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Eine Gelse, die nicht sticht
Hoch oben sitzt sie – auf der Mauer, auf der Lauer: die Gelse. Sie ist nicht gerade ein beliebtes Insekt, ihr Stich tut weh und ist lästig, weshalb wir sie im Scherz gerne als Blutsauger bezeichnen. Und darauf vergessen, dass auch sie ihre unersetzbare Rolle im ökologischen Kreislauf spielt …
Eine Gelse wird zum Motiv eines “Fliesenbildes“ auf einem hohen Gebäude gewählt und dieser somit zum „Gelsenturm“ umfunktioniert. Riesig, in Schwarzweiß, und, ja, fast zur Silhouette abstrahiert, zeigt sie das Insekt fast schon bedrohlich – einerseits. Anderseits präsentiert sich hier ästhetisch ansprechend und „schön“, was wir sonst als hässlich empfinden.
Der Effekt der Vergrößerung, in Verbindung mit der aufwendigen Fliesentechnik lässt das –auch im Weinviertel verbreitete –Insekt wie ein geheimnisvolles, vexierendes Schriftzeichen aussehen. Eine Chiffre aus dem komplexen Buch der „Natur“, in dem der Mensch, – dazugehörend, immer auch zerstört, wo er zu entschlüsseln meint. Und der lästig Stachel? Franz Kafka empfahl einmal, man solle nur Bücher lesen, die „einen stechen und beißen“.
Das gilt im Grunde für jedes Kunstwerk. So verweist auch der Stachel dieser Gelse symbolisch auf die Aufgabe der Kunst, Unruhe und Aufmerksamkeit zu wecken. Offenheit für andere Perspektiven als die anthropozentrische. Die “Welt“ der Menschen ist nur eine unter unzähligen. Von denen man, oft ahnungslos, abhängt. Aber das ist lediglich eine Betrachtungsweise, unter anderen. Entdecken Sie Ihre eigene – der Stich dieser Gelse schmerzfrei.
