ausstellungen und (Publikations-)Projekten und ist Redaktionsmitglied von Kulturrisse, Mo/ment – Gazette für Menschenrechte und Migration.

Alban Muja
Free Your Mind (Befrei, was du denkst), video

Free Your Mind beschäftigt sich mit dem Akt der Präsentation mediatisierter Performances mit der Absicht, sich aus einem Raum von Möglichkeiten „selbst zu befreien” am Rande eines Zustands, in dem er zu einem ‚transformativen Akteur’ innerhalb von Grenzbereichen und Peripherie wird. Seine Performance reicht über eine rein visuelle Faszination hinaus und stellt vielmehr eine dramatische Erzählung mit vielfältigsten Bezügen dar.

Muja spricht laut eine Reihe von Namen aus der zeitgenössischen Kunstszene aus, beruhend auf der Ontologie der Potentialität, sie „in leere Klänge zu verwandeln“. Dieser Akt ist in einer Leere kodiert, in der die Realität der Darstellung nicht identifiziert, wer die Namen sind und wie die Dinge sich verhalten, sondern eher einen Möglichkeitsraum absteckt, eine entlegene Seite „seiner eigenen, souveränen künstlerischen Identität“ in Bezug auf die geopolitischen Realitäten der Umgebung, in die er hineingeboren wurde“.

In seiner Arbeit versucht Muja, die Entstehung der Idee des „Balkans” und der „Balkanisierung” auf spielerische Weise sichtbar zu machen, sowohl als Selbstwahrnehmung eines Insiders wie auch eines Outsiders. Als Reaktion auf die bestimmende geopolitsche Umgebung spiegelt das grundlegende Paradox alter sozialer Bindungen lokal definierter Gemeinschaft und das trübe Bewusstsein kultureller Angst eine ‚autonome’ Existenz. Dadurch entsteht eine Artikulation, in der es um die Frage geht: Wie ist es möglich, Kunst in einem Zustand zu schaffen, in dem Verbindungen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hervorgebracht werden und unterschiedliche Visionen aufeinandertreffen?

Kurzbiografie:

Alban Mujas künstlerische Arbeit umfasst Videoinstallationen, Zeichnungen und Performances. Muja ist von den sozialen und politischen Transformationsprozessen in seinem Heimatland Kosovo beeinflusst. So erforscht Muja die Geschichte wie auch sozio-politische Themen und verbindet diese mit der Stellung als Künstler und der sozialen Position von KünstlerInnen im heutigen Kosovo.
Muja wird umfangreich in Europa und Amerika in Austellungen und auf Festivals gezeigt, darunter: Ljubljana Graphic Biennale (Ljubljana), Basel – VOLTA 5 Basel (Basel), /si:n / festival of video art & performance (Ramallah / Jerusalem / Gaza, Palestina), 5. VIENNAFAIR (Wien), Contemporary art fair Artbrussels (Brüssel), Henkel Award for Contemporary Drawing, Art Point Gallery (Wien), „The Practice of Everyday Life” (Berlin), 1st International Tehran Biennale, „Urban Jealosy” (Teheran), ‚Istanbul, Berlin, Belgrad. Control and Resistance on the Street (Belgrad), ‚Festival 404’, International Contemporary Art, (Triest), ‚Exception’ Museum of Contemporary Art (Novi Sad), 2nd International Short Film Festival (Athen), ‚Distance’ Center for Contemporary Art ‘Station’ (Prishtina), 53rd International Short Film Festival (Oberhausen), „Objects in Waiting-Gift”, Man Museum, Liverpool Biennale (Liverpool), „Border Crossing - Semionauti” C/O Careof (Mailand), Cetinje Biennale 5 „Love it or Leave it”, (Montenegro).
http://albanmuja.blogspot.com

 
Archiv-Screenshot:

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