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Im Gegensatz zu ihren kanonisierten Vorfahren wie Maya Deren, Kenneth Anger,
Stan Brakhage, Ken Jacobs, Andy Warhol oder Michael Snow sind die jüngeren Generationen des experimentellen amerikanischen Kinos in Europa kaum bekannt. Dieses unabhängige Filmschaffen floriert weiterhin: Gerade in einer Zeit, in der
digitale Werkzeuge und Ästhetiken als Mainstream-Standard gelten, hat die bewusste, avancierte Arbeit mit Film in Amerika einen neuen Aufschwung erlebt.
Dieser Aufschwung zeigt sich nicht nur in den bestechenden Werken neuer Künstler/innen, die im letzten Jahrzehnt hervorgetreten sind, sondern auch in neuen Festivals und filmkulturellen Initiativen, in der kritischen Rezeption (gerade unter jüngeren Kritikern, die online publizieren) und im Kunstbereich, wo Filmprojektionen heute wieder eine paradoxe „Avantgarde-Rolle“ gegenüber der omnipräsenten Videokunst spielen.
Das 2000 von Christopher May in Telluride, Colorado gegründete „reisende Festival“ TIE - The International Experimental Cinema Exposition ist eine exemplarische Plattform für neue Filmemacher-Generationen (und Wiederentdeckungen aus früheren Jahrzehnten). Nach begeistert aufgenommenen Veranstaltungen in Nord- und Südamerika gastiert TIE auf Einladung des Filmmuseums erstmals in Europa.
May wird vier kuratierte Programme mit 45 Werken vorstellen - darunter Filme von herausragenden, hierzulande noch zu entdeckenden Künstler/innen wie Deco Dawson, Brian Frye, David Gatten, Janie Geiser, Jeanne Liotta, Luther Price oder Luis Recoder: „films that illuminate the continuing vitality and beauty of celluloid.“
Im Programm finden sich auch Funde aus den 60er und 70er Jahren: frühe Filme von Nathaniel Dorsky, Paul Bartel, Tom Chomont, Vincent Grenier oder Lenny Lipton.
Programm 4
What the Water Said, nos. 4-6 (2007) von David Gatten. 14 min
In a Year with 13 Deaths (2008) von Jonathan Schwartz. 3 min
Oblivion (1969) von Tom Chomont. 4 min
Black and White Trypps Number Two (2006) von Ben Russell. 8 min
The Fourth Watch (2000) von Janie Geiser. 9 min
Spirit House (2008) von Robert Todd. 11 min
Artifices #1 (2008) von Alexandre Larose. 4 min
Sin título (Focus) (2008) von Pablo Marin. 4 min
Film (Parkour) (2008) von Cine Parkour. 20 min
Nothing Is Over Nothing (2008) von Jonathan Schwartz. 16 min
Sacred Space (2007) von David Chaim Cohen. 14 min
Das strahlende Opus magnum der Menschheit kann man in den kinematografischen Arbeiten dieses Programms spüren. Selbst wenn wir mittels unserer Augen „sehen“, so werden unsere Reaktionen doch von unserem Herzschlag bestimmt. Vom entferntesten Planeten bis zu den Wimpern auf den Lidern des schlafenden Geliebten hält das grenzenlose Universum Bildwelten bereit, die unser Herzklopfen aus dem Rhythmus bringen. (Christopher May)
Einführung: Christopher May
