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Fratres ist ein Dorf mit ca. 25 Einwohnern, jahrzehntelang isoliert an der Grenze von Österreich/Waldviertel und Slavonice/Südmähren gelegen. Gleichzeitig liegt nur 300 Meter hinter der Grenze die mittelgroße Stadt Slavonice. Orientierung und Organisation der BewohnerInnen von Fratres richtet sich aber nach wie vor Richtung Süden, nach Waldkirchen und Dobersberg, wo Kindergarten, Schule, Gemeindeamt etc. situiert sind und nicht in Richtung Slavonice, wohin es historische aber kaum aktuelle Verbindungen gibt. In der österreichischen Grenzstation ist noch Grenzpolizei untergebracht, die jeden Morgen ins Land fährt, um Kontrollen durchzuführen, in der tschechischen wohnen ehemalige Grenzbeamte.
Die Arbeit „Wohin verschwinden die Grenzen?“ wird direkt neben dem in den frühen 90er Jahren errichteten (postmodernen) Grenzübergang bei Fratres aufgebaut. Eine Metallkonstruktion (4m hoch und über 50m lang), die an Leichtbaukonstruktionen, wie sie in Tschechien vor allem in der verstaatlichten Landwirtschaft verwendet wurden, aber auch an Zäune und Abgrenzungen erinnert, zieht sich entlang einer Böschung wenige Meter von der eigentlichen Grenzlinie entfernt weit sichtbar hin. Die Konstruktion dient als Display für einen Schriftzug und für Bildtafeln und verweist gleichzeitig auf staatliche und private Abgrenzungsstrategien.
Zentrum dieser Konstruktion ist eine Fotoarbeit, die mit LaiendarstellerInnen aus Europa und Afrika in Čížov gestellt wurde, wo ein letzter Rest musealisierter „Eiserner Vorhang“ belassen worden ist. In den Fotos wurden Grenzszenen aus Mexiko/USA, Lampedusa/Nordafrika, Ungarn/Österreich etc., die durch ihr oftmalige Erscheinen in den Medien schon zum „kollektiven Gedächtnis“ gehören, nachinszeniert. Weiters werden Teile der Recherche über die österreichisch-tschechische Grenze und über Grenzen allgemein, die Andraschek/Lobnig in den letzten Jahren betrieben haben, auf dem Gerüst zu sehen sein. Die Arbeit ist darauf angelegt, aus der Distanz beim Vorüberfahren, aber auch bei einem kleinen Spaziergang im Detail betrachtet zu werden.
Der paradoxe Satz „Wohin verschwinden die Grenzen?“ stellt sich selbst in Frage. Würden sie wirklich verschwinden, müsste man nicht fragen, wohin. Sie verschieben sich nur, einerseits an die EU-Außengrenzen, wo sie in sehr ähnlicher Erscheinungsform (Stacheldrahtzäune, Absperrungen, strenge Personen- und Warenkontrollen etc.) wieder auftauchen, andererseits weg von der Grenze in das Land hinein, in zunehmende Kontrollen, in unsere Köpfe, in Diskussionen und Maßnahmen zu Sicherheit, Migration, Aufenthaltsrecht etc.
Eine Kooperation von Kunst im öffentlichen Raum NÖ und der NÖ Landesausstellung 2009 ÖSTERREICH.TSCHECHIEN geteilt getrennt vereint in Horn, Raabs und Telč.
Kurzbiografie Iris Andraschek und Hubert Lobnig
Iris Andraschek, geboren 1963 in Horn; Hubert Lobnig, geboren 1962 in Völkermarkt, lehrt seit 1993 Experimentelle Gestaltung an der Kunstuniversität Linz; 1997 gemeinsame Gründung von TIGERPARK; leben in Wien und Niederösterreich. Iris Andraschek und Hubert Lobnig arbeiten in den Bereichen Photographie, Installation und öffentlicher Raum. Zuletzt entstand in Niederösterreich als gemeinsames Projekt die Gestaltung des Forum Campus Krems.
Kostenloser Shuttlebus von Wien nach Fratres:
ab Wien, Universität, Grillparzerstraße / Ecke Rathauspark,
Abfahrt: 12.30 Uhr, Rückfahrt: ca. 18.00 Uhr
