We can't find the internet
Attempting to reconnect
Verbindung zu esel.at
Tokio - Moskau - Wien - New York – Berlin
Die aktuelle Ausstellung der Galerie Nikola Vujasin bietet dem Medium
Zeichnung und dem, was man als dessen erweiterten Kontext verstehen
kann, einen Rahmen. Strich, Linie, Abdruck, Relief, Ornament; diese und
andere grafische Kategorien liefern Stoff für die Arbeiten der sieben
Jungkünstler(gruppen), die sich ihren jeweils charakteristischen Zugang
zum Thema suchen. Allen Exponaten, die in verschiedenen Welthauptstädten
entstanden sind, ist ein „Spuren Hinterlassen“, ein Abbild – der
Realität, der Zeit, des Geschehens, eines Objektes – gemein.
Einprägsam erfährt man die Arbeit von Christian Grillitsch, dessen
Fahrrad hier das Werkzeug für das Erstellen seiner grafischen Arbeit
wurde. „Velodraw“ hinterlässt expressive Bremsspuren. Ihre Spurensuche
in den Straßen Tokios dokumentierten Belen Rodriguez-Gonzales und Axel
Koschier auf ganz eigene Art und Weise: die von ihnen angefertigten
Frottagen der Gullideckel der Metropole weisen sowohl Referenzen zu dem
in Japan verbreiteten Gebrauch von Stempeln, als auch ein Bekennen zu
klaren ornamentalen Formen auf. Durch das Durchdrücken der Reliefs auf
japanisches Papier wird ein Stück Tokyo an die Galeriewand transferiert.
Ebenso einen Bruchteil, allerdings aus der Vergangenheit, hat Valentin
Ruhry mitgebracht. Einen VW-Bus, in dem er vorübergehend gelebt und
einige Reisen unternommen hat, zeichnet er emblematisch mittels
Kabelschnüren an die Wand. Die Zeit als maßgeblicher Faktor spielt bei
Christian Konrad Schröder eine Rolle: seine „Zeit-Portraits“ entstanden
mithilfe eines Straßenkünstlers. Ein Film dokumentiert den Ursprung der
Papierbahnen, die ein zeitlich aufgegliedertes Portrait sichtbar machen.
Ein Linienspiel, das Florian Knispel mit „Drawing Recording Projecting“
auf ähnliche Weise aufgegriffen hat. Doch kommt er zu einem anderen
Resultat: Die abgezeichneten Konturen mehrerer aufeinanderfolgender
Projektionen der eigenen Silhouette erzeugen ein ornamentales Gebilde.
Das Ornament, das auf einem Fingerabdruck zu finden ist, bilden Nouchka
und Alexander Wolf auf die schmerzhafte Variante ab: Ein Video
dokumentiert die Prozedur, bei der Superkleber und ein kleines Hackbeil
die Hauptrollen spielen. Belege des Vorgangs sind die kriminaltechnisch
bekannten Fingerprints, die jedoch einen Schönheitsfehler aufweisen. Und
schließlich zeigt Beatrix Bakondy „Möglichkeiten“, wie ein Schatten – in
diesem Fall jener des Galeriefensters — für sie ebenfalls als grafisches
Abbild funktioniert. (Margit Emesz)
Kuratiert von Karl Kühn.
