We can't find the internet
Attempting to reconnect
Verbindung zu esel.at
JAPAN JAPAN
Lior Shamriz, Israel/Deutschland/USA 2007, OmeU, DigiBeta, 65 min.
DREHBUCH, KAMERA, SCHNITT: Lior Shamriz. MUSIK: Jochen Jezussek. MIT: Imri Kahn, Tal Meiri, Irit Gidron, Naama Yuria, Amnon Friedman, Benny Ziffer
Vorfilm: BRAMADERO
Österreich-Premiere
Eine stilistisch facettenreiche, freizügige und zeitweise explizite Collage über die Liebe, das Leben und das Kino. Als Entdeckung im Wettbewerb von Locarno wurde Japan Japan des in Berlin ansässigen, israelischen Regisseurs Lior Shamriz gefeiert - und das zu Recht.
Mit geringem Budget und lediglich mit einer Mini-DV-Kamera ausgestattet, gelingt Shamriz ein äußerst reizvolles Porträt eines vom Land nach Tel Aviv ziehenden, jungen Mannes, der allerdings von einem Leben in Japan träumt. Hierfür braucht Imri - so der Name des Protagonisten, der von Imria Shan in einer exzellenten Mischung aus Charme und Zurückhaltung verkörpert wird - Geld, sprich einen Job, den er in einem Süßwarengeschäft findet. In seiner Freizeit genießt Imri das schwule Angebot der Stadt und die witzigen Absonderheiten seiner Mitbewohnerin, ebenso wie die verspielten Videogrußbotschaften einer Freundin, die nach New York gezogen ist.
Japan kennt Imri nur über exotische Bilder (vorwiegend Mangas und Pornos), Erzählungen und Sushi-Restaurants. Ähnlich wird auch Tel Aviv aus einer mitteleuropäischen Perspektive wahrgenommen, die der Film in stimmig eingebauten, semidokumentarischen Bildern erschließt: „I wanted to see what happens when a fictional story is structured as a documentary one would be“, so Shamriz in einem Statement. „As a filmmaker in Israel I knew that my films would often be perceived as a window to an exotic place in the midst of a political conflict. In my film I wanted to question the place exotism and orientism in cinema and in my life.“
Diese Verschiebung meistert Japan Japan , der ohne fertiges Skript entstand und auf Improvisationen der SchauspielerInnen beruht, mit Bravour, ohne die Politik, die zum Alltag gehört, völlig aus den Augen zu verlieren. Auch formal arbeitet Japan Japan abseits der Konvention: Shamriz mischt unterschiedliche kinematografische Filmstile miteinander, wodurch eine Collage quer durch einzelne Genres entsteht. Dabei greift die Erzählung mal nach vorne und wieder zurück, verrinnt teilweise ineinander, stets bedacht, die Geschichte und die formalästhetischen Komponenten in Balance zu halten. „Cinema is dead“, konstatiert Imri zu Beginn des Films. Japan, Japan tritt daraufhin den lebendigen Gegenbeweis an. Oder anders formuliert: Sollte der Tod des Kinos wie Japan, Japan ausschauen, ist dieser nur zu begrüßen. (Dietmar Schwärzler)
Best Fiction Film - Mexico City Intl Contemporary FF 2008
