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Bertram Hasenauer: Porträts zwischen Entrücktheit und Hypnose Event
Von 28. Mai bis 14. Juni 2009 werden im tresor
des Bank Austria Kunstforums aktuelle Werke von Bertram Hasenauer, dem
Gewinner des Eisler Preises 2008, präsentiert. Hasenauer, 1970 in Saalfelden
geboren, studierte von 1992 bis 1998 auf der Akademie der bildenden Künste
in Wien, der Hochschule der Künste in Berlin und am Central Saint Martins
College of Art and Design in London. Der Künstler lebt und arbeitet in
Berlin.
Betram Hasenauer zählt zu einer Künstlergeneration, die sich dem Abbild der
Wirklichkeit verschrieben hat. Im Unterschied zu den Protagonisten der Neuen
Malerei, die die 1980er Jahre mit ihren expressiv malerischen Bildwürfen
bestimmt hat, kommt es im Laufe der 1990er Jahre zu einer merklichen Wende
in der gegenständlichen Malerei. Anstelle des individuellen Ausdrucks und
der intuitiven Geste mit der Farbmaterie tritt eine sachlich kühle
Deskription der gesehenen Welt. Der distanzierte Blick löst das emotionale
Bauchgefühl ab. Selbst die ehemaligen Neuen Wilden, wie vor allem Alois
Mosbacher, tendieren dazu, die Figuren und Dinge deskriptiv und analytisch
auf den Bildträger zu übertragen, ohne jedoch das Malerische auszusparen.
Die folgenden Positionen der aktuellen figurativen Malerei gehen
selbstverständlich mit den Neuen Medien um, sehen Video, Internet, Fernsehen
oder die Fotografie als formalästhetisch-inhaltlichen Filter zwischen Alltag
und autonomer Bildrealität. Zu dieser Ausrichtung zählen unter anderen
Muntean und Rosenblum, Maja Vukoje oder Martin Schnur.
Auf den ersten Blick scheinen Bertram Hasenauers Figurendarstellungen
ebenfalls dem deskriptiven, analytischen Prinzip zu folgen. Bei genauerer
Betrachtung entstehen jedoch merkliche Distanzen zur reinen Abbildung mit
scharf gestellter Linse. Meist bilden weiße, monochrome Flächen den
Hintergrund, der Momente des Szenischen und Illusionären ausblendet. Die
abstrakte Sphäre vermittelt Zeitlosigkeit und Stille, in die der Maler seine
Protagonisten integriert. Es sind Figurentypen aus der Mode- und
Jugendkultur, ohne jegliche persönliche Physiognomie und Regung. Ihre
Uniformität wird vor allem in den Gemälden mit Rückenansichten unterstrichen
- etwa bei sich abwendenden, mit Kapuze getarnten Teenies, die Kommunikation
und sozialen Austausch vermeiden. Diese Posen und Gesten analysiert und
destilliert der Künstler zu einer Typologie, die sich dann in seinen
Gemälden und Zeichnungen wieder findet. Das ist aber nur die eine, anonyme,
uniforme Seite.
Zum anderen entstehen Porträts mit entschiedener Eindringlichkeit. Der
Blick, der von den meist androgynen Jugendlichen ausgeht, ist dominant,
irisierend und zugleich in sich versunken, lyrisch, meditativ. Ein
psychisches Changieren zwischen Anwesenheit als Gegenüber und Entrücktheit.
Hasenauer hält nicht an der Einzigartigkeit des Aussehens einer bestimmten
Person fest, sondern verwandelt die menschliche Figur in eine Erscheinung.
Seine sensible Handschrift unterstreicht diese ephemere Immaterialität.
Besonders in den Buntstiftzeichnungen ist die feinsinnige Ausführung des
Körpers erkennbar: ein atmosphärischer Hauch von Farbe, Fläche und Linie
anstatt Plastizität, Körperlichkeit und Stofflichkeit. Sein Duktus ist
diszipliniert, einheitlich, dem Sachlichen verpflichtet. Vor allem die Linie
spielt in Hasenauers formalem Reservoir eine zentrale Rolle; sie bewirkt
eine klare Abgrenzung zwischen Figur und Grund, dem abgebildeten Wesen und
der Stille des Weiß. Dieser isolierende Charakter lässt an neusachliche
Positionen der Zwischenkriegszeit denken, an Meisterzeichnungen von Ingres
oder an die Florentiner Schule von Botticelli bis Bronzino. Hasenauer nimmt
Anleihe am klassischen Typus des Büstenporträts, meist in Frontalansicht.
Man denke hierbei etwa auch an Frida Kahlos eindrückliche Selbstporträts im
Dschungel mit Affen und Haustieren - mit hypnotischer Autorität gegenüber
dem Betrachter. Hiermit orientiert sich Bertram Hasenauer entschieden an
piktorialen Traditionen der Kunstgeschichte, distanziert von der alleinigen
Wiedergabe des Alltags.
Neben den Werk dominierenden Porträts sind in der letzten Zeit einige
Landschaften entstanden: Lichtungen im kontrastreichen Hell-Dunkel,
tiefgrüne Nadelwälder, oft mit weißen Streifen an der unteren Bildzone
verbunden. Auch hier übernehmen Zeitlosigkeit und Isolation die Bildregie.
Ob ein Gemälde von Mensch oder Baum, es ist mehr bildliche Erinnerungen mit
seelischer Aufladung, denn faktische Beschreibungen mit distanziertem Gemüt
von Wirklichkeiten.
Der Georg Eisler Preis ist einer der profiliertesten Preise für junge
Künstlerinnen und Künstler in Österreich. Er setzt sich aus einem
Ankaufspreis der Bank Austria und einer Ausstellung im tresor des Bank
Austria Kunstforums zusammen. Seit 1988 wird der Eisler Preis von der Bank
Austria vergeben, er kommt als Förderpreis vor allem jungen Malern und
Malerinnen zugute. Neu: Ab 2010 wird der Eisler Preis jedes zweite Jahr
vergeben und auf 24.000 Euro erhöht! Damit ist er der höchst dotierte
Kunstpreis in Österreich.